Seit 75 Jahren präsentiert die Pro-Arte-Reihe der Konzertdirektion Dr. Rudolf Goette herausragende Künstler.

Das Projekt Elbphilharmonie zeigt es: Hamburgs Musikleben ist auf dem Weg ins 21. Jahrhundert, und seine Protagonisten sind es auch, samt der Konzertdirektion Dr. Rudolf Goette. Jahrzehntelang stand Goettes Reihe "Pro Arte" in der Hansestadt gleichsam synonym für klassische Konzerte. Nun feiert das Unternehmen sein 75-jähriges Bestehen; das Festkonzert spielen die Pianistin Martha Argerich und der Cellist Mischa Maisky.

Wer von heute an zurückrechnet, landet im Jahr 1933, im beginnenden "Dritten Reich". Seit den zwanziger Jahren arbeitete Goette bei der altehrwürdigen Konzertdirektion Johann August Böhme, die zum Unternehmen des jüdischen Musikalienhändlers und Verlegers Benjamin gehörte. Erhalten ist seine Korrespondenz mit der Philharmonischen Gesellschaft. Die führte er bis Mitte 1933 namens der Konzertdirektion Böhme, danach unter eigenem Briefkopf. Die genauen Umstände dieses Übergangs sind bis heute nicht bekannt, immerhin aber durfte das Geschäft nach dem Krieg unter englischer Besatzung weitergehen.

Rasch erarbeitete sich der findige Goette in Hamburg eine einzigartige Stellung. Neben seiner Pro Arte-Reihe organisierte er die Orchesterkonzerte des NDR und der Philharmonischen Gesellschaft. Er holte Wilhelm Furtwängler und die Berliner Philharmoniker und scheute sich nicht, Musik des von den Nationalsozialisten als entartet verfemten Komponisten Strawinsky aufs Programm zu setzen. Während des Kriegs hielt er das Konzertangebot aufrecht, auch noch nach der Zerstörung des Conventgartens im Juli 1943.

Goette wurde 1949 umgebracht, die Hintergründe wurden nie ganz geklärt. Zunächst führte seine Witwe das Unternehmen gemeinsam mit Paul Kloss weiter, ab 1964 Werner Lutz und Reinhard Paulsen. In diese Wirtschaftswunderzeit fallen glanzvolle Konzerte mit Künstlern wie David Oistrach, Dietrich Fischer-Dieskau oder Leonard Bernstein. Und 1961 sprang für den erkrankten Glenn Gould eine 19 Jahre junge Pianistin ein: Martha Argerich.

Seit 1988 gehört die Konzertdirektion Dr. Goette dem Musikveranstalter Hans-Werner Funke. Er hat die großen Stars nach Hamburg geholt, ob Anne-Sophie Mutter oder Alfred Brendel, Cecilia Bartoli oder Lang Lang. Zuverlässig hat er das Publikum mit dem klassischen und romantischen Kernrepertoire versorgt und so das musikalische Angebot der Stadt geprägt.

In den letzten Jahren versuchen sich verstärkt auch andere Konzertveranstalter auf dem Hamburger Klassikmarkt. Die Konkurrenz stellt das alteingesessene Unternehmen genauso vor Herausforderungen wie das Projekt Elbphilharmonie, schließlich wollen dann zwei Säle mehr in hoher Qualität bespielt werden. Die Interessen der Konzertdirektion vertritt seit dem vergangenen Jahr mit Verve der neue Geschäftsführer Christian Kuhnt, zuvor bei der Laeiszhalle für das musikalisch Unbequeme zuständig. Jetzt bereichern seine originellen Programmideen Goettes Sonderkonzerte.