In der Dreifaltigkeitskirche in Hamm gibt es Angebote für jede Lebensphase

Die Dreifaltigkeitskirche, in Stadtplan und Volksmund schlicht Hammer Kirche genannt, ist ein imposanter Nachkriegsbau. Prägnant gestaltet aus Beton, Glas, Metall und gelbem Klinker, thront sie am Horner Weg - unmittelbar neben dem idyllischen Hammer Friedhof mit seinen historischen Grabstätten. Das Dach des ovalen Kirchenschiffs steigt von West nach Ost um neun Meter an. Der 42 Meter hohe Turm besteht aus zwei gegeneinander gelegten Stahlbetonpfeilern, dazwischen ist die Glockenstube. Turm und Schiff bilden im Grundriss zusammen die griechischen Buchstaben Alpha und Omega, die wichtigsten Symbole für Gottes Allmacht, für Anfang und Ende.

Symbole, die bei aller Abstraktheit auch das Wesentliche der Gemeinde zu Hamburg-Hamm ausmachen: Sie hat sich zur Aufgabe gemacht, ihren Mitgliedern in jeder Lebensphase beizustehen. Vom Anfang bis zum Ende, von der Geburt bis hin zum Tod kümmert sich die Kirche hier mit zahlreichen sozialen, kulturellen und kirchlichen Angeboten um ihre Schäfchen. "Das ist wichtig, gerade weil Teile unserer Gemeinde mitten in einem sozialen Brennpunkt liegen", sagt Gemeindepastorin Marie-Luise Krüger, 53. "Wir wollen auch den Menschen aus sozial schwächeren Schichten den Zugang zu Bildungsangeboten ermöglichen und dadurch als Kirche attraktiv für sie werden", sagt Pastorin Krüger. "Durch Gottesdienste erreicht man viele nicht."

Die Dreifaltigkeitskirche ist die größte und zentralste der drei Kirchen der Großgemeinde, die 1999 aus vier ehemals selbstständigen Gemeinden entstanden ist: der Simeon-, der Paulus- und der Dreifaltigkeitsgemeinde sowie der Dankeskirche. Während die Simeonkirche an eine griechische Gemeinde abgegeben wurde, konnten die anderen drei erhalten bleiben.

Wichtige Kooperationspartner bei der Betreuung der knapp 8000 Gemeindeglieder sind das Nachbarschaftszentrum "Elbschloss an der Bille" und die Evangelische Familienbildung Hamm-Horn. Hier beginnt die kirchliche Unterstützung oft schon vor der Geburt der künftigen Gemeindemitglieder: Schwangere, aber auch Eltern bekommen kompetenten Rat und Unterstützung in allen Fragen, die Kindesentwicklung und Erziehung betreffen - bei Bedarf erhalten sie auch therapeutische Hilfe für ihre Kinder.

Eine kleine Fusion findet statt, wenn die Familienbildung ab Juli mit der Kita Dreifaltigkeit direkt neben der Kirche das erste "Evangelische Familienzentrum" Hamburgs bildet.

"Für viele Kinder hier ist es gut, bei uns zu sein, weil sich ihre Eltern nicht ausreichend um sie kümmern können", sagt Kita-Leiterin Birgit Thomsen, 45. Weil die Gemeinde zu Hamburg-Hamm den Kindern vom Babyalter bis zum Schulabschluss ein verlässlicher Partner sein möchte, bietet sie Krippenplätze in drei Kitas, Hortplätze für die Schulkinder und in der Grundschule Pauluskirche (Träger ist die Evangelische Stiftung Alsterdorf) eine individuelle schulische Betreuung von 7.30 Uhr bis 17 Uhr.

Die Kinder in der Hammer Gemeinde kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten. "Zu uns kommen Professoren- und Migrantenkinder", sagt Birgit Thomsen. "Auch die Integration von Behinderten ist uns wichtig."

Dieser Vielfältigkeit wegen schickt Silke Zaschke ihre Kinder Til, 5, und Pia, 7, in die kirchliche Kita und die Wichernschule weiter unten am Horner Weg. "Sie sollen mit vielen anderen Kindern in Berührung kommen", sagt die 38-Jährige, die in einer Eventagentur arbeitet, "und dabei lernen, dass diese auch unterschiedliche Hautfarben, Sprachschwierigkeiten und andere Religionen haben können." Weil ihr das Gemeindeleben in Hamm so gut gefällt, ist Silke Zaschke 2005 nach langer Abwesenheit wieder in die Kirche eingetreten. "Wenn man so rege wie wir am Gemeindeleben teilnimmt, sollte das selbstverständlich sein", sagt sie.

Etwa 100 Ehrenamtliche engagieren sich in der Großgemeinde und ermöglichen den Hammer Bürgern durch niedrigschwellige Angebote eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung. Es gibt Näh-, Bastel- oder Englischkurse, Literatur- und Gesprächskreise, fünf Kirchenchöre, Jugendtreffs, Berufsberatungen und zahlreiche Veranstaltungen für Senioren. Auch das Bücherkabinett und die Secondhand-Boutique im Gemeindehaus der Dreifaltigkeitskirche werden viel genutzt.

Im Bücherkabinett können die Besucher ein gutes Buch zur Hand nehmen und es - bei einer Tasse Kaffee - vor Ort lesen oder es für kleines Geld mit nach Hause nehmen. In der Secondhand-Boutique werden gespendete, gut erhaltene Kleidungsstücke zugunsten der Kinder- und Jugendhilfe günstig weiterverkauft. Die Kundschaft, zu der nicht nur Hartz-IV-Empfänger zählen, kommt zum Gucken, Anprobieren, Kaufen - und natürlich zum Klönen. "Hier geht es viel um Kontaktpflege und Unterhaltung", sagt Waltraut Schnaus, 75, die seit zwei Jahren ehrenamtlich in der Boutique arbeitet. Ihre Kollegin Herta Engelhardt, 90, ist seit fast zehn Jahren dabei. "Das Arbeiten hier macht Spaß", sagt sie. "Wir nehmen aktiv am Gemeindeleben teil und haben was um die Ohren."

Für Renate Billig, 72, ist die Dreifaltigkeitsgemeinde "ein großes Stück Heimat", wie sie sagt. Die ehemalige Lehrerin an der Wichernschule gehört seit 1978 dem Vorstand der Dreifaltigkeitskirche an, seit 2002 ist sie dessen Vorsitzende.

Als die Gemeinde der Dreifaltigkeitskirche ebenso wie die benachbarten Gemeinden von Simeon-, Paulus- und Dankeskirche in den 90er-Jahren in immensen finanziellen Schwierigkeiten steckte, wurde der Ehrgeiz der Kaufmannstochter geweckt. "Ich wollte mithelfen, unsere Gemeinde inhaltlich und finanziell wieder auf gesunde Füße zu stellen." Renate Billig hat die Fusion der vier Gemeinden maßgeblich mitgestaltet. Und sie hat mitgeholfen, durch ein vielfältiges und lebensnahes Angebot Kirche für die Hammer Bürger wieder interessant zu machen.