Audi, BMW und Mercedes haben in der Kompaktklasse mit starken Modellen vorgelegt, jetzt antwortet Volkswagen - ein Vergleich des Quartetts.

Es ist ja nicht so, dass es in der Kompaktklasse jemals gemütlich zuging. Der Druck im Kessel stieg endgültig, als die selbst ernannten Premium-Marken auch noch in dieses Segment drängten, unterhalb ihrer Stamm-Reviere. Audi startete mit dem A3 1996, BMW mit dem 1er 2004 und Mercedes mit der A-Klasse 1997. Lang ist es her, inzwischen sind alle drei hier bestens etabliert. Zeit zum Ausruhen bleibt jedoch nicht. Auf das hochkarätige Trio - A3 und A-Klasse sind gerade brandneu, den neuen 1er gibt es seit knapp einem Jahr - wartet hier und jetzt der topaktuelle Golf VII.

Der sieht erst einmal genau so aus, wie ein Golf eben aussehen muss: stabil und stämmig, mit breiter C-Säule, sofort wiedererkennbar. Die Motorhaube ist länger als beim Vorgänger, das Auto insgesamt flacher und breiter geworden - so etwas bekommt den Proportionen immer gut. Auf Experimente hat VW auch beim Innenausbau verzichtet, wer nicht genau hinschaut, glaubt im Vorgänger zu sitzen.

Auf den zweiten Blick entdeckt man dann neue Details, VW hat zum Beispiel das Infotainmentsystem auf Stand gebracht. Das Auto wirkt geräumiger als bisher, mehr Platz gibt es vor allem im Fond. Zugelegt hat auch der Kofferraum, der 380 Liter schluckt. Auffällig ist eine sorgfältige Verarbeitung mit durchweg hochwertigen Materialien, allerdings war der Testwagen ein Highline mit jeder Menge Hochglanzflächen und Chromeinlagen.

Audi jedenfalls sollte sich nicht zurücklehnen, qualitätsmäßig ist VW nah herangerückt. Der Unterschied liegt im Design. Während VW auf Bewährtes für die bürgerliche Mitte setzt, hat Audi das Cockpit bemerkenswert kühl, klar und technisch gestaltet. Das spricht ganz sicher ein jüngeres Publikum an. Der A3 wirkt vorn ähnlich luftig und geräumig wie der VW. Im Fond bietet er als Dreitürer jedoch spürbar weniger Platz als die drei anderen (der Fünftürer A3 Sportback folgt im Februar 2013). Viel Raum war bestimmt nicht die oberste Priorität bei der 1er-Entwicklung. Der BMW ist, trotz aller Fortschritte, vorn und hinten immer noch vergleichsweise knapp geschnitten. Ein Eindruck, der sich durch die tiefe Sitzposition und die kleinen Fensterflächen noch verstärkt. Bei Qualität und Materialauswahl sollten die Bayern die Zügel langsam mal anziehen - sonst wird der Vorsprung von Audi größer und nicht kleiner.

Die neue A-Klasse entpuppt sich als Bruder im Geiste des 1ers. Verblüffend, wie sehr sich der Mercedes und der BMW in manchen Details ähneln: Die A-Klasse wirkt ähnlich hochgeschlossen wie der 1er, mit wuchtigem Instrumententräger, tiefer Sitzposition und schmalen Fenstern. Auch das Platzangebot liegt auf ähnlichem Niveau, beide sind merklich kleiner als der VW.

Im Golf leistet der 2,0-Liter-TDI jetzt 150 PS. Er entwickelt seine Kraft angenehm gleichmäßig, läuft kultiviert und dreht leichtfüßig. Schön ist der kraftvolle Antritt aus niedrigen Drehzahlen heraus. So weit alles bestens. Erstaunlich ist allerdings das Geräuschniveau: Wir haben den TDI leiser in Erinnerung. Im neuen Golf ist er stets präsent, nicht wirklich laut, aber doch hörbar. Ähnlich wie BMW mit dem Fahrerlebnisschalter und Audi mit dem Drive Select bietet auch VW jetzt ein System zur Abstimmung des Autos an: Die Fahrprofilauswahl kostet 120 Euro und lässt in Zusammenarbeit mit den verstellbaren Dämpfern (990 Euro) die Wahl zwischen fünf Programmen von Eco bis Sport. Generell sind solche Systeme nicht unumstritten und für viele nur Spielerei, doch wenn sie so gut gemacht sind wie beim Golf - und beim BMW 1er -, dann empfehlen wir sie gern.

Der Golf liegt ruhig und gelassen, fährt sich mit der direkteren Lenkung grundsätzlich sehr handlich. Auf Wunsch aber eben auch bemerkenswert agil oder betont komfortabel. Wobei VW jeweils einen friedlichen Mittelweg gewählt hat: Sport schmerzt nicht, und Komfort bedeutet nicht schaukelig.

Außergewöhnlich leichtfüßig ist der Audi unterwegs. Angetrieben vom gleichen, lebensfrohen 2,0-Liter-TDI wie der Golf, zirkelt er noch eine Spur flinker um die Kurven, federt gleichzeitig angenehm komfortabel. Insgesamt erreicht er damit fast die schneidige Dynamik des BMW. Fast.

Als Einziger hier verfügt der 1er über ein längs eingebautes Triebwerk und Heckantrieb. Für die Liebhaber gepflegter Kurvenfahrt wird er damit immer erste Wahl bleiben. Die Lenkung reagiert spontan, und friedlich übersteuernd fegt der 1er durch die Gegend. Empfehlenswert auch hier die verstellbaren Dämpfer (1100 Euro) für die Wahl zwischen gepflegter Härte oder gesteigertem Komfort. Auch sein 2,0-Liter mit 143 PS ist bestimmt kein Leisetreter, knurrt heiser bis kernig. Ein stämmiger Typ, der kräftig anschiebt.

Trotz gewisser äußerer Ähnlichkeiten mit dem BMW ist der Mercedes mit Quermotor und Frontantrieb dann doch wieder ein ganz anderer Typ. Der 1,8-Liter mit 136 PS geht munter und flott zur Sache, läuft aber erstaunlich rau und vergleichsweise laut.

Klar, in der neuen Auflage fährt sich die A-Klasse so agil wie nie zuvor. Doch das hohe Niveau von Audi, BMW und VW kann sie einfach nicht ganz halten, das zeigt sich im direkten Vergleich. Der Mercedes liegt unausgewogener und unruhiger. Er poltert kräftig auf Querfugen, nimmt schnelle Kurven mit deutlichen Aufbaubewegungen, die Lenkung reagiert zäher - hier fehlt ganz eindeutig noch der Feinschliff.

Mit 29 066 Euro steht der A 200 CDI BE Urban in der Liste. Teuer? Klar, aber VW berechnet für den Golf mit 2,0-Liter-TDI und Highline-Ausstattung schließlich auch 27 825 Euro (Fünftürer). Aber mehr geht immer. Denn Audi verlangt für den A3 2.0 TDI Ambition mindestens 28 200 Euro - für den Dreitürer, wohlgemerkt. Und BMW ruft für den 118d Sportline 29 000 Euro auf. Noch nie war es so eng in der Kompaktklasse. Und noch nie so teuer.

Der Text stammt aus der aktuellen Ausgabe der "Auto Bild" (1,60 Euro). Dort finden Sie noch viele weitere Infos zum Vergleich