Heimat - ein wahrlich schillernder Begriff, der so unterschiedlich gefüllt wird, wie es Menschen gibt. Deswegen ist auch problematisch, Heimat automatisch mit einem Ort zu assoziieren. Was für die einen Heimat ist, ist für andere provinzielle Enge. Ein britisches Wort lautet "home is where the heart is" - und nicht jeder Mensch hängt sein Herz an einen Ort oder ein Land, auch wenn er dort lebt. Und das ist auch gut so, gerade in einem Land, in dem der Heimatbegriff dermaßen emotional aufgeladen ist.

Und genau deswegen ist es auch wichtig, Heimat und Integration zu trennen. Integration ist nicht die Frage danach, ob und wie sich jemand zu Deutschland als Heimat bekennen kann. Es ist vielmehr die Frage danach, wie dieses Land verändert werden muss, damit auch Migrantinnen und Migranten gleiche Teilhaberechte wahrnehmen können - unabhängig davon, was sie für sich als Heimat definieren. Wer sein Herz nicht an dieses Land hängt, sondern etwa an seinen Glauben, ist nichtsdestoweniger Teil dieser Gesellschaft mit allen Rechten, und zwar auch dann, wenn ihn das zum Kritiker an den herrschenden Verhältnissen macht. In den 60er- und 70er-Jahren hat immerhin eine ganze Generation eine solche ganz bewusste Gegenposition zur Mehrheitskultur und -politik in diesem Land gelebt.

Für Kirche und Diakonie adressiert sich die Gestaltung von Integration in erster Linie an die Strukturen und Institutionen in diesem Land. Sie müssen sich öffnen und sie müssen Gleichberechtigung ermöglichen und sicherstellen: gleichberechtigte Bildungschancen durch eine grundlegende Reform des Schulsystems, Gleichberechtigung am Wohnungs- und Arbeitsmarkt durch Abbau von Diskriminierung und nicht zuletzt die gleichen Staatsbürgerrechte durch die erleichterte Einbürgung und das kommunale Ausländerwahlrecht.

Dr. Dirk Hauer ist Fachbereichsleiter Migration beim Diakonischen Werk