Eine Ausstellung zeigt fantasievolles Spielzeug, das afrikanische Kinder aus Abfällen gebaut haben.

Fast 40 Länder hat die Fernsehjournalistin Birgit Virnich im Laufe der Zeit in Zentral-, Ost- und Westafrika bereist, um für die ARD über Kriege und militärische Konflikte, politische Entwicklungen, vor allem aber über die Lebensbedingungen der Menschen zu berichten. "Zwischen Luxushotels und afrikanischen Truckerabsteigen, zwischen Lehmhütten und Internetcafés, auf Märkten und vor überfüllten Kirchen bin ich immer wieder Kindern und Jugendlichen begegnet, die den widrigen Lebensumständen, Krisen und Kriegen trotzten", erzählt die Journalistin, die immer wieder fasziniert beobachtete, wie Kinder aus Abfällen, scheinbar wertlosen Materialien, aus ausgedienten Badelatschen, Draht- und Gummiresten oder Cola-Dosen fantasievolle Spielzeuge kreierten.

Da wird eine Mineralwasserflasche zur Weltraumrakete, eine Plastikverpackung zum Hubschrauber oder ein merkwürdig geformter Holzrest zum furchterregenden Krokodil oder zum dicken Nilpferd. In den von Armut geprägten Gesellschaften Afrikas gibt es kaum Spielzeuggeschäfte, denn die Familien können sich in der Regel nicht leisten, ihren Kindern Spielzeuge zu kaufen. Statt mit Lego oder Playmobil-Bausätzen, Barbie-Puppen oder elektronischen Spielkonsolen spielen die allermeisten Kinder auf dem schwarzen Kontinent mit Dingen, die sie oder ihre Geschwister selbst erdacht, konstruiert und hergestellt haben. Welche Kreativität sie dabei entwickeln, hat Birgit Virnich so fasziniert, dass sie auf ihren zahlreichen Reisen immer wieder Spielzeuge kaufte. Sie zeigte den Kindern ihre Begeisterung, ließ sich aber auch deren Lebensgeschichten und -träume schildern. Daraus entwickelte sich eine erstaunliche Sammlung, die ab dem 28. Februar im Museum für Völkerkunde unter dem Titel "Global Players - Spielzeug aus Afrika" zu sehen ist.

"Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar", wusste der französische Schriftsteller Antoine de Saint-Exupery, Autor des "Kleinen Prinzen". Afrikas Kinder können mit dem Herzen sehen, sie haben den Blick für das Wesentliche, der ihnen zum Beispiel zeigt, wie sich ein weggeworfenes Stück Plastikabfall in ein wunderschönes Flugzeug verwandeln lässt.

Wer die Ausstellungsstücke betrachtet, ist einerseits fasziniert von der Fantasie, dem handwerklichen Geschick und dem erstaunlichen konstruktiven Vermögen der kleinen afrikanischen Spielzeugbauer, begreift aber auch, in welch harter Lebenswirklichkeit sie sich behaupten müssen. Ihre Spielzeuge zeigen, wovon sie träumen. Warum bauen sich Kinder in den Bürgerkriegsgebieten Hubschrauber, warum Düsenflugzeuge? Um dem Krieg und dem Elend zu entkommen?

Warum konstruieren sie aus aufgebogenen Konservendosen Trucks? Weil sie davon träumen, der Armut ihres Heimatdorfs oder ihres Slums mit einem voll beladenen Lastwagen trotzen zu können. Aber es gibt auch Spielzeugträume, die für Kinder in armen wie reichen Ländern völlig gleich sind, selbst wenn sich ihre Spielzeuge erheblich voneinander unterscheiden: Auch wenn sie nur mit einem selbst gebastelten Gummiball kicken können, träumen die kleinen Jungs aus den Slums von Nairobi oder den muslimisch geprägten Dörfern im Norden Nigerias genauso von einer glanzvollen Fußball-Karriere, wie es ihre Altersgenossen in Deutschland, Frankreich oder Skandinavien tun. Präsentiert wird die sehenswerte Ausstellung von der Initiative "Gemeinsam für Afrika", einem Zusammenschluss von 25 deutschen Hilfsorganisationen.

"Was die afrikanischen Kinder hier aus achtlos weggeworfenem Material fertigen, birgt von der künstlerischen Kreativität und vom handwerklichen Können her Großes. Die Ausstellung offenbart einer größeren deutschen Öffentlichkeit nicht nur, was in den Kindern steckt. Der Schaffensreichtum und der Optimismus dieser Kinder zeigt darüber hinaus, was in dem Kontinent Afrika steckt", schrieb Bundespräsident Horst Köhler in einem Grußwort zu der Ausstellung. Nach dem Willen der Sammlerin Birgit Virnich soll sie mit ihren kleinen Kunstwerken dazu beitragen, "eine Seite Afrikas zu zeigen, die fern ist von allen Klischees über den Kontinent als Verlierer und Versager".

Global Players - Spielzeug aus Afrika 28.2.-30.5, Rothenbaumchaussee 64, Di-So 10-18, Do bis 21 Uhr, Eröffnung 28.2., ab 11 Uhr