Niklas Geise (19) macht in China eine deutsche Ausbildung zum Kaufmann für Speditions- und Logistikdienstleistungen.

"Wie kommt Sushi frisch aus Japan ins Restaurant und wie gelangen die ganzen Waren heil durch die Welt. Das hat mich schon immer interessiert", sagt Niklas Geise. Deshalb wird er Speditionskaufmann. Aber nicht in Deutschland, sondern in China. "Ich mache seit September 2008 hier eine deutsche Ausbildung." Hier - das ist in Shenzhen in Süd-China bei der Firma DSV Air & Sea, die ihren Hauptsitz in Dänemark hat. Außer seinem Chef Torben Eskelund ist Niklas der einzige Europäer unter 80 chinesischen Kollegen. Niklas lernt eineinhalb Tage die Woche am Business College der German Swiss International School (GSIS) und ist dreieinhalb Tage im Betrieb. Vieles ist anders in China als in Deutschland, berichtet der junge Mann. Es gibt keine Arbeitsschutzbestimmungen und nur 16 Tage Urlaub. "Die Ausbildung ist ein Vollzeitjob", sagt Niklas, der im Verkauf arbeitet und bereits mit Managern verhandeln muss. "Wir transportieren alles außer lebende Tiere und frische Lebensmittel, sogar Chemikalien", erzählt er begeistert von seinem Job.

Niklas ist international aufgewachsen, denn sein Vater, der in der Textilbranche tätig ist, führte die Familie nach Indien, Hongkong und in die USA. "Umzüge gehören zu meinem Leben, seit ich denken kann", sagt Niklas. Mit zehn Jahren war er zum ersten Mal in Deutschland - direkt aus Miami ging es in ein 8000-Seelendorf in Bayern. Als er 16 war, kam die Familie nach Hongkong. Zunächst darüber nicht begeistert, hat Niklas nach drei Jahren Feuer gefangen und möchte nun in Asien bleiben. Auch wenn er sich an vieles erst gewöhnen musste. "Chinesen zeigen nie ihre Gefühle, sondern tragen immer eine eiserne Maske. Fluchen und Schreien sind tabu." Titel sind dagegen in China sehr wichtig. Auf seiner Visitenkarte steht "Sales Executive". "Stünde Trainee oder Auszubildender drauf, wären Gespräche und Verhandlungen mit Neukunden ein Problem. Bei einem Freund von mir hat der chinesische Gesprächspartner das Gespräch sofort abgebrochen, als er erfuhr, dass dieser nur Azubi ist. Das bedeutet einen Gesichtsverlust für Chinesen."

Generell genießen Europäer höhere Standards und sind im Verkauf oder in Führungspositionen tätig. Bei formellen Arbeitsessen sitzt man an runden Tischen, der Gastgeber muss im Osten sitzen, während der Gast im Westen Platz nimmt. "Das Essen dient zum Entspannen und wird sehr ernst genommen", sagt Niklas. "Es ist außerdem üblich, dass man seinem Sitznachbarn nachlegt, denn er muss immer gut bedient sein."

Für junge Menschen sind nicht nur die fachlichen und sprachlichen Herausforderungen im Ausland positiv. Vor allem sind es die persönlichen Erfahrungen, die für ihr weiteres Leben prägend und bei Bewerbungen nützlich sind. "Die Chance, eine außergewöhnliche Persönlichkeit zu entwickeln, ist größer, wenn man ausgetretene Pfade verlässt", sagt Wolf-Bertram von Bismarck, Leiter der Personalabteilung bei Puma. "Ich suche immer das Besondere im Lebenslauf, und das kann ein Auslandsaufenthalt durchaus sein." Niklas hat in jedem Fall einen außergewöhnlichen Werdegang.

Das Business College der German Swiss International School (GSIS) bietet zwei kaufmännische Ausbildungen an. Die Firmen entscheiden, welchen Bewerber sie nehmen. Bewerbungsschluss für den 1.9. 2010 ist der 31. März 2010. Weitere Informationen unter: www.gsis.edu.hk/GSISDept_Ausbildung.aspx