Mit dem A7 Sportback etabliert der Autobauer Audi sein neues viertüriges Coupé - es bietet fast so viel Platz wie ein Kombi.

Hamburg. So ganz langsam wird es ein bisschen unübersichtlich in der gehobenen Mittelklasse. Denn dort, wo die Welt über Jahrzehnte hinweg nur aus Limousine oder Kombi bestand, etablieren sich nun immer mehr viertürige Coupés: Bevor Pionier Mercedes die zweite Generation des Wegbereiters CLS an den Start bringt und BMW in zwei Jahren mit dem Grand Coupé der Sechser Reihe aufwartet, will in diesem Herbst schon Audi die Nische füllen: A7 Sportback heißt die luxuriöse Versuchung, die eine Brücke zwischen den Segmenten schlagen und das Beste aus drei Welten vereinen will. Schließlich sei der Wagen so emotional wie ein Coupé, so elegant wie eine Limousine und so praktisch wie ein Kombi, lobt Produktmanager Manfred Sewenig die neue Baureihe, die im Oktober für Preise ab 51 650 Euro zu haben ist.

Zwar mussten die Kreativen angeblich lange für den Schönling werben. Doch nachdem die Entscheidung einmal gefallen war, habe es nur so geflutscht, sagt Designchef Stefan Sielaff. Das gilt für den Prozess ebenso wie für die Form: Mit klaren Strichen und weichen Linien gezeichnet, steht das Coupé für Lust und Leidenschaft und wirkt aus jeder Perspektive prächtig, ohne protzig zu sein. Von vorne erkennt man ein neues Gesicht mit einem flacheren Kühlergrill, von hinten sieht man eine ungeheuer breite, kräftige Kehrseite. Nur an die Silhouette muss man sich wohl erst noch gewöhnen. Denn so schön die Schulterlinie ist und so sanft sich das Dach über die beiden Sitzreihen und die rahmenlosen Türen schwingt, so sehr gleicht das Bootsheck in der Seitenansicht einer viel zu weiten Jeans, die vom Hintern rutscht.

Flüssig, wie der A7 gezeichnet ist, fährt er sich auch: Technisch der erste Vorbote des neuen A6, ist der Sportback ein großer Gleiter, der wie gemacht ist für lange Autobahnetappen und weit geschwungene Küstenstraßen. Aber zur Not taugen die neue elektrische Servolenkung und das aktive Fahrwerk, das auf Knopfdruck den Charakter wechselt, auch für den schnellen Ritt durchs Mittelgebirge.

Was dabei neben dem in jeder Motorvariante kräftigen Antritt, dem präzisen Fahrverhalten und der strammen Straßenlage auffällt, ist die Ruhe an Bord: Wer dem Motor nicht gerade kräftig die Sporen gibt, reist wie in Watte gepackt und auf Wolken gebettet - vor allem mit der gegen Aufpreis erhältlichen Luftfederung. Dazu passt auch das Ambiente des A7, das dem neuen A8 näher ist als dem aktuellen A6: Je nach Ausstattungsvariante feiern die Designer hier ein Fest in Lack und Leder, täfeln das Interieur mit Bootshölzern und zeigen der Konkurrenz ein bislang unerreichtes Verarbeitungsniveau. Die Optionsliste ist mit neuen Extras wie dem Touchpad für die Navigation, dem ersten Head-up-Display von Audi und dem Spurwarner, der einen automatisch auf die Ideallinie zurückführt, schon wieder ein Stückchen länger geworden.

Trotz der Coupé-Linie sind die Platzverhältnisse mehr als respektabel, wenn man nicht über 1,80 Meter misst. Sonst muss man den Kopf ein wenig unter die schmucke Dachlinie ducken.

Die Wucht allerdings ist der Kofferraum. Schwingt auf Knopfdruck die bis ins Dach geführte Heckklappe nach oben, öffnet sich ein Fassungsvermögen von 535 Litern - bei umgeklappter Rückbank sogar bis zu 1390 Liter.

Die Motoren übernimmt der neue Schönheitskönig von Audi weitgehend aus der Oberklasse. Starten wird er ausschließlich mit V6-Direkteinspritzern, die mit Start-Stopp-Automatik und bis auf den schwächsten Diesel auch alle mit Quattro-Antrieb daherkommen. Im Basismodell für 51 650 Euro steckt ein 2,8-Liter mit 204 PS. Der Motor klingt zwar unter Last ein wenig angestrengt und ist mit der stufenlosen Automatik vor allem beim Überholen etwas schwach. Trotzdem sprintet er in 8,3 Sekunden auf Tempo 100, erreicht 235 km/h und verbraucht dabei im Mittel 8,0 Liter. Zweiter Benziner wird für 58 600 Euro ein V6 mit Kompressor, Direkteinspritzung und drei Litern Hubraum, der mit 300 PS, 440 Nm Drehmoment, 250 km/h und 8,2 Litern Normverbrauch in der Liste steht. Aus dem Stand ist er in 5,6 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt.

Stärkster Diesel wird für 58 100 Euro der 3,0-Liter-TDI mit 245 PS und 500 Nm Drehmoment. Für ihn nennt Audi einen Beschleunigungswert von 6,5 Sekunden, ein Spitzentempo von 250 km/h und einen Verbrauch von 6,0 Litern. Der ganze Stolz der Bayern ist aber der 3.0 TDI mit 204 PS, der mit 51 900 Euro in der Liste steht. Er sprintet in 7,6 Sekunden auf Tempo 100, erreicht 235 km/h und kommt bei einem Normverbrauch von 5,3 Litern auf einen CO2-Ausstoß von 139 g/km. "Das müssen uns die anderen erst einmal nachmachen", sagt Audi-Chef Rupert Stadler mit Blick nach Stuttgart oder München. Um diesen Verbrauch zu erreichen, helfen aber nicht nur Start-Stopp-Automatik, Energierückgewinnung und der Feinschliff im Motorraum. Es hilft auch der Leichtbau. "Durch die intelligente Kombination von Stahl und Aluminium haben wir rund 15 Prozent Gewicht gespart", sagt Entwicklungsvorstand Michael Dick. Trotzdem ist damit das Ende noch nicht erreicht: Vierzylinder soll es zwar nicht geben, doch sei der Hybridantrieb vorbereitet und könne bei Bedarf schnell angeboten werden.