Die Fotografin Eibe Krebs zeigt in “Auswandern nach Down Under“ auch ihre eigene Familiengeschichte.

Hamburg. Das Stadtwappen von Hamburg flattert neben dem Wohnmobil unterm Eukalyptusbaum. Auf der anderen Seite: die Fahne Australiens. Das Foto von Eibe Maleen Krebs signalisiert auf den ersten Blick das Leben zwischen zwei Welten. Es zeigt ihren Großonkel Erich mit seiner Frau Heidi bei ihrem jährlichen Oster-Camp am Mulwala-Stausee in Yarrawonga/Victoria.

Die junge Hamburger Filmemacherin und Fotografin hat 2007 mit dem Auto ein halbes Jahr die Ostküste Australiens bereist und besuchte ihre ausgewanderten Verwandten. Sie präsentiert die entstandenen Porträts, Landschaftsaufnahmen und den Dokumentarfilm "Looking Forward - Looking Back" nun in der BallinStadt. Am 17. Oktober hat "Auswandern nach Down Under - Deutsche Auswanderer in Australien" den neuen Sonderausstellungs-Raum im Erlebnismuseum auf der Veddel eröffnet.

"Meine Oma hatte drei Brüder, die in den 50er-Jahren nach Australien gingen", erzählt Eibe Krebs. Nach dem Abitur machte sie sich mit dem Rucksack zum ersten Mal nach Melbourne auf, studierte dann an der Hochschule für Gestaltung in der Armgartstraße Fotografie bei Prof. Ute Mahler und hatte bereits das Thema für ihre Diplomarbeit parat. Die Fotoserie "Haus Vogelsang" über ihre Familie in der fernen Fremde ist entstanden und bildet auch den Kern der Ausstellung.

Eibe Krebs zeichnet in ihren Aufnahmen einfühlsam und zugleich mit einem genauen, analytischen Blick Menschen, deren Heimatbild sich seit der Trennung nicht verändert hat. Unsentimental, mit einer zärtlichen Ironie lässt die junge Fotokünstlerin die Sehnsucht nach der verlorenen Heimat und deren Verklärung spüren. Da starrt in einer erleuchteten deutschen Schrankwand-Vitrine ein ausgestopfter Alligator erstaunt auf Gläser mit Enzianblüten und Edelweiß. Dahinter ein Bild. Darauf eine Kirche im Tal, ein malerisches Dorf oben auf dem Berg zwischen Wäldern und die Aufschrift: "Romantische Reise durch das alte Deutschland".

Eibe Krebs brauchte viel Geduld. Sie konnte nicht einfach bei den Leuten ankommen und rasch mal knipsen. "Es waren für mich Fremde. Ich musste erst ihr Vertrauen gewinnen", erzählt sie und lacht: "Als junge Frau hat man es wohl etwas einfacher." Vier bis fünf Tage dauerten ihre Besuche. "Ich habe langsam angefangen. Irgendwann haben sie die Kamera vergessen. Das ist der Punkt, der fotografisch interessant wird, weil die Menschen nicht mehr posieren oder etwas vormachen. "

Doch ihre Wurzeln vergessen die Auswanderer nie. Sie schmücken Häuser und Lebensumfeld mit konservierten Erinnerungen aus der Kindheit und Jugend. "Diese Erinnerungen haben Jahrzehnte unbeschadet und ein wenig idealisiert in den Herzen ihrer Träger überdauert", schreibt Krebs. "Das Gute ist geblieben, das Schlechte verschwunden. Ein liebenswertes und zugleich verschrobenes Deutschlandbild."

Auswandern nach Down Under bis 15.1.2010, BallinStadt, Veddeler Bogen 2, Vorführung des Dokumentarfilms "Looking Forward - Looking Back" tgl. 15 Uhr; Besuch mit der Eintrittskarte zur Hauptausstellung. www.ballinstadt.de