Das Spitzenensemble Spira mirabilis bringt die Musik zu denen, die sonst nicht in klassische Konzerte gehen

Es war einmal ein kleines Häuflein junger Spitzenmusiker aus vieler Herren Länder zwischen Norwegen, Italien, Israel und Australien. Diese Zauberstreicher und -bläser spielten sowieso schon im Musikerschlaraffenland, bei Orchestern wie den Berliner Philharmoniker oder dem Mahler Chamber Orchestra, aber das reichte ihnen noch nicht. Denn sie wünschten sich eine Welt ganz ohne Dienstzeiten und Dirigenten, in der es nur um Musik geht - die wollten sie nämlich gerne zu den Menschen bringen! Und deshalb versammelte sich dieses Häuflein eines Tages dort, wo die Zitronen blühen, um ein eigenes Ensembles zu gründen.

Das klingt ein bisschen wie im Märchen, ist aber eine wahre und ziemlich aktuelle Geschichte - denn sie handelt vom real existierenden Orchester Spira mirabilis.

Der Begriff kommt aus der Mathematik und bezeichnet eine besondere Spiralenform, die sich mit jeder Umdrehung um den gleichen Faktor von ihrem Mittelpunkt entfernt und die optisch ein bisschen an die Schnecke am oberen Ende eines Streichinstruments erinnert.

Ein Forscher der Barockzeit war so von der Spirale fasziniert, dass er sie als Spira mirabilis, also "wundersame Spirale", bezeichnete - ein passender Name für das ungewöhnliche Musikprojekt. Denn auch das ist in der heutigen Zeit wie ein kleines Wunder.

Schließlich sollte man eigentlich denken, wer zu einem weltweit renommierten Orchester gehört, könnte es sich richtig bequem machen. Aber Pustekuchen! Die Mitglieder von Spira mirablis - im Durchschnitt 26 Jahre jung - haben trotz ihres Erfolgs noch einen Traum. Und der handelt davon, den Geist der Kammermusik auf das Orchester zu übertragen. Das heißt: Die Kommunikation untereinander, das Aufeinander-Hören sind die entscheidenden Voraussetzungen für das Zusammenspiel. Dafür braucht man keinen Dirigenten, sondern "nur" ganz offene Ohren. Mit dieser Philosophie nähern sich die Musiker einem breit gefächerten Repertoire, das von Haydn über Schubert bis zu Bartok reicht.

So weit der rein musikalische Teil des Konzepts. Der Idealismus geht aber noch weiter. Im ersten Jahr ihres Bestehens haben die Interpreten komplett auf eine Gage verzichtet, um ein weiteres wichtiges Anliegen zu verwirklichen: Sie wollen nämlich ganz bewusst nicht (nur) in den ohnehin gut versorgten Spielstätten auftreten, sondern ein möglichst breites Publikum erreichen - und gehen dafür zum Beispiel verstärkt in Schulen, Rehabilitationszentren oder andere ungewöhnliche Orte.

Auch das klingt fast wie ein Märchen. Und wenn sie nicht gestorben sind, kommen sie Anfang Oktober nach Hamburg.

Spira mirabilis 3.10., 20 Uhr, Docks. Tickets, Abos und Infos gibt es im Elbphilharmonie Kulturcafé am Mönckebergbrunnen unter T. 35 76 66 66.

E-Mail: kulturcafe@elbphilharmonie.de

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