Die historischen Gärten am Kiekeberg erzählen von vergangenen Zeiten

Der älteste Garten der Geschichte lag in Eden. Dort gab es Flüsse, die Feuchtigkeit spendeten, allerlei Pflanzen und Bäume mit köstlichen Früchten, Tiere auf dem Land, zu Wasser und in der Luft - und irgendwann auch den Menschen, damit er den Garten bebaue und hüte. So steht es in der Bibel, und wer das Buch Genesis kennt, weiß, dass der Mensch diese Idylle schon bald für immer verlassen musste.

Wer heutzutage einen Garten anlegen und sich ein Stück vom Paradies zurückholen möchte, findet im Freilichtmuseum am Kiekeberg zahlreiche Anregungen. Auf dem über zwölf Hektar großen Gelände können Besucher fünf verschiedene Schaugärten aus unterschiedlichen Epochen erkunden, angepasst an die Klima- und Bodenverhältnisse unserer norddeutschen Region. Gestaltet wurden die grünen Oasen passend zu den 30 Gebäuden, die die Wohn- und Arbeitsverhältnisse der Menschen in Heide und Elbmarsch während der letzten zwei Jahrhunderte wiedergeben. Ein Museumsgärtner wacht streng darüber, dass nur solche Pflanzen zu sehen sind, die auch in der jeweiligen Zeit vorkamen.

Den Bauerngarten rund um den Pringen Hof umgibt eine kniehohe Buchsbaumeinfassung. Mit seinen Heil- und Küchenkräutern und der üppigen Blumenpracht diente er repräsentativen Zwecken. Er belegt, dass die Menschen nach ihrer schweren Arbeit ein Bedürfnis nach Naturschönheit hatten. Die Gestaltung orientiert sich weitgehend an Vorbildern des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

Um den Erhalt historischer Pflanzensorten zu garantieren und die Öffentlichkeit auf fast vergessene Arten aufmerksam zu machen, wurde der Lüneburger Landgarten angelegt. Schautafeln vermitteln Wissenswertes über Pflanzen, Anbau und Region. Die Produkte und das Saatgut stehen im Hofladen zum Verkauf. Interessenten können nach Voranmeldung Einsicht in das Nutzpflanzen-Archiv nehmen.

Den Heilkräutern gewidmet ist der Schäfer-Ast-Garten, so benannt nach dem Schäfer und Wunderdoktor Heinrich Ast aus Radbruch (1848-1921). Hochbeete laden ein zum Riechen, Betrachten und Befühlen. Der Garten ist mit speziellen Tafeln in Blindenschrift auf die Bedürfnisse von sehbehinderten Besuchern ausgerichtet.

Ein typischer Nutzgarten aus den Marschlanden befindet sich am Fischerhaus aus Drage. Das Gebäude wurde früher von Elbfischern bewohnt, die neben ihrem Haupterwerb auch eine Landwirtschaft mit Garten- und Obstanbau betrieben. Sowohl die Art der Bepflanzung als auch das angebaute Gemüse entsprechen der Zeit um 1900.

In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg lebten Tausende von Menschen, die durch Bomben oder Vertreibung ihr Zuhause verloren hatten, in sogenannten Nissenhütten. Zur Selbstversorgung und um sich ein Zubrot zu verdienen, legten die Bewohner zwischen den Hütten Nutzgärten an mit Erbsen, Möhren, Bohnen, Zwiebeln, Gurken und Beeren. Von dem Erlös kauften oder tauschten sie Lebensmittel, die sie nicht selbst herstellen konnten, wie Brot und Butter.

Pflanzen, die Anfang bis Mitte September gesetzt werden, können ausreichend Wurzeln schlagen, bevor der erste Frost kommt. Darum sollten Gartenliebhaber sich das letzte Augustwochenende vormerken. Beim beliebten "Kiekeberger Pflanzenmarkt" finden sie ein saisonspezifisches Angebot inklusive fachkundiger Beratung zu Pflege und Standort. Die Züchter kommen aus Deutschland und dem angrenzenden Ausland. Ihr Sortiment reicht von seltenen Stauden und Gehölzen über Kübelpflanzen, Rosen, Floristik, Sommerblumen, Kräuter und Wasserpflanzen. Alle Pflanzen sind von den Gärtnern, die sie anbieten, auch gezogen. Des Weiteren können alte Tomaten-, Kartoffel- und Obstsorten, Blumenzwiebeln, Saatgut und handgearbeitete Gartenaccessoires erstanden werden.

Pflanzenmarkt 28./29.8. Ökomarkt 5.9. Dampf- und Traktorentreffen 11./12.9. Auf zum Tanze 18./19.9. Pferdetag und Erntedankfest 3.10. Historischer Jahrmarkt 9./10.10 Herbstferienprogramm für Kinder 12.-14.10., Freilichtmuseum am Kiekeberg, Am Kiekeberg 1, 21224 Rosengarten-Ehestorf, T. 040/ 790 17 60, März bis Oktober Di-Fr 9.00-17.00, Sa-So 10.00-18.00, November bis Februar Di-So 10.00-16.00