Yahoo sieht sich mit der Offerte von 44,6 Milliarden Dollar (30,7 Milliarden Euro) „substanziell unterbewertet“. Damit könnte es zu einem langen Übernahmepoker oder gar zu einer feindlichen Übernahme kommen. Microsoft kommentiert die Entwicklung zunächst nicht.

Sunnyvale. Mit dem Kauf von Yahoo will Microsoft seine Stellung bei Internet-Suchmaschinen und -Werbung gegenüber Marktbeherrscher Google verbessern. Analysten rechnen damit, dass Microsoft sein Angebot um 5 Milliarden bis 12 Milliarden Dollar und damit auf knapp 57 Milliarden Dollar (39 Milliarden Euro) erhöhen könnte. Yahoo wolle mindestens 56 Milliarden Dollar oder 40 Dollar je Aktie sehen. Yahoo nannte am Montag keine Forderung, deutete aber die Bereitschaft zu Verhandlungen an, sollte Microsoft sein Gebot erhöhen.

Allerdings könnte Microsoft sein ursprüngliches Angebot auch direkt den Yahoo-Aktionären unterbreiten und so gegen den Willen des Yahoo-Managements um Mitgründer Jerry Yang eine feindliche Übernahme einleiten. Die Börse schien am Montag an eine Aufstockung des Gebots zu glauben. Im Vormittagshandel an der Wall Street legte die Yahoo-Aktie um 25 Cent auf 29,45 Dollar zu, während das Papier von Microsoft um 48 Cent auf 28,08 Dollar verlor.

Yahoo hatte zuletzt betont, das Unternehmen wolle auch die Chancen ausloten, eigenständig zu bleiben. Der Internet-Pionier gilt seit einiger Zeit als Übernahmekandidat. Konkurrent Google hat Yahoo längst bei den Werbeeinnahmen überholt und nimmt in zwei Monaten so viel Geld ein wie Yahoo in einem ganzen Jahr. Der Kurs der Yahoo-Aktie war zuletzt auf den niedrigsten Stand seit vier Jahren gefallen, allein in den letzten drei Monaten sank der Wert um 40 Prozent. Der Gewinn des Unternehmens geht seit Ende 2006 beständig zurück.

Allerdings könnte sich die Bereitschaft, einen höheren Kaufpreis für Yahoo zu zahlen, negativ auf den Aktienkurs von Microsoft auswirken. Es gibt unter Investoren Bedenken, ob Yahoo den Aufwand wert ist. Die Aktie des Softwareriesen aus Redmond sank seit Veröffentlichung des Angebots am 1. Februar bereits um 14 Prozent. Das entspricht einem Wertverlust um 40 Milliarden Dollar (27,5 Milliarden Euro). Für Microsoft spricht im Poker um Yahoo, dass nach Analysteneinschätzung die größten Yahoo-Anteilseigner inzwischen die Geduld mit dem Yahoo-Management verloren haben, das den seit Monaten versprochenen Umschwung bisher nicht geschafft hat.

Yahoo-Chef Yang hatte unlängst die Streichung von rund 1.000 der 14.300 Jobs bekannt gegeben. In der vergangenen Woche hatte sich Google diskret in den Übernahmpoker eingeschaltet. Google-Chef Eric Schmidt wollte kein Gegenangebot machen, deutete aber die Möglichkeit einer Partnerschaft an, um Yahoo vor dem Zugriff von Microsoft zu bewahren. Google verfügt derzeit weltweit über einen Marktanteil von rund 62 Prozent. Microsoft und Yahoo kämen bei einem Zusammenschluss auf 16 Prozent im milliardenschweren Markt der Internet-Werbung.