Fahrerassistenzsysteme unterstützen hinterm Steuer und erhöhen den Komfort. Einige können sogar selbsttätig ins Geschehen eingreifen.

Zu Zeiten, in denen der VW Käfer in Deutschland die höchsten Popularitätswerte unter den Autos hatte, war der Fahrer in brenzligen Situationen komplett auf sich allein gestellt. Inzwischen hat sich in puncto Fahrkomfort und damit auch im Bereich der Sicherheit vieles zum Positiven geändert. ABS, also ein Antiblockiersystem, ist den meisten ein gängiger Begriff. Doch inzwischen heißen die Schlagwörter Spurhalteassistent oder Müdigkeitswarner - das sind Fahrerassistenzsysteme, die Personen hinterm Steuer sinnvoll unterstützen, ihnen jedoch nicht die Verantwortung für das Fahrzeug und damit auch die Kontrolle entziehen sollen.

Doch wie viel Technik braucht der Mensch im Auto? Es kann nie genug sein, sagen die einen. Bloß nicht zu viel, meinen die anderen - oftmals mit der Begründung, als mündiger und aufmerksamer Fahrer die Macht über das Fahrzeug ganz allein haben zu wollen. Natürlich ist die Anschaffung auch eine Frage des Geldes. Je nach Hersteller und Modell kostet die Installation von Assistenzsystemen zwischen wenigen Hundert und mehreren Tausend Euro extra, denn nicht immer gibt es sie serienmäßig. Das Hamburger Abendblatt zeigt, was die wichtigsten Helfer tun und für wen sie interessant sind.

Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP): In einem Auto mit ESP vergleicht ein Computer das tatsächliche Verhalten des Wagens mit vorgegebenen Sollwerten. Gerät der fahrbare Untersatz in Schleudergefahr, greift das System blitzschnell ein und stabilisiert automatisch. Korrigiert werden sowohl Fahrfehler als auch Schleuderbewegungen, die durch Glätte, Nässe, Rollsplitt oder andere widrige Fahrbahnzustände verursacht werden, bei denen der Autofahrer normalerweise kaum eine Chance hat, seinen Wagen durch Lenk- oder Bremsmanöver in der Spur zu halten. Dabei sind ABS und Bremsassistent integriert. ESP ist für jeden Pkw-Besitzer sinnvoll, vor allem aber für Fahranfänger.

Spurhalteassistent: Hierbei handelt es sich um ein kamera- oder infrarotgestütztes System. Beim Überfahren der Fahrbahn erfolgt eine Warnung zum Beispiel durch das Vibrieren des Sitzes oder am Lenkrad. Bei Ablenkung - und hier reicht schon das ständige Fummeln am Radio - sowie Müdigkeit können so schwere Unfälle verhindert werden. Eine Weiterentwicklung stellt die Spurwechselunterstützung, auch als Lane Change Support bezeichnet, dar. Bei Gefahr warnt sie nicht nur den Fahrer, sondern ist in der Lage, das Fahrzeug durch Lenkkorrektur automatisch wieder in die ursprüngliche Spur zu bringen. Wer stets wachsam fährt, benötigt diese Helfer jedoch nicht. Zudem kann es bei Autofahrern auch für Irritationen sorgen, wenn die Technik automatisch ins Steuerverhalten eingreift.

Totwinkelassistent: Die Erfassung eines auf der Nachbarspur herannahenden Fahrzeugs erfolgt mittels Radarsensoren, Kameras oder Laserscannern. Diese sind am Außenspiegel angebracht, die Warnung erfolgt über schnell blinkende Leuchtanzeigen, einen Ton oder auch durch ein Rütteln des Lenkrads. Für Personen, die viel auf der Autobahn unterwegs sind, und Menschen mit zum Beispiel Einschränkungen bei Drehbewegungen des Kopfes ist dieser Helfer von Vorteil.

