Heimat kann auch ein Geruch sein. "Milchreis", sagt Alexander Wilken, 17. Wenn seine Mutter den kocht, kommen bei ihm Gefühle von Geborgenheit, Kindheit und Zuhausesein auf. Alexander kommt aus Hamburg, genau aus Neuengamme. Er hat nie woanders gewohnt. Über den Begriff Heimat hat der Gymnasiast sich lange keine Gedanken gemacht. "Das war ja selbstverständlich." Bis er im vergangenen Jahr mit einer christlichen Jugendgruppe nach Israel gefahren ist. Er hat mit jungen Israelis über Verluste und Ängste gesprochen, wie sie sich fühlen, wenn jeden Tag neben ihnen eine Bombe hochgehen kann. "Mir ist in Israel klar geworden, wie glücklich ich mich schätzen kann, in einem so friedlichen Land wie Deutschland zu leben."

Aber Alexander hat noch eine andere, eine innere Heimat. "Die habe ich im Glauben gefunden." Den Weg dazu ist er alleine gegangen, denn niemand in seiner Familie ist religiös. Auch er habe sich eigentlich nur konfirmieren lassen, weil alle das so gemacht hätten. Vor gut zwei Jahren hat Alexanders Leben sich komplett verändert. Mehr oder weniger zufällig war er in einer Sommerfreizeit der Franz-von-Assisi-Gemeinde in Neuallermöhe gelandet.

"Mir ist da klar geworden, dass die Wissenschaft nicht alles lösen kann. Der Glaube gibt mir den Halt, dass da mehr ist als bloße Formeln." Inzwischen ist er regelmäßig in seiner Gemeinde und in der Jugendakademie Neuallermöhe, auch wenn es jedes Mal eine Stunde Fahrzeit bedeutet. Dort organisieren Jugendliche Diskussionsrunden mit Älteren. Sie sprechen über existenzielle Fragen des Glaubens, aber auch über Themen wie Schönheit oder Gewalt. "Hier geht es um uns selbst. Wir wollen mehr vom Leben erfahren und der Pastor und der Diakon helfen uns."

Seine Freunde sind alle gläubig. Dass sie das sind, habe er sich gar nicht so bewusst ausgesucht, sagt er. "Aber es kann sein, dass es unterbewusst eine Rolle spielt." Sein Glaube, sagt Alexander, sei die Grundlage, auf die er sich stütze und die ihm eine moralische Sicht auf die Dinge gibt. "Es gibt bei mir zwei Instanzen: Verstand und Religion." Aber für ihn ist auch klar: "Ich bin wichtiger als mein Glaube. Sobald er mich behindert, ist er nutzlos."