Das Opernloft spielt ab September im Axel-Springer-Haus

Statt in einer Zigarettenfabrik und Stierkampfarena spielt Bizets "Carmen" diesmal in einer Highschool. Im Opernloft wird Carmen zu einer heißblütigen Schülerin, José zum braven Referendar und Escamillo zum Footballstar. "Wir wollen Oper auf das Wesentliche reduzieren. Dafür schauen wir uns die Charaktere genau an - und Carmen verhält sich schlicht unreif. Sie handelt nicht wie eine 25-jährige Frau, sondern eher wie ein Teenager", so Inken Rahardt, künstlerische Leiterin des Opernlofts. "Zudem versuchen wir die Erfahrungswelt der Jugend einzubeziehen. Womit wir bei der Highschool wären", ergänzt Dramaturgin Susann Oberacker. Zudem wirkt der Kontext "coole Highschool-Lovestory" interessanter als ein Setting in einem Hamburger Gymnasium.

Und darum geht es dem Opernloft-Dreigestirn, zu dem noch Geschäftsführerin Yvonne Bernbom gehört. Denn sie wollen Operneinsteiger anlocken. Das können Kinder ab drei Jahren sein oder Jugendliche, für die das Format "Electr'Opera" entwickelt wurde. Immer häufiger befanden sich auch Erwachsene im Publikum - ohne Kinderbegleitung. "Sie meinten, hier einen Zugang zur Oper gefunden zu haben. Andere fanden es spannend, Oper ganz neu zu erleben. Also haben wir 'Oper in kurz' für Erwachsene ins Repertoire aufgenommen", so Rahardt. Wagners "Ring des Nibelungen" dauert beispielsweise 90 Minuten: "Die Dauer eines Fußballspiels, die kann man schon mal für eine neue Erfahrung investieren."

Inszeniert werden bekannte Opern wie "Carmen", "La Bohème" oder "Die Zauberflöte" in einer Kombination aus Theater und Musik. "Wir setzen stärker auf Tugenden des Sprechtheaters, etwa auf die Authentizität der Darsteller. Die Solisten erzählen die Geschichten nicht nur mit der Stimme, sondern auch mit dem Körper." Zur klassischen Oper gehöre dagegen eine gewisse Künstlichkeit im Gebaren der Sänger, die Opernneulinge oft abschrecke, so Rahardt.

Das Opernloft gibt sich anders. Mit pfiffigen Inszenierungen, jungen Musikern und Sängern, die mal in Jeans, mal mit Bodypainting oder fantasievollen Kostümen statt verstaubter Mozartperücke auftreten, will man Leute erreichen. Auch das Ambiente soll Hemmschwellen abbauen. Statt auf schweren Samt setzt man auf lockere Fabrikloft-Atmosphäre. An der wird derzeit noch gearbeitet. Die neue Saison eröffnet das Opernloft offiziell am 18. September. Doch schon zur "Hamburger Theaternacht" am 11. September wird sich der Vorhang erstmals in den neuen Räumlichkeiten öffnen. Der Umzug aus der Conventstraße in die Fuhlentwiete wurde vor allem wegen des zunehmenden Erfolgs nötig. Begonnen hat die Geschichte des Opernlofts, als die Sängerinnen Inken Rahardt und Yvonne Bernbom feststellten, dass sie vor allem für älteres Publikum sangen. "Wir fragten uns, wer kümmert sich um den Nachwuchs?", erzählt Rahardt. 2002 gründeten sie das "Junge Musiktheater Hamburg", 2003 hatte ihre erste "Zauberflöte" für Kinder Premiere. 2007 wurde daraus das Opernloft. Das Konzept selbst entwickelt sich stetig immer weiter. Neu ist beispielsweise die "Lieblingslieder Lounge": Junge Talente stellen dabei sich und ihre Lieblingslieder vor.

In diesem Jahr erhält das Opernloft den mit 35 000 Euro dotierten "Pegasus Preis". Die Auszeichnung wird seit 1999 an das Hamburger Privattheater mit der überzeugendsten Gesamtleistung vergeben.

www.opernloft.de