Experten haben acht Produkte auf ihre Wirksamkeit getestet. Von manchen Mitteln wird abgeraten

Hamburg. Im Sommer gleicht die Windschutzscheibe eines Autos schon nach kurzer Fahrt einem Insektenfriedhof. Die tierischen Überreste sehen nicht nur fies aus, sie können auch die Sicht des Fahrers einschränken. Zusätzlich bilden Reifenabrieb, Ölpartikel, Bremsstaub und Dieselruß eine hartnäckig haftende Schicht. Da sind leistungsstarke Sommerscheibenreiniger im Wischwasserbehälter des Autos gefragt. Produkte also, die im richtigen Mischungsverhältnis mit Wasser den Schmutz schnellstens lösen und mit möglichst wenigen Wischvorgängen wieder freie Sicht schaffen.

Doch nur wenige halten, was sie versprechen, wie eine aktuelle Untersuchung des Auto Club Europa (ACE) und der Sachverständigenorganisation GTÜ zeigt. Sie haben spezielle Reinigungszusätze auf deren Wirksamkeit und Materialverträglichkeit geprüft. Von insgesamt neun Produkten schnitten in der Gesamtbewertung nur drei Scheibenreiniger mit der Note "sehr empfehlenswert" ab. Testsieger wurde "CW 1:100 Super Scheibenreiniger" von Dr. O.K. Wack. Das Mittel wird für 8,45 Euro angeboten, pro Liter Fertigmischung müssen 34 Cent veranschlagt werden. Auch die beiden Konzentrate "Klare Sicht Sommer 1:100" von Aral für 6,49 Euro beziehungsweise 26 Cent pro Liter Mischung und "Xtreme Scheibenreiniger 1:100 Nano Pro" von Sonax für 7,99 Euro oder 32 Cent pro Liter Mixtur wurden als "sehr empfehlenswert" eingestuft. Mit einem "empfehlenswert" befinden sich auch Produkte von Jet, Nigrin und RS 1000 noch ganz gut im Rennen der Reiniger.

Mit einem "nicht empfehlenswert" am schlechtesten hingegen bewerteten die Tester das "Konzentrat Sommerklarsicht 1:10" von Shell und das "Scheibenreinigerkonzentrat" von A.T.U. Die Reinigungswirkung beider Produkte soll weit unter dem Durchschnitt liegen. Als nur "bedingt empfehlenswert" bezeichneten die Tester den mit BMW-Label versehenen Reiniger "Scheibenklar ohne Frostschutz". In puncto Materialverträglichkeit etwa mit Lack und Kunststoff gab es lediglich bei den Testkandidaten von Shell und A.T.U Beanstandungen.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt in dieser Woche ein Test der Zeitschrift "Auto Bild". Dabei erzielten die Produkte "Aral Klare Sicht Sommer", "Sonax KlarSicht" und "ScheibenWash Konzentrat", "Dr. Wack CW Classic" und "Cartechnic Scheibenreiniger" die Note "gut". Als "mangelhaft" fielen "Jet Scheibenklar Sommer", "Shell Scheibenklar Sommer" und "A.T.U Scheibenreinigungskonzentrat" durch. Die Tester stellten fest, dass der Reiniger von A.T.U bereits nach einer Stunde Einwirkzeit den Autolack irreparabel kräuseln lässt, wenn er dort antrocknet. Das Produkt von Shell ätzt demnach die oberste Lackschicht auch an, lässt sich aber polieren. Auch Scheinwerfer- und Rücklichtgläser aus Polycarbonat - heute bei den meisten Autos üblich - reagieren teilweise allergisch auf die kritisierten Reiniger. Abzuraten ist übrigens auch von der Verwendung von Geschirrspülmitteln in der Scheibenwaschanlage. Weil es extrem fettlösend ist, greift es Lack und Gummidichtungen an. Außerdem wirken Geschirrspülmittel erst bei höheren Temperaturen.

Die Notwendigkeit von Reinigungszusätzen im Wischwasser haben kürzlich auch Mediziner festgestellt. Bakterien in Scheibenreinigeranlagen von Pkw können nämlich eine Lungenentzündung auslösen. Daher sollte stets genügend Reinigungsmittel im Wischwasserbehälter vorhanden sein, empfehlen die Lungenfachärzte. Bei einer aktuellen Studie in Großbritannien waren in jedem fünften Auto ohne Scheibenreiniger Spuren von Legionellen nachweisbar. Diese Bakterien können, wenn sie eingeatmet werden, eine Lungenentzündung hervorrufen, die sogenannte Legionärskrankheit. Besonders bei Älteren und Immungeschwächten endet sie aufgrund von Komplikationen, die mit einer Lungenentzündung verbunden sein können, in mehr als zehn bis 15 Prozent tödlich.

Beim Betätigen der Scheibenwischanlage kann es, vor allem bei geöffnetem Autofenster, zum Einatmen von Keimen kommen. Da das versprühte Wasser meist über längere Zeit in der Scheibenwischeranlage steht und sich dabei erwärmt, stellt es eine ideale Brutstätte für Bakterien dar. Scheibenreiniger dagegen enthalten Substanzen, die das Wachstum von Keimen stoppen. Um eine Erkrankung durch Legionellen zu vermeiden, sollten Scheibenwaschanlagen daher stets mit einem solchen Reinigungsmittel befüllt sein. "Am besten den Füllstand regelmäßig überprüfen, und wenn es nötig ist, den Reiniger nachfüllen", empfiehlt Facharzt Professor Harald Morr.

Die Testergebnisse im Überblick