Das neue Elektro-Stadtauto i3 von BMW geht in zwei Jahren an den Start. Hybrid-Sportwagen i8 soll weniger als drei Liter Sprit/100 km verbrauchen.

Kaum ein Auto in Deutschland hat in den vergangenen Jahren derart viel Rätselraten ausgelöst wie das von BMW angekündigte Modell i3. Denn was vor knapp fünf Jahren als Vision für ein "Mega City Vehicle" begann, hat sich mittlerweile zu einem vergleichsweise revolutionären Konzept entwickelt und soll nach den Worten der Bayern nicht weniger als eine "neue Ära der individuellen Mobilität" einleiten. Dass diese Aufgabe nur mit Elektroantrieb gelingen wird, war relativ schnell klar. Dass BMW zur Kompensation des Mehrgewichts vor allem auf Karbon setzt, hatten die Entwickler schon vor rund zwölf Monaten verraten. Doch wie das erste Auto dieser neuen Ära aussehen soll, war bislang noch ein Geheimnis. Damit ist jetzt Schluss. Denn obwohl noch zwei Jahre bis zum Verkaufsstart ins Land gehen, zeigt BMW Mitte September zur Frankfurter IAA eine ziemlich konkrete Studie des Modells i3 und signalisiert damit der gesamten Autowelt: Jetzt kommt die Zukunft in Fahrt.

Was die Messegäste zu sehen bekommen, ist kein Bonsai-BMW für die Bio-Fraktion, sondern ein ausgewachsenes Auto: Mit 3,85 Metern sogar ein wenig länger als der Mini, stolze 2,01 Meter breit und 1,54 Meter hoch, wirkt er wie ein Van aus dem Windkanal. Davon zeugen auch die vielen Schichten der Karosserie, die sich wie Seidenschals im Sturm über den Grundkörper legen. Selbst die Seitenscheiben fließen deshalb förmlich über die Flanke und laufen in einem kleinen Schweif aus.

Der i3 will aber nicht nur schön, sondern gleichzeitig auch praktisch sein. Deshalb bekommt er gegenläufig öffnende Portaltüren wie der Opel Meriva, riesige Fensterflächen und zumindest für den Messeauftritt ein beinahe durchgehendes Glasdach. Das sorgt gemeinsam mit der schlanken und schlichten Möblierung für einen großzügigen Raumeindruck und suggeriert viel Platz auf allen vier Plätzen.

+++Elektromobilität auf Erfolgskurs+++

In Fahrt bringt die Studie ein Elektromotor, der mit 170 PS und 250 Newtonmeter Drehmoment genauso viel leistet wie im i3-Vorläufer Mini E. Allerdings haben die Münchner den Antrieb noch einmal um 40 Prozent schrumpfen können, sodass er mitsamt der Steuerelektronik ins Heck passt und trotzdem noch Platz für 200 Liter Kofferraum bleibt. Weil Verzicht für die Entwickler keine Option war, versprechen sie auch für den ersten vollelektrischen BMW aus der Großserie flotte Fahrleistungen, wie man sie von den Münchnern gewohnt ist.

Den im Stadtverkehr besonders wichtigen Sprint auf 60 km/h schafft der Stromer in 3,9 Sekunden. Und mit 7,9 Sekunden bis Tempo 100 muss er sich auch vor konventionellen Fahrzeugen wie dem Einser nicht verstecken. Nur bei der Höchstgeschwindigkeit macht man Kompromisse: Bei 150 km/h dreht die Elektronik dem Elektromotor den Saft ab, weil sonst die Lithium-Ionen-Akkus im Wagenboden zu schnell in die Knie gehen.

Auf dem Prüfstand sollen sie nach der gängigen Norm für Elektrofahrzeuge für bis zu 225 Kilometer reichen. Allerdings ist BMW nicht so blauäugig, diesen Wert in die Praxis zu übertragen. Dort soll die Kraft je nach Verkehrsfluss und Fahrweise für einen Alltagswert von 130 bis 160 Kilometern reichen, was allemal besser ist als bei den meisten Konkurrenten. Danach muss der i3 für etwa sechs Stunden an die Steckdose oder an eine Schnellladestation. Die füllt die Akkus binnen einer Stunde immerhin zu 80 Prozent.

Um den ersten Kunden die Angst vor dem vorzeitigen Ende der Fahrt wegen mangelnder Reichweite zu nehmen und die Hürden für den Start ins Elektrozeitalter möglichst niedrig zu halten, bietet die i3-Studie die Option auf einen Reichweiten-Verlängerer. Dieser kleine, extrem effiziente Benzinmotor unter der Gepäckablage sei so etwas wie "der Reservekanister der Neuzeit", weil er an Bord einen Generator antreibt und damit auch dann noch Strom liefert, wenn die Akkus leer sind.

Das erste weiß-blaue Elektroauto ist schick, sparsam und ziemlich spritzig. Doch weiß BMW um den Markenwert der Fahrfreude und baut deshalb für Schnellfahrer ebenfalls eine Brücke in die Zukunft. Wer den Reiz des Rasens nicht missen möchte, bekommt kurz nach dem i3 auch einen i8: Der Spitzensportler mit Hybridantrieb samt Schnellladefunktion an der Steckdose vereint scheinbar Gegensätzliches. Mit einem Tempo-100-Sprintwert von 4,6 Sekunden und Spitzentempo 250 km/h ist er flotter als ein BMW M3. Aber mit einem Normverbrauch von 2,7 Litern zugleich sparsamer als jeder Mini.