Was tun, wenn das Kind nicht spricht? Was hilft nach einem Schlaganfall? Wichtig ist die Mithilfe des Patienten.

Die einen fangen früher an zu sprechen, die anderen später. Jedes Kind ist verschieden. Besonders Mädchen können in einigen Fällen bereits nach neun Monaten die ersten Worte gebrauchen, einige Kinder lassen sich damit etwas mehr Zeit. Besonders übereifrige Eltern, die die Sprachentwicklung ihres Kindes extrem vorantreiben wollen, tun ihrem Nachwuchs damit nicht unbedingt etwas Gutes.

"Es ist wichtig, dass die Kinder in die Gespräche der Familie mit eingebunden werden und sie Spaß und Freude an Kommunikation haben", sagt Lehrlogopädin Daniela Rusch von der Berufsfachschule für Logopädie der Ev. Krankenhaus Alsterdorf GmbH im Werner Otto Institut. "Kinder sollten weder über- noch unterfordert werden. Kindgerechte Spiele, eine positive Atmosphäre und ein dem Entwicklungsstand des Kindes angepasstes Sprachangebot sind die ideale Unterstützung für die positive Entwicklung."

Doch was ist, wenn das Kind nicht das kann, was es seinem Alter entsprechend können sollte? Wenn Mutter und Vater merken, dass irgendetwas nicht stimmt? "Die Eltern sind die Menschen, die ihre Kinder am besten kennen. Und wenn sie Auffälligkeiten feststellen, sollte das zeitnah überprüft werden. Zumindest sollte zunächst einmal der Kinderarzt konsultiert werden, der dann die ersten Weichen stellen kann", rät die Hamburger Logopädin. Liegt wirklich ein Problem vor, muss zwischen einer allgemeinen Sprachförderung und einer gezielten Sprachtherapie differenziert werden.

Schwierige soziale und ökonomische Belastungen einer Familie können die Entwicklung eines Kindes erschweren. Häufige Probleme sind bei Kindern die Aussprachestörungen. Dabei können Laute nicht richtig gebildet werden oder werden durch andere Laute ersetzt. Auch Probleme mit dem Bilden eines Satzes oder dem Wortschatz oder Redeflussstörungen kommen häufig vor. "Bei Problemen wie diesen kann eine allgemeine Sprachförderung, beispielsweise in Schulen, eine individuelle logopädische Therapie nicht ersetzen", erklärt Rusch, die sich auf die Behandlung von Kindern spezialisiert hat. Nach einer genauen Befunderhebung wird ein individueller Behandlungsplan erstellt. Aufgestellte Ziele können mithilfe verschiedener direkter oder indirekter Therapiemethoden erreicht werden. Die Wahl der Methode hängt von der Art der Störung, dem Alter sowie der Persönlichkeit des Kindes. Zeigt ein Kind bereits ein hohes Störungsbewusstsein, so ist ein behutsames Vorgehen besonders wichtig.

Doch nicht nur Kinder brauchen Hilfe, wenn es Probleme beim Sprechen oder allgemein mit der Sprache gibt. "Am Anfang einer jeden Therapie steht die Diagnostik - egal welche Störung vorliegt", erklärt Marion Malzahn, Vorsitzende des Berufsverbands der Atem-, Sprech- und Stimmlehrer. Wie Logopäden therapieren sie Menschen jeden Alters, die aufgrund von körperlichen oder psychischen Störungen Probleme mit ihrer Stimme haben, neurologische Störungen nach Unfällen oder Schlaganfällen. Auch auditive Wahrnehmungsstörungen, wenn der Inhalt eines Satzes nicht verstanden wird und Stottern werden von diesen Therapeuten behandelt. Und wenn die Schluckmuskulatur bei einem Komapatienten geschwächt ist, kommen sie auch ans Krankenbett. "Bei Vorliegen einer medizinischen Indikation entscheidet der Arzt auf Grundlage der Heilmittelrichtlinien über die Verordnung einer Stimm-, Sprech- oder Sprachtherapie", erklärt Malzahn. "Dann werden die Kosten aber auch von den Krankenkassen übernommen."

Ein anderes Extrem im Vergleich zur Kinderlogopädie ist die Sprachtherapie mit Schlaganfallpatienten, die aufgrund ihrer Erkrankung unter verschieden Formen der Aphasie leiden. Diese äußert sich in verschiedenen Formen von Sprachstörungen. Einige können sich gar nicht mehr artikulieren, anderen fallen während des Gespräches einige Worte nicht ein oder ein Patient kann flüssig sprechen, jedoch ergibt das Gesagte keinen Sinn. "Wie erfolgreich eine Therapie sein kann, hängt stark von der gesundheitlichen Verfassung des Patienten ab, genau wie von seiner Bereitschaft, die Therapie durchzuführen", sagt die Lehrlogopädin Johanna Vollmost, die sich auf die Arbeit mit Schlaganfallpatienten spezialisiert hat. Mit verschiedenen Methoden kann die Therapeutin dem Patienten helfen, die Sprache zumindest teilweise zurückzuerlangen. Wie gut die Therapie anschlägt, ist jedoch von Fall zu Fall unterschiedlich. Vollmost: "Es gibt auch die Möglichkeit, sich ohne Sprache zu verständigen."

Bei all den Schwierigkeiten, mit denen ein Patient zu kämpfen hat, muss jedoch auch auf die Probleme der Partner oder die der Angehörigen des Erkrankten eingegangen werden. "Um die Kommunikation zu erleichtern, ist es ganz wichtig, dass eine entspannte Atmosphäre herrscht und kein Zeitdruck besteht", sagt Vollmost.