Regina Quasts erster Arbeitstag bei Axel Springer war kein Aprilscherz, auch wenn er auf den 1. April 1955 fiel. Mittlerweile ist sie seit mehr als einem halben Jahrhundert im Unternehmen tätig und erinnert sich:

"Ich war eine von dreizehn Auszubildenden, und ich erinnere mich noch genau daran, wie wir - wahnsinnig aufgeregt - von unserem Lehrlingsvater Helmuth Klosterfelde im Hamburger Verlagshaus begrüßt wurden. Jeder von uns war stolz, in diesem Hause nun täglich ein und aus gehen zu dürfen. Schon als ich zur Schule ging, war für mich klar: Ich bewerbe mich bei Axel Springer & Sohn. Mein Vater war Rotationsdrucker in diesem Hause, ich bin quasi mit dem Geruch von Druckerschwärze aufgewachsen. Meine erste Station war der Vertrieb Bild unter der damaligen Leitung von Fritz Wirth, einem Urgestein des Vertriebs aus dem Berliner Verlag Rudolf Mosse. Das Büro lag im siebten Stock des Hamburger Verlagsgebäudes, dort, wo später über Jahre die Kantine war.

Fritz Wirth war ein sehr temperamentvoller Chef. Wenn er die Tür öffnete, konnte man auch am Ende des Großraumbüros noch jedes Wort verstehen. An diese Art musste ich mich erst gewöhnen, aber er war ein wunderbarer Chef.

Im Laufe meiner verlagskaufmännischen Ausbildung durchlief ich mehrere Abteilungen: Vertrieb, Anzeigen, Redaktion, Technik, Personalbereich. Als wir ausgelernt hatten, wollten möglichst alle in den Anzeigenbereich. Ich jedoch entschied mich für das Lohn- und Gehaltsbüro, aus späterer Sicht genau der richtige Entschluss. Mir gefiel diese Arbeit, weil ich jeden Tag mit vielen unterschiedlichen Menschen zu tun hatte. Ich weiß noch, wie wir an Zahltagen die Türen verriegelten und den Lohn abzählten und in Tüten packten. Denn Bankkonten wurden erst später eingeführt. 1962 wechselte ich in die Personalverwaltung Leitende Angestellte. Anfangs zuständig für die Gehaltsabrechnung, übernahm ich in den 70er-Jahren den gesamten Bereich. Verschwiegenheit ist mein oberstes Gebot, vielleicht ist dieses gelebte Motto auch der Grund dafür, dass ich beim Wechsel der Vorstandsvorsitzenden den Bereich weiterführen konnte.

Durch meine Tätigkeit habe ich natürlich einen sehr vertraulichen Einblick in das Unternehmen. Ich habe viele Gespräche geführt, die angenehm und auch weniger angenehm waren. Für mich war stets Voraussetzung, dass der Mitarbeiter fair behandelt wird, damit man sich, wenn man sich später einmal über den Weg läuft, noch in die Augen schauen kann.

Im Jahr 2004 ist unser Büro von Hamburg nach Berlin verlegt worden. Für uns alle war es selbstverständlich, geschlossen umzuziehen. Nun schreiben wir das Jahr 2010, und ich kann sagen, dass ich mich freue, nach so vielen Jahren immer noch im Verlag tätig sein zu können."

Regina Quast ist Leiterin der Stabsabteilung Personal Leitende Angestellte