Müdigkeitswarner: Ein hochsensibler Sensor misst Abweichungen von normalem Fahrverhalten und schlägt Alarm, wenn diese öfter auftreten. So deuten minimale Lenkradbewegungen auf gerader Strecke darauf hin, dass die Aufmerksamkeit des Fahrers nachlässt. Das geschieht mithilfe von Videoüberwachung. Die Warnung erfolgt zum Beispiel bei Volvo durch ein akustisches Signal sowie das Aufleuchten einer Kaffeetasse im Display. Dann gilt es, eine Pause zu machen. Für diejenigen, die wenig Schlaf haben und lange Strecken mit dem Auto zurücklegen, kann der Kauf nicht schaden.

Einparkassistent: Die Hilfe erfolgt durch Ultraschall- und Radarsensoren oder eine Rückfahrkamera. BMW, Mercedes und beispielsweise Volkswagen verfügen über Systeme, die das Fahrzeug automatisch in die Parklücke lenken. Die Vermessung übernimmt hier die Ultraschallsensorik. Im Vorbeifahren werden Länge und Tiefe der Parklücke erfasst. Ist sie groß genug, wird dies dem Fahrer signalisiert. Durch ihn erfolgt die Freigabe für den automatischen Vorgang. Lohnt sich für Fahranfänger und Ungeübte. Wer sich den Einparkassistenten zulegt, sollte die automatische Variante statt einer Kamera wählen, da diese den ständigen Klick auf den Monitor erfordert.

Notbremse mit Personenerkennung: Das Sicherheitssystem City Safety erkennt Fußgänger sowie Radfahrer und schützt damit bei typischen Unfällen im Stadtverkehr, indem es selbsttätig eine Notbremsung einleitet. Das System ist in den meisten Fahrzeugen bis 30 km/h aktiviert. Neue Systeme verfügen inzwischen über einen Fußgängerairbag, der beim Anstoß die Bereiche unten an der Windschutzscheibe und die Scheibensäulen abdeckt. Wem die Sicherheit der anderen genauso lieb ist wie die eigene, leistet sich diesen Helfer.

Adaptiver Fernlicht-Assistent: Bei adaptiven Scheinwerfern mit Xenon- oder LED-Licht erkennen Sensoren die Neigung der Fahrbahn, die Elektronik errechnet daraus die optimale Einstellung. Zudem regelt der Assistent die Lichtverteilung so, wie es die Verkehrssituation erlaubt. Die Reichweite des Abblendlichts kann sich mitunter um das Fünffache erhöhen, ohne andere Fahrer zu blenden. Erkennt das System entgegenkommende oder vorausfahrende Autos, passt es die Leuchtweite kontinuierlich dem Abstand an. Vor allem bei Dunkelheit ist der Fahrer sicherer unterwegs als mit herkömmlichen Systemen, die lediglich zwischen Abblend- und Fernlicht umschalten.

Reifendrucküberwachung: Mit diesem System fährt man nicht nur sicherer, sondern spart dabei auch noch Kraftstoff. Denn wer zu wenig Druck auf den Pneus hat, verbraucht mehr Sprit. Zudem verlängern sich auch die Bremswege. Noch bevor es zum Unfall kommt, wird dem Fahrer gefährlicher Reifendruckabfall angezeigt. Gerade für diejenigen sehr hilfreich, die ihren Reifendruck nicht regelmäßig kontrollieren.

Verkehrszeichenerkennung: Eine Kamera erfasst die Verkehrszeichen, deren Darstellung bei VW beispielsweise in der Multifunktionsanzeige und/oder im Display des Navigationsgeräts erfolgt. Ausgewählte Systeme sind heute schon so weit, dass sie selbst bei Nässe Tempolimits erkennen. Gut für Leute mit Bleifuß, schließlich wird ihnen dabei geholfen, die Geschwindigkeitsbegrenzung einzuhalten, um so Punkte in Flensburg zu vermeiden.