Die Ausstellung “Body & Soul“ präsentiert die ständige Sammlung unter einem neuen Thema.

Eine Ausstellung ist in der Regel chronologisch aufgebaut. Mit einer Schau zum Themenkomplex "Menschenbilder" geht das Museum für Kunst und Gewerbe neue Wege und ordnet die Objekte ideengeschichtlich an. Zu dem Thema fallen Museumsdirektorin Dr. Sabine Schulze gleich mehrere Exponate ihrer ständigen Sammlung ein. "Wir wollen das Haus einmal in seiner Gesamtheit darstellen und abbilden, was es an Inhalten bietet." Denn das ist tatsächlich eine ganze Menge: Rund 600 000Exponate aus den Abteilungen Antike, Ostasien, Islam, klassische Moderne, Barock, Renaissance, Mittelalter, aber auch Grafik, Fotografie, Textil, Mode. "Dieses Füllhorn wollen wir künftig unter bestimmten thematischen Gesichtspunkten ausschütten", so Schulze.

Mit der Schau "Body & Soul. Menschenbilder aus vier Jahrtausenden" startet vom 21. März bis 19. September die neue Reihe. Die erste Schau umfasst über 150 Skulpturen, Figuren und Menschendarstellungen. Präsentiert werden sie auf einer Ausstellungsfläche, die im Rahmen der groß angelegten Neugestaltung des Haupteingangs geschaffen wird. An diesem zentralen Ort "versuchen wir, eine neue Melodie anzuschlagen, eine andere Erzählweise zu realisieren und die Höhepunkte des Hauses in unterschiedlichen Konstellationen zum Glänzen zu bringen", erzählt Schulze.

Die Schau setzt bei den Ursprungsmythen an. Fragt danach, wie die Ankunft in unterschiedlichen Kulturen gefeiert wird. Es ist einer von acht Aspekten, der auch ein ideengeschichtliches Interesse bedient. Ein abgerundeter Sessel mit Namen "Donna" (1969) von Gaetano Pesce hat die Form einer Gebärenden, ein kleiner Hocker namens "Bambino" fungiert als Leibesfrucht. Aber auch das "Christuskind" (1645/50) von Gregor Erhart zählt darunter, ebenso wie die Elfenbeinstatuen von "Adam und Eva nach der Vertreibung aus dem Paradies" (1645/50) von Leonhard Kern.

Unter den Stichworten Emotion und Leidenschaft sind so bekannte Darstellungen zu sehen wie "Maria mit dem Kind" (um 1470/80) aus glasiertem Terrakotta von Andrea delle Robbia oder ein Fächer von Oskar Kokoschka aus dem Jahre 1913, Sinnbild für die obsessive Leidenschaft, die er für Alma Mahler empfand.

Kunst und kunsthandwerkliche Darstellungen mischen sich stets aufs Neue. "Wir sind nicht mehr die Vorbildsammlung für Handwerker", sagt Sabine Schulze. "Heute ist der Kunsthandwerker ein Künstler, der seinen Beruf frei wählt. 1877, im Jahr der Museumsgründung, hatte man Angst um die Existenz des gesamten Standes. Das ist heute historisch überholt. Unser gesellschaftlicher Auftrag ist die Bildung einer möglichst breiten Schicht."

Alltagsgegenstände, aber auch Skulpturen geben Aufschluss über die Vorstellungen von Schönheit und Perfektion. Ein Haarkamm mit Badenden Najaden (1899/1900) ist hier neben dem Kopf eines afrikanischen Kindes 150 nach Christus zu finden. Die Vielfalt der Schönheitsideale in unterschiedlichen Kulturkreisen wird deutlich anhand zweier "Fat Ladies"-Skulpturen aus China oder auch der Fotografie dreier afrikanischer Frauen in "Three Girls, Dahomey" (1967) mit vernarbten Brüsten von Irving Penn. Das Kapitel Spiel und Tanz umfasst allerlei Spielzeuge, wie zum Beispiel Gliederpuppen, das Thema Kampf ist mit einer Statue Alexanders des Großen (ca. 300 v. Chr.) aus Ägypten genauso vertreten wie mit einem Minikleid aus Aluminium des Modemachers Paco Rabane von 1966. "Heute schmücken sich die Männer ja mit diesen Interpretationen eines Brustpanzers, als wäre es ein Muskelhemd", erläutert Sabine Schulze. Die Höhepunkte werden ergänzt durch bisher Unbekanntes aus den Depots. "Es gilt, das Thema auf hohem Niveau zu erzählen mit sehr selbstständigen Objekten."

Ein eigener Bereich widmet sich dem Körper "in Stücken". Hier ist etwa ein Schuhleisten zu sehen oder auch ein Augenamulett aus Mailand um 1530. Die Themenkomplexe Stärke, Verehrung, Erinnerung sowie Tod und Vergänglichkeit beschließen die Schau. Das Haupt eines Buddhas aus dem 11./12. Jahrhundert ist genauso zu finden wie das aus Ägypten stammende Mumienporträt einer Frau vom Beginn des vierten Jahrhunderts, aber auch verschiedene Anmutungen des Totenkopfes von einem Schablonendruck zum Shakespeare-Drama "Hamlet" bis zum Totenkopfschal des Modeschöpfers Alexander McQueen.

Der narrative Aufbau ermöglicht, anders als etwa bei einer kulturdokumentarischen Ordnung, einen persönlichen Zugang, "Wir wollen zeigen, wie wesentlich der Austausch der Kulturen untereinander ist. Und dass es notwendig ist, Respekt voreinander und vor der Geschichte des anderen zu haben".

Body & Soul. Menschenbilder aus vier Jahrtausenden 21.3. bis 19.9., Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz, Di-So 11-18 Uhr, Do 11-21 Uhr