Fast die gesamte deutsche Wirtschaft lag zuletzt im Krankenbett - vor der Rezession schützten weder Impfstoffe noch Heilkräuter. Oder doch? Immerhin war die Pharmabranche, die eine jährliche Bruttwertschöpfung von mehr als 100 000 Euro pro Mitarbeiter erwirtschaftet, in den vergangenen Jahren nahezu resistent gegen konjunkturelle Schwächeanfälle. Dies lässt sich an mehreren Indikatoren ablesen:

Produktion : Weil das für die Branche wichtige Auslandsgeschäft bis ins Jahr 2009 hinein expandierte, entwickelte sich auch die Herstellung besser als in anderen Bereichen (siehe Grafik rechts). Nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft (iw) in Köln ging im besonders rezessiven zweiten Quartal 2009 das Produktionsvolumen in der Pharmaindustrie gegenüber dem Vorjahreszeitraum lediglich um 4,5 Prozent zurück - im gesamten Verarbeitenden Gewerbe gab es einen Einbruch um fast 24 Prozent. Auf längere Sicht hat die Pharmabranche ihre Quoten überdurchschnittlich gesteigert. Von 1991 bis 2008 legte die Produktion um mehr als 65 Prozent zu - die Industrie insgesamt kam nur auf einen Zuwachs von 33 Prozent.

Diese Erfolge sind jedoch keiner Wunderpille zu verdanken, vielmehr erkranken Menschen unabhängig von Boom oder Rezession. Mittel- bis langfristig wird der medizinische Bedarf noch weiter steigen, denn die Weltbevölkerung wächst und in den Industrieländern werden die Menschen immer älter. Damit stehen die Wachstumschancen der deutschen Pharmaindustrie weiterhin gut - sofern sie den Anschluss an internationale Forschungsstandards hält. Denn je intensiver eine Branche forscht, umso eniger anfällig ist sie in der Regel für Konjunkturschwankungen. Diesbezüglich legt sich die pharmazeutische Industrie ins Zeug.

Beschäftigung : Mittelfristig ließ die Pharmabranche die übrigen Industriesparten auch hier hinter sich: Die Zahl der Beschäftigten in der Pharmaindustrie kletterte laut iw von 1995 bis 2008 im jährlichen Schnitt um 1,2 Prozent. Im Verarbeitenden Gewerbe insgesamt gingen dagegen im Jahresmittel 1,5 Prozent der Stellen verloren. Zwar bauten die Hersteller von Arzneimitteln im ersten Halbjahr 2009 fast sieben Prozent der Arbeitsplätze ab. Dieser Trend folgt aber nicht nur der Konjunktur, sondern hat auch andere Ursachen wie die Gesundheitsreform und der in naher Zukunft auslaufende Patentschutz für viele umsatzstarke Medikamente.