Welche Zukunft hat eine Ausbildung im Handwerk? Das wollte das Abendblatt von Handwerkskammer-Präsident Josef Katzer (54) wissen, der im Mai sein Amt angetreten hat. Er ist gelernter Feinmechaniker, Gebäudereinigermeister und Betriebswirt.

Abendblatt:

Wieso sollte ein 16-Jähriger ein Handwerk lernen? Ist das jetzt in der Wirtschaftskrise nicht ein unsicheres Feld?

Josef Katzer:

Im Gegenteil, die Krise spricht eindeutig für das Handwerk! Arbeitsplätze sind zurzeit nirgendwo sicherer als im Handwerk, und die meisten Gewerke sind von der Krise nicht betroffen. Zusätzlich zeichnet sich für die Zukunft ein Fachkräftemangel in den Handwerksberufen ab. Jetzt ist also genau der richtige Augenblick, um einzusteigen!

Abendblatt:

Welche Tipps haben Sie für Schulabgänger bei der Berufswahl?

Katzer:

Lasst Euch nicht von Vorurteilen leiten und informiert Euch gründlich! Eine Möglichkeit dafür ist die Handwerk-Jobtour, die Ende September in Hamburger Schulen kommt. Außerdem informieren die Innungen über ihre Branchen. Es ist ratsam, ein Praktikum im angestrebten Beruf zu machen, am besten sogar im anvisierten Ausbildungsbetrieb. Und am wichtigsten ist, einen Beruf zu ergreifen, für den man brennt und Leidenschaft entwickelt.

Abendblatt:

Welcher Handwerksberuf ist interessanter als sein Ruf?

Katzer:

Ganz viele! Viele Leute haben ein verstaubtes Bild im Kopf, dabei ist Handwerk sehr modern. Es hat viel mit Hightech zu tun, zum Beispiel im Klimaschutz, und ist richtig spannend. Die Gebäudereiniger zum Beispiel bilden heutzutage Industriekletterer aus. Die steigen an Glasfassaden und Kuppeln hoch, das ist sehr aufregend!

Abendblatt:

In welchen Handwerksberufen gibt es dieses Jahr noch Ausbildungsplätze?

Katzer:

Es gibt zurzeit rund 120 freie Stellen, zum Beispiel für angehende Augenoptiker, Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Elektroniker, Fleischer, Friseure, Hörgeräteakustiker, Gebäudereiniger, Informationselektroniker und Chemie- und Textilreiniger.

Abendblatt:

Wie kann man diese freien Plätze aufspüren?

Katzer:

Sie stehen unter www.lehrstellenagentur.de im Internet. Außerdem gibt es Informationen bei den Innungen und den Berufsberatern der Agentur für Arbeit.

Abendblatt:

Gibt es auch Handwerksberufe, die nicht besonders zukunftsträchtig sind?

Katzer:

Nein! Die Handwerksberufe passen sich immer der Zeit an und entwickeln sich weiter. Handwerk ist äußerst flexibel.