Ole Bruns weiß selbst, wie es ist. Wie es ist, sich nicht richtig verständigen zu können. Als Kind gehänselt zu werden. Und auch im Erwachsenenalter einfach nicht so zu sein, wie andere. Stottern: Diese Störung hat den heute 45-Jährigen 35 Jahre seines Lebens begleitet. 73 Prozent seiner Sprache war vom Stottern gekennzeichnet, kaum ein Satz war fehlerfrei. Heute spricht der gelernte Tonmeister fließend, ohne Fehler. "Es fällt sogar auf, dass ich manchmal gar nicht mehr aufhören kann zu reden", sagt Bruns und lacht. "Aber ich habe eben Nachholbedarf."

Heute leitet der geborene Cuxhavener das SWT-Institut in Hamburg. Die Abkürzung steht für Speech Work Technic - eine Methode, mit der auch Ole Bruns gelernt hat, mit seinem Problem umzugehen. "Vielen ist nicht bewusst, dass das Stottern ganz viel mit der Atmung zu tun hat", sagt Bruns, der die Seminare leitet. "In kleinen Gruppen beschäftige ich mich mit den individuellen Problemen jedes Einzelnen, damit wir darauf eingehen können." Bruns hilft seinen Klienten, die zwischen fünf und 75 Jahre alt sind, in mehrtägigen Seminaren. Während dieser Zeit bringt er ihnen theoretische Grundlagen und Übungen nahe, konfrontiert sie aber auch mit Stress-Situationen im Alltag. "Mit Kindern gehe ich beispielsweise in einen Spielzeugladen, in dem sie dann dem Verkäufer sagen sollen, was sie sich wünschen. Mit Erwachsenen besuche ich beispielsweise ein Reisebüro. Auch Rollenspiele sind sehr hilfreich."

Eine Erfolgsgarantie kann Ole Bruns nicht geben. Das stellt er auch von Anfang an klar. Dennoch: Er ist der beste Beweis dafür, dass es funktionieren kann, auch nach langen Jahren des Stotterns fehlerfrei sprechen zu können. "Die Betroffen müssen sich klarmachen, dass es für das Stottern, das keine Krankheit ist, auch keine Heilung gibt. Aber ich kann den Menschen das Handwerkszeug dafür beibringen, wie es ihnen gelingt, mit ihrem Sprachproblem umzugehen, sodass sie vom Stottern befreit sind."