Mercedes verordnet seinem wichtigsten Oberklassemodell ein kräftiges Facelifting und baut ab Frühjahr zahlreiche neue Assistenzsysteme ein.

Sie war einmal die erfolgreichste Business-Limousine der Welt. Doch mittlerweile hat der Stern der Mercedes E-Klasse gehörig an Strahlkraft verloren. Das Design umstritten, die Motoren nur bedingt konkurrenzfähig und die Elektronik eine halbe Generation hinten dran - so sind Audi A6 und BMW Fünfer den Schwaben zuletzt deutlich davon gefahren. In Deutschland zum Beispiel kamen in den ersten neun Monaten auf 28 000 E-Klassen immerhin 36 000 Fünfer und sogar 43 000 A6.

Doch jetzt ziehen die Schwaben die Reißleine und kontern mit der angeblich umfangreichsten Modellpflege aller Zeiten: Ein gründliches Facelift mit der Option auf ein zweites Gesicht, neue Motoren und ein Heer neuer Assistenzsysteme sollen die E-Klasse wieder zum Fixstern in den Firmenfuhrparks dieser Welt machen. Ihr Publikumsdebüt geben Limousine und Kombi sowie dann wohl auch Coupé, Cabrio und die AMG-Modelle Anfang Januar auf der Motorshow in Detroit. Der Verkauf zu geschätzten Preisen ab etwa 42 000 Euro für die Limousine und 45 000 Euro für den Kombi beginnt im Frühjahr.

Dreh- und Angelpunkt der Modellpflege ist das Design, das von vielen Kunden als zu barock und behäbig kritisiert wurde. Auch deshalb bekommt die E-Klasse jetzt analog zur C-Klasse ein zweites Gesicht und wird auf Wunsch mit dem sogenannten "Großstern" der Stuttgarter Coupés und Sportwagen ausgeliefert.

Dann prangt ein riesiger Stern zwischen den zwei Lamellen der weit nach außen gewölbten Kühlermaske. Alternativ dazu gibt es aber weiter das klassische Gesicht mit drei Rippen im Grill und dem kleinen Stern oben auf dem Kühler. Egal für welche Variante man sich entscheidet: Immer bekommt man die stärker konturierte Motorhaube sowie die neuen Scheinwerfer mit zwei eckigen, spitz zur Mitte zeigenden Lichthaken, die den Benz fürs Business auch nachts unverwechselbar machen sollen. Diese Lichtspiele spiegeln sich in den ebenfalls modifizierten Rückleuchten wieder. Und selbst die Flanke hat Mercedes angefasst und eine neue Charakterlinie ins Blech gepresst. Sie steigt sanft von der Unterkante der Türen auf und ersetzt den breiten Hüftschwung, den Designchef Gordon Wagener der ersten Auflage in die Taille getrieben hatte.

Neben dem Kurswechsel beim Design steht das Update für die E-Klasse vor allem für eine elektronische Aufrüstung. Deshalb nehmen Limousine und Kombi ein knappes Dutzend neuer Assistenzsysteme vorweg, die im Sommer auch in der nächsten Auflage der S-Klasse kommen werden. So erkennt, entschärft oder vermeidet die E-Klasse künftig auch Kreuzungsunfälle mit querendem Verkehr, bremst für Fußgänger, achtet beim Spurwechsel auf den Gegenverkehr und fährt dauerhaft mit Fernlicht, ohne andere Fahrzeuge zu blenden. Mehr Emotion im Design, mehr Intelligenz bei der Elektronik und mehr Effizinez bei den Motoren.

Deshalb gehen die Schwaben auch unter der Haube noch einmal zur Sache und bringen die Antriebspalette auf Vordermann. Bei den insgesamt fünf Dieseln vom E 200 mit 136 PS bis zum E 350 mit 252 PS bleibt alles gleich. Und auch den E 300 Hybrid mit seinem Knauserverbrauch von 4,1 Litern Diesel kennt man schon aus der ersten Hälfte der Laufzeit. Doch bei den Benzinern tut sich einiges: An der Basis steht im E 200 mit 184 und im E 250 mit 211 PS zum ersten Mal ein Vierzylinder-Turbodirekteinspritzer. Er senkt den Verbrauch auf 5,8 Liter und macht die E-Klasse zur ersten Limousine in dieser Liga, die die Energieeffizienzklasse A erreicht. Darüber rangiert der bekannte 3,5-Liter-V6, der im E 300 auf 252 PS kommt und im E 350 auf 306 PS. Neu ist ein V6-Direkteinspritzer mit Bi-Turbo, dem im E 400 drei Liter Hubraum für 333 PS reichen. Die Spitze markiert weiterhin der E 500 mit 408 PS, über dem nur noch die unterschiedlichen Leistungsstufen des E 63 AMG kommen - aber für den hat sich die Mercedes-Kommunikation ein eigenes Salami-Scheibchen aufgehoben und will Details erst später verraten.