Eine Tour mit dem dreirädrigen Blickfang birgt auch für geübte Biker noch Überraschungen.

Unterwegs mit dem dreirädrigen Can Am Spyder RS-S ist jeder ein Blickfang. Kein Wunder: Die Mischung aus Motorrad und Cabrio mit zwei Rädern an der Vorderachse und mit einem breiten Hinterrad gehört zu den seltenen Erscheinungen auf deutschen Straßen. Gefahren werden darf das 106 PS starke Dreirad mit dem Autoführerschein. Doch kann es ein Motorrad ersetzen?

Als jemand, der ansonsten nur Auto fährt, nähert man sich dem Can Am Spyder Roadster mit Respekt. Der ungewohnte Freiluft-Sitzplatz, der Lenker mit seinen unbekannten Bedienelementen und das durch den Helm eingeschränkte Sichtfeld - all das ist ungewohnt und erinnert an ein Motorrad. Sicherheit gibt da wenigstens das zweite Vorderrad, Umkippen jedenfalls ist beruhigender Weise nicht möglich. Und bald schon sitzt die Bedienung: Die Automatik ist narrensicher, die Gänge werden über einen Schalter am linken Ende des Lenkers gewechselt. Kuppeln per Fuß ist nicht nötig, sodass die größte Hürde für Nicht-Motorradfahrer wegfällt. Die direkte Gasannahme schockt nur kurze Zeit; schon beim geringsten Dreh am Griff schnellt das Dreirad nach vorn. Da machen sich die lediglich 350 Kilogramm Gewicht bemerkbar. Mit ein wenig Gefühl im Handgelenk lässt sich aber auch Rangieren und Stop-and-go-Verkehr beherrschen.

Spaß macht die Fahrt mit dem Can Am Spyder auf jeden Fall. Der Motor wärmt die Knie, Benzingeruch weht einem um die Nase, der Sound und die Vibrationen des Rotax-Motors dringen fast ungefiltert durch das Helmvisier. Aber auch die Nachteile liegen aus Autofahrersicht auf der Hand: Ungeschützt ist man Wind und Wetter ausgesetzt, Gepäck lässt sich kaum mitnehmen, und Unterhaltungen mit dem Beifahrer auf dem Sozius sind unmöglich. Dazu der nicht unerhebliche Preis: 19 000 Euro kostet unser Testmodell.

Auch für jemand, der in seiner Freizeit gern die Freiheit auf zwei Rädern genießt, ist das umgekehrte Dreirad teilweise gewöhnungsbedürftig. Das Aufsitzen, Gasgeben und Geradeausfahren fühlt sich noch an wie auf einem Bike. Der Zug am rechten Lenkerende bringt das Gefährt ordentlich auf Touren. In 4,6 Sekunden gelingt der Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 - so schnell wie nur mit manchem Motorrad. Der Motor ist aus der Aprilia RSV 1000 R bekannt, einem italienischen Sportmotorrad. Den eingefleischten Kradfahrer stört die fehlende Handbremse. Beim Motorrad ist hinter dem Gasgriff der Handbremshebel angebracht. Besonders bei hoher Geschwindigkeit verzögern Biker überwiegend mit der Vorderradbremse und setzen die Hinterradbremse nur als Ergänzung ein. Bei der Can Am geht der intuitive Griff zur Bremse allerdings ins Leere - das kann für Unaufmerksame schon mal brenzlig werden. Hinzu kommt die aufgrund der breiten Vorderachse fehlende Kurvenneigung, was für Motorradfahrer nicht nur gewöhnungsbedürftig ist, weil es sich auf die Lenkkräfte in der Kurve auswirkt, sondern auch weniger Spaßfaktor bedeutet. Gerade bei hohen Geschwindigkeiten muss der Fahrer viel Kraft aufwenden, um den gewünschten Lenkeinschlag zu erreichen.

Fazit: Als Alternative zum Auto ist der Can Am Spyder RS-S untauglich - und auch zum Motorrad ist das Dreirad keine echte Alternative. Eingefleischten Quad-Fahrern kommt das Gefährt wohl am meisten entgegen. Und allen, die ein sportliches Spielzeug für die Straße suchen.