Weil das Original unerschwinglich teuer ist, legt ein amerikanischer Oldtimer-Fan den Bugnotti Bella Figura auf.

Echten Oldtimer-Fans treibt dieses Auto die Zornesröte ins Gesicht. Denn Hand an einen Bugatti aus den 30er-Jahren zu legen ist für sie ein absolutes Sakrileg. Doch Terry Cook aus Long Valley bei New York sieht das etwas entspannter. Der 69-Jährige schwärmt für die legendären Entwürfe aus Molsheim und zollt seinen Idealen jetzt besonderen Respekt: Er lässt den traumhaften Bugatti 57S wieder auferstehen - na ja, beinahe zumindest.

"Ein echter Bugatti zählt zu den teuersten Oldtimern der Welt. Damit ist er für viele Fans absolut unerreichbar", sagt der Karosseriebauer. "Außerdem verbieten sich bei einem solchen Original sämtliche Anpassungen an die Neuzeit von selbst." Um das Problem mit dem Preis zu lösen und obendrein ein wenig Komfort in die Welt der Klassiker zu bringen, baut Cook "seinen" Bugatti deshalb kurzerhand selbst.

So entsteht ein 4,93 Meter langer Stromlinien-Kreuzer mit wunderbar fließenden Linien, eleganten Proportionen und beinahe wollüstigen Formen, der gespickt ist mit ein paar filigranen Zierleisten aus Chrom, klassischen Speichenrädern und einem Kühlergrill, der auch vom Original kommen könnte. Nur wenn man genauer hinschaut, sieht man, dass zwischen dem 57S aus dem Elsass und dem Bella Figura aus Long Valley 70 Jahre vergangen sind. Denn wo Bugatti seine Autos noch aus Blech gedengelt hat, lässt Cook die Karosse aus Karbon formen und überzieht das Fasergeflecht nur noch mit Klarlack. Auf Wunsch soll es den Wagen auch mit einer Karosserie aus Aluminium geben.

Unter der eleganten Hülle steckt ein Rahmen, der sich an der Originalkonstruktion orientiert: Blattfedern und Starrachsen sind deshalb gesetzt. Allerdings sorgen Servolenkung und Automatik für gehobenen Fahrkomfort und ein BMW-Zwölfzylinder im ersten Prototypen für adäquate Fahrleistungen. Das erste Kundenauto will er mit einem 556 PS starken V8-Motor mit 6,2 Liter Hubraum ausrüsten, der von Cadillac kommt. Für 120 000 Dollar extra gibt es auch einen doppelt aufgeladenen V12 vom schnellen Mercedes-Ableger AMG. Alles zu viel und zu teuer? Dann gibt's auf besonderen Wunsch auch sparsamere Sechszylinder von Jaguar.

Auch innen gehen Vergangenheit und Gegenwart Hand in Hand. Ganz klassisch plant der Karosseriebauer eine luxuriöse Welt aus Lack und Leder und will das Bugatti-Boudoir von Kunsthandwerkern individuell ausschlagen lassen. Doch sollen seine Kunden auf Annehmlichkeiten wie eine Klimaautomatik, elektrische Fensterheber oder eine Musikanlage deshalb nicht verzichten müssen.

Dafür jedoch werden sie sich nicht mit dem echten Namen schmücken können. Denn mit Rücksicht auf den VW-Konzern, der die Rechte an Bugatti hält, nennt Cook seinen Entwurf im Scherz gerne Bugnotti, was bei amerikanischer Aussprache fast genauso klingt. "Aber ich weiß nicht, wie viel Spaß die Anwälte in Wolfsburg verstehen", sagt der Oldtimer-Fan und lässt auch diesen Titel deshalb immer häufiger weg. "Meistens nenne ich den Wagen nur noch 'Bella Figura', das ist unstrittig." Und das steht außer Zweifel.

Natürlich ist auch der Bugnotti, der mit Alu-Karosserie etwa 450 000 Dollar und in Karbon rund 300 000 Dollar kosten wird, ein teures Vergnügen. Doch vergleicht man das mit den Millionenpreisen für eines der raren Originale, ist der Wagen fast schon ein Schnäppchen. Und schwitzen muss man darin auch nicht.