Das ungewöhnliche Gesicht in der Kompaktklasse: Ende Januar rollt der neue Honda Civic zu den Händlern - ein knappes Jahr vor dem neuen Golf.

Honda nimmt einen neuen Anlauf in der Golf-Klasse. Ein knappes Jahr, bevor VW die nächste Generation seines Bestsellers ins Rennen schickt, bringen die Japaner Ende Januar den neuen Civic an den Start. Noch einmal etwas geräumiger als bisher, deutlich sparsamer, besser ausgestattet und nur wenige Hundert Euro teurer, gibt es ihn zu Preisen ab 16 950 Euro.

Zwar spricht Honda von einer Revolution in der Kompaktklasse. Doch nehmen die Asiaten den Mund damit ein wenig voll. Denn auch wenn der Civic mit seinem ungewöhnlichen Gesicht und dem jetzt noch skurrileren Heck zwischen Golf und Focus aussieht wie ein Ufo auf dem Supermarktparkplatz, haben die Designer die alte Linie einfach nur konsequent weiterentwickelt. Die Scheinwerfer sind noch schräger und die Rückleuchten stechen einem noch mehr ins Auge.

Innen hat die Designer allerdings ein wenig der Mut verlassen. Obwohl die Materialauswahl etwas gewonnen hat, die Variabilität mit aufstellbaren Rücksitzen und doppeltem Kofferraumboden erhalten blieb und man genügend Platz genießt, wird der Futurist da zum drögen Biedermann: Die Sitze wollen nicht so recht zum sportlichen Anspruch passen, die Instrumente wirken in Zeiten von iPad und Smartphone vergleichsweise hausbacken. Und über Details wie die antiquierte Innenraumbeleuchtung sollte man mit den Entwicklern gar nicht erst diskutieren.

Immerhin haben sie auf die Kritik der Kunden gehört und ein paar Schwachstellen des Vorgängers ausgemerzt: Die Instrumente sind jetzt übersichtlicher, das Lenkrad ist nicht mehr ganz so überladen. Und trotz der noch immer von Spoiler und Rückleuchte geteilten Heckscheibe kann man durch den Spiegel jetzt nach hinten endlich wieder ein bisschen was sehen.

Die größte Überraschung erlebt man aber beim Blick unter die Motorhaube. Dort finden sich nämlich alte Bekannte, die lediglich ein wenig modernisiert wurden: Zwei Benziner mit wahlweise 100 oder 142 PS sowie einen Diesel mit nun 150 PS Leistung. Deutliche Fortschritte hat der Civic beim Fahrwerk gemacht. Völlig neu abgestimmt und deutlich straffer ausgelegt, wirkt er jetzt seriöser und souveräner. Für Ende nächsten Jahres aber verspricht der Hersteller eine völlig neue Antriebsgeneration. Den Anfang macht ein kleinerer Dieselmotor, der 110 PS haben dürfte. Danach folgen neue Benzin-Direkteinspritzer.

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Weil ein Start-Stopp-System jetzt Serie ist und auch das Design optimiert wurde, geht der Verbrauch um bis zu 20 Prozent zurück und beginnt bei den Benzinern nun mit 5,4 Litern. Der Diesel ist sogar mit 4,2 Litern zufrieden. Wer Theorie und Praxis möglichst nahe zusammenbringen will, der drückt die Taste für den Eco-Mode. Dann leuchtet ein grünes Blümchen im Cockpit, der Motor fährt mit gebremstem Elan, die Nebenverbraucher werden gedrosselt und der Wagen ist noch einmal mit ein paar Zehntel weniger Sprit zufrieden.

Wo andere Hersteller auf eine ganze Modellfamilie setzen, dampft Honda die Civic-Familie mit dem Generationswechsel sogar weiter ein. "So sportlich, wie der Fünftürer geschnitten ist, wird ein Dreitürer überflüssig", sagt Deutschlandchef Yuishi Fukuda. Dennoch weiß er, dass sein Angebot in dieser Klasse "ein wenig schmal ist", und gelobt baldige Besserung. "Wir brauchen eine Variante mit noch mehr Platz und Variabilität für die Familien", deutet Fukuda Hondas Zukunftspläne an.