NDR Das Alte Werk bittet zum “Concerto Italiano“

Die viel gescholtene Globalisierung hat sich längst auch des Musiklebens bemächtigt. Das mag bedauerlich sein, weil es die Austauschbarkeit von Klang und Interpretationsstil begünstigt -zu ändern ist es nicht. Selbst in den handverlesenen Alte-Musik-Ensembles sitzen Seit an Seit Japaner und Franzosen, Schweden und Tschechen. Für ein spezifisch regionales Gepräge braucht es schon einen sehr entschiedenen Leiter.

Einen wie Rinaldo Alessandrini, den Gründer und Kopf des gefeierten Concerto Italiano, das bei NDR Das Alte Werk das erste Abonnementskonzert der neuen Saison geben wird. Zu Alessandrinis Berufsethos gehört nicht nur das akribische Studium der musikalischen Quellen, sondern auch, herauszufinden, in was für einer Zeit und vor welchen biografischen wie gesellschaftlichen Hintergründen ein Werk entstanden ist. Das ist kein Selbstzweck. Denn je nachdem, für welche Gesellschaftsschicht, zu welchem Anlass und in welcher politischen Situation die Musik geschrieben wurde, sind dynamische Kontraste unterschiedlich stark zu dosieren, sind raue, gar hässliche Töne statthaft oder undenkbar, braucht eine Note ein winziges bisschen mehr Zeit. Es sind diese Feinheiten, durch die seine Interpretationen glaubwürdig und aufregend werden und die den unverwechselbaren Tonfall des Ensembles ausmachen.

Ihr Debüt beim Alten Werk geben die Künstler mit einem - Überraschung - rein italienischen Programm, das aber - Überraschung - kaum Vivaldi enthält. Beginnend bei dem frühbarocken Girolamo Frescobaldi, schreiten die Musiker die Entwicklung der italienischen Barockmusik exemplarisch ab und fördern ein faszinierendes stilistisches Kaleidoskop zutage.

Francesco Geminiani etwa setzte sich unbekümmert über die Regeln der harmonischen Modulation hinweg - mit aufregenden Ergebnissen. Frescobaldi war berühmt für seine Kunst, Gefühlszustände durch bestimmte Wendungen darzustellen. Biagio Marini hat sich bei den Geigern unsterblich gemacht, indem er so knifflige Dinge wie Akkordgriffe oder Bogenvibrato forderte oder gar, die Saiten umzustimmen. Und Carlo Farina lässt in seinem berühmten Capriccio Stravagante gar einen ganzen Bauernhof los.

Concerto Italiano 27.9., 20 Uhr, Laeiszhalle.

Sonderkonzerte: Los Otros 1.9., 20 Uhr, und La Venexiana 17.9., 20 Uhr, beide in Kooperation mit dem Bucerius Kunst Forum

David Orlowsky/Singer Pur 10.11., 20 Uhr, St. Johannis Harvestehude.

Karten und Infos unter T. 0180/178 79 80