Im Jenisch-Haus begibt sich eine Ausstellung auf die Spuren der “Sehnsucht nach Arkadien“.

Der Süden ist vor allem für uns im kühlen Norden stets ein Sehnsuchtsort gewesen. Zahlreiche Künstler suchten immer wieder die Nähe der Kulturlandschaften Italiens, auf der Suche nach Wärme, Inspiration, einem besonderen Licht und dem Reiz des einfachen Lebens. Zum Zauberwort hierfür wurde "Arkadien", obwohl dieser Name eigentlich eine Landschaft auf dem Peloponnes bezeichnet.

"Seit der Antike gilt Arkadien als Inbegriff der ursprünglichen Landschaft, auch im Hinblick auf eine Bevölkerung, die weitgehend unberührt von Zivilisationseinflüssen lebt", erzählt Dr. Susanne Keller. Sie betreut als Kuratorin die Ausstellung "Sehnsucht nach Arkadien. Schleswig-Holsteinische Künstler in Italien", die vom 30. März bis 21. November im Jenisch-Haus zu sehen ist.

Die Schau, eine Übernahme vom Museumsberg Flensburg, vereint 70 Gemälde norddeutscher Künstler, die im 19. Jahrhundert ihrer Sehnsucht nachgaben und - häufig mit einem künstlerischen Stipendium in der Tasche - nach Italien aufbrachen. Seit dem Barock galt die sogenannte Grand Tour, die Reise nach Italien, als Bildung fördernde Pflicht für Adelige. Häufige Stationen waren Rom und Neapel. Der berühmteste Reisende war wohl Johann Wolfgang von Goethe. Seiner "Italienischen Reise" stellte er den Ausspruch "Et in Arcadia ego" voran, der als Sehnsuchtsmotiv Berühmtheit erlangte.

Die Schau zeigt vor allem Werke von Künstlern der zweiten und dritten Generation nach Goethe, wie Louis Gurlitt (1812-1897), Hans-Peter Feddersen (1848-1941) oder Friedrich Thöming (1802-1873), die an der Kopenhagener Kunstakademie studiert haben und sich auf ihren Reisewegen von den antiken Kunstwerken, Bauwerken und Ruinen inspirieren ließen. Sie schufen Landschaftspanoramen voll blühender Agaven, wie etwa Richard von Hagn (1850-1933) mit dem "Fischerboot an den Lagunen Venedigs" (1898). Oder sie kopierten antike und mythologische Szenen, wie Christopher Wilhelm Eckersberg (1783-1853) in "Narzissus" (1815). In Menschendarstellungen, etwa in Carl Ludwig Jessens (1833-1917) "Italienischer Hirtenknabe" (1868), drückte sich die Sehnsucht nach dem einfachen Leben aus. "Für die norddeutschen Künstler war der Sprung ja noch größer als für jene etwa aus München", sagt Susanne Keller. Viele Künstler blieben lange Zeit dort, einige sogar für immer.

Ende des 19. Jahrhunderts versiegte der Strom der Bildungsreisenden. Durch moderne Verkehrsmittel war die Exklusivität nicht mehr gegeben. Eine breite Schicht fuhr nun an die Küste. Auch die Malerei veränderte sich. Ende des 19. Jahrhunderts zeigte sie sich beeinflusst von der französischen Freilichtmalerei, wurde lockerer und impressionistischer.

Sehnsucht nach Arkadien. Schleswig-Holsteinische Künstler in Italien 30.3. bis 21.11., Jenisch-Haus, Baron-Voght-Straße 50, Di-So 11-18 Uhr