“Mein Name ist Anna Krin. Ich bin in Liwiw in der Ukraine geboren. Ich bin eine Migrantin und eine Hamburger Abiturientin des Jahrgangs 2009. Erst vor fünf Jahren bin ich mit meinen Eltern nach Hamburg gezogen. Ich war 15 Jahre alt. Meine schulische Zukunft war ebenso unsicher wie ich selbst.

Zunächst habe ich hier ein halbes Jahr eine Berufsvorbereitungsklasse für Migrantinnen und Migranten an einer Gewerbeschule besucht. Nach Abschluss dieser Klasse wurde ich für den Übergang in die 10. Klasse eines Aufbaugymnasiums empfohlen.

Ich freute mich auf die neue Schule, denn mein Ziel war immer das Abitur und ein Studium. Zugleich plagten mich Unsicherheiten und Ängste. Wie würden mir die neuen Schüler begegnen, zumal meine deutschen Sprachkenntnisse noch nicht sicher waren? Die neue Schule war das Emil-Krause-Gymnasium. In dieser Schule, in der sich über 40 Nationalitäten begegnen, fühlte ich mich von Anfang an aufgenommen, angenommen, unterstützt, ja sogar geborgen, denn die Schule lebt ihr Motto "Bei Krause ist die Welt zu Hause".

Das Gefühl, in dieser Schule zu Hause sein zu können, hat mir die Freiheit gegeben, mich für das vielfältige Angebot der Studienstufe zu begeistern. Besonders im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich konnte ich Kenntnisse erwerben, die es mir ermöglichten, parallel zum Schulunterricht an der Uni ein Juniorstudium im Fachbereich Chemie aufzunehmen.

Außerdem konnte ich meine Deutschkenntnisse entwickeln, denn am Emil-Krause-Gymnasium habe ich mich niemals als Migrantin gefühlt. Zugleich konnte ich meine Muttersprache pflegen, denn Russisch als erste Fremdsprache gehört zum Angebot dieser Schule. Dadurch wurden Erinnerungen an meine Herkunft lebendig gehalten. Die Schule war für mich ein Ort, an dem sich eine zurückliegende und eine neue Welt in meinem Leben verbanden. Jetzt verlasse ich diese Schule mit dem Abitur, um meinen nächsten Traum zu verwirklichen, das Studium der Molekularbiologie."