Toyota streckt das Hybridmodell Prius und macht es familientauglich. Weniger als sechs Liter Praxisverbrauch mit dem Teilzeitstromer möglich.

Toyota beweist ein Herz für Familienväter mit grünem Gewissen. Denn als Antwort auf die Van-Konkurrenz von Touran & Co. strecken die Japaner jetzt den Prius. Als Prius Plus wächst der Teilzeitstromer in jeder Dimension um ein paar Zentimeter und wird zum ersten Siebensitzer mit Hybridantrieb auf dem europäischen Markt. Dafür klettert der Prius-Preis um knapp 3500 Euro und beginnt zum Verkaufsstart Ende Juni bei 29 900 Euro.

Obwohl knapp 14 Zentimeter länger, drei Zentimeter breiter und acht Zentimeter höher, behält der Prius seine eigenwillige Form. Mit der langen, windschnittigen Frontpartie, der schrägen Frontscheibe und den eigenwilligen Leuchten am Heck sieht er im Vergleich zu VW Touran oder Renault Scénic aus wie der japanische Shinkansen-Express neben einer deutschen S-Bahn.

Nur leider haben die Japaner von diesem Esprit wenig in den Innenraum gerettet: Wie so oft bei Toyota ist das Interieur eine langweilige Plastikwüste, dem Farbe und Finesse fehlen. Und wie bei jedem Hybridmodell der Japaner ist der Schaltknauf so filigran, dass man ihn kaum anfassen mag, weil er eventuell abbrechen könnte.

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Dafür stimmt das Platzangebot: Vorn sitzt man kommod und selbst die zweite Reihe ist für Erwachsene keine Zumutung. Kopf- und Schulterfreiheit jedenfalls sind durchaus akzeptabel. Wenn man allerdings tatsächlich in die dritte Reihe möchte, muss man erst ein wenig klettern und sich dann ziemlich klein machen. Doch zur Not und vor allem für Kinder klappt auch das.

Obwohl der Hybridantrieb üblicherweise etwas mehr Platz benötigt, bietet der Prius+ die uneingeschränkte Variabilität eines normalen Kompaktvans: Die Sitze drei bis fünf lassen sich einzeln verschieben und umklappen, und die Plätze sechs und sieben kann man ebenerdig im Wagenboden versenken. