Am 16. Juli 1909 gründete August Horch seine neue Firma. Die Marke überstand zwei Weltkriege und viele schwere Krisen.

Ingolstadt/Hamburg. Ein paar marginale Lateinkenntnisse können nicht schaden, wenn man sich dieser Tage mit der Historie von Audi beschäftigt. Denn die Geschichte der Automarke begann bekanntlich mit einem Streit: Wutentbrannt verließ der Konstrukteur August Horch am 19. Juni 1909 nach einer Auseinandersetzung mit dem Aufsichtsrat die von ihm selbst gegründeten Horch-Werke.

Schon vier Wochen später, am 16. Juli, rief er im sächsischen Zwickau eine neue Firma ins Leben - zunächst als August Horch Automobilwerke. Doch dieser Name war dem alten zu ähnlich, sodass ein anderer her musste. Die Lösung war eine Übersetzung: "Audi" - was auf Latein eben nichts anderes als "horch!" bedeutet. Der Vorschlag kam vom damals zehn Jahre alten Schüler Heinrich Fikentscher, dessen Vater mit August Horch befreundet gewesen war.

Wenn sich am Donnerstag die Audi-Gründung zum 100. Mal jährt, dann ist das ein Grund zum feiern - obwohl jetzt, nach 13 Rekordjahren in Serie, die Absatzzahlen der Marke 2009 erstmals wieder zurückgehen dürften. Beim viertägigen Jubiläumsprogramm ist von Wirtschaftskrise jedenfalls keine Spur: Von historischen Rennen am Donauring über verschiedene Konzerte bis hin zum Festakt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Enthüllung eines neuen Modells reichen die Planungen.

Doch eigentlich steht schon das ganze Jahr im Zeichen des Jubiläums, so etwa bei der morgen endenden Sonderausstellung im "museum mobile" in Ingolstadt, die unter dem Titel "Horch - Ein Audi! Die Geschichte der Perfektion hat einen neuen Namen" stand. Aus ganz Europa wurden dafür die ältesten Modelle zusammengesucht, darunter ein Audi Typ A von 1911 und der erst kürzlich wieder aufgebaute Audi 225 Front Spezialroadster aus dem Jahre 1935. Auch Fußball-Events wie der "Audi Cup" (29./30. Juli in München), Aktionen der örtlichen Audi-Händler und sogar ein Wettbewerb an der Hamburger technischen Kunstschule (htk) sind dem Geburtstag gewidmet.

Audi hat in seiner Geschichte schon weit härteres mitgemacht als die aktuelle Krise. Nach der Gründung durch Horch waren dem neuen Unternehmen nur 23 Jahre Unabhängigkeit vergönnt, 1932 ging es in der Auto Union auf. Da gespart werden musste, schlossen sich Audi, DKW, Horch und Wanderer unter dem Zeichen der vier Ringe zusammen. Das neue Markenzeichen war gefunden. Nach dem Zweiten Weltkrieg schien dann doch das Ende gekommen. Da die Auto Union AG in der sowjetisch besetzten Zone lag, wurde sie enteignet.

Eine Handvoll Mitarbeiter wollte das aber nicht hinnehmen. In Zwickau gab es keine Zukunft - also gingen sie nach Bayern, wo sie 1949 in Ingolstadt mit der Auto Union GmbH eine neue Gesellschaft gründeten. Dort liefen anfangs ausschließlich Zweitakter vom Band - für DKW. 1958 wurde die Auto Union komplett von Daimler-Benz übernommen. Sechs Jahre später ging sie schließlich an Volkswagen.

Als 1965 das erste Modell mit Viertaktmotor gebaut wurde, musste eine neue Bezeichnung her: Der Name Audi war wiedergeboren. Audi-Gründer Horch, der sich bereits nach dem Ersten Weltkrieg aus dem Unternehmen zurückgezogen hatte, erlebte das nicht mehr. Er starb 1951.

Der Audi F103 steht für den Neubeginn der Marke nach dem Zweiten Weltkrieg. Je nach Motorleistung trug dieses Modell auch die Namen Audi 60, 72, 75, 80 oder Super 90. Bereits 1968 wurde der Grundstein für die erfolgreiche Audi-100-Baureihe gelegt. Ein Jahr darauf folgte mit dem Audi 100 Coupé S das erste Coupé. 1972 kam dann die erste Generation des Audi 80 auf den Markt.

Zu den markantesten Modellen der jüngeren Vergangenheit zählt der Audi quattro von 1980, mit dem der Allradantrieb in Straßenautos einzog und der als Ur-quattro die Rallye-Szene aufwirbelte. Mit dem Audi 100 von 1983 brachte Audi das seinerzeit windschlüpfigste Fahrzeug auf den Markt. Mit dem gleichen Modell wurden auch der Avant und die vollverzinkte Karosserie eingeführt.

Später änderten sich mit dem Image auch die alten Namen: Anstelle der wichtigsten Modelle Audi 80, 100 und 200 traten A4, A6 und das Flaggschiff A8. In der Folge baute Audi sein Angebot weiter aus, fügte Sportwagen wie den TT und R8 hinzu sowie Geländewagen wie Q7 und Q5. Bis 2015 will das Unternehmen mehr als 40 Modelle anbieten und 1,5 Millionen Autos pro Jahr verkaufen. Zurzeit schlägt sich Audi besser als seine beiden größeren deutschen Wettbewerber im Premiummarkt, BMW und Mercedes. Während die beiden alten Platzhirsche jüngst deutliche Absatzverluste melden mussten, konnte Audi im Juni als erster der drei wieder ein Plus bei seinen Verkäufen melden und den Vorsprung der Konkurrenz verkleinern.