Es ist nicht ausgemacht, dass Johann Sebastian Bach die Chorpassagen seiner Oratorien einstimmig besetzt hat, aber möglich ist es. Schließlich hatte Bach immer wieder mit finanziellen Engpässen zu kämpfen; daraus erklärt sich manche originelle Besetzung.

Sparzwänge dürften in der solistischen Fassung der Johannespassion, mit der der französische Barockspezialist Marc Minkowski und seine Musiciens du Louvre Grenoble nach Hamburg kommen, allenfalls eine untergeordnete Rolle spielen. Die Chöre von Einzelstimmen zu hören hat seinen ganz eigenen Reiz; fällt die Mischung der Timbres in einer Stimmgruppe weg, wird die Darbietung persönlicher und auf eine andere Weise ergreifend. Ob Bach das nun wollte, darüber kann man sicher füglich streiten. Vielleicht kommt es darauf aber auch gar nicht so sehr an. Denn die historische Aufführungspraxis will nicht sklavisch frühere Verhältnisse wiederherstellen - die kennt ohnehin niemand mit Sicherheit. Nein, es geht schlicht darum, das Damals für unsere heutigen Ohren verständlich zu machen. Gerne solistisch.

Les Musiciens du Louvre 27.3., 20.30 Uhr, Laeiszhalle. Karten unter T. 0180/178 79 80