Der Kia Ceed 1.4 CVVT im Abendblatt-Praxistest

Eigentlich haben es alle immer schon geahnt - doch dass es dann wirklich einmal so rasant passiert, mag mancher trotzdem nie erwartet haben. Die Rede ist vom Schwenken der Koreaner auf die Überholspur. Dass Autos aus Fernost technisch besser werden würden, hatte sich vor Jahren schon abgezeichnet, dass sie zugleich auch im Design frischer werden würden, eher nicht. Doch inzwischen hat vor allem Kia eine Modelpalette im Handel, die den Vergleich mit Europas führenden Anbietern nicht zu scheuen braucht - ein Verdienst auch des ehemaligen Audi-Designers Peter Schreyer, der dieser Marke mehr Gesicht und damit mehr Gewicht verliehen hat.

Nehmen wir zum Beispiel den 4,31 Meter langen Ceed: Der neue Kompakte kommt mit gefälligen, modernen Linien, einer sauberen Verarbeitung, einer vernünftigen Ausstattung und fährt auf Augenhöhe mit Ford Focus, Opel Astra & Co. Er sieht gut aus, bietet hinreichend Platz und ist offenbar auch sehr solide gemacht (würde man sonst sieben Jahre Garantie geben?). Man setzt sich rein, findet sich auf Anhieb zurecht und fährt los, ohne sich groß in eine Bedienungsanleitung vertiefen zu müssen. Der 100-PS-Motor wirkt zwar manchmal etwas schwachbrüstig, aber es reicht dank des gut abgestuften und leicht zu schaltenden Sechsganggetriebes auf der Autobahn für 182 km/h.

Das Fahrwerk setzt passend dazu mehr auf Komfort als auf Sportlichkeit, was dem Wagen gut tut. Der Kofferraum ist mit 380 Litern so groß wie der des neuen Golf, auch sonst gibt es genügend Stauräume. Einzig das Werks-Radio, das sowohl auf Hamburgs Straßen wie auch auf Schleswig-Holsteins Autobahnen Mühe hat, den eingestellten Sender dauerhaft störungsfrei zu empfangen, fällt schnell negativ auf.

Beim Verbrauch liegt der Praxiswert deutlich über dem versprochenen Normwert von 5,8 Litern, der schon für sich betrachtet keine besonders großartige Leistung ist. Wenn dann im Mittel tatsächlich 7,5 und in der Stadt sogar bis zu 9 Liter zu Buche stehen, dann gibt es hier sicher noch Optimierungsbedarf. An den neuen Klassenprimus Golf VII oder den Audi A3 kommt der Kia noch nicht heran, aber die Koreaner sind auf einem guten Weg. Mal sehen, wo sie in fünf Jahren stehen.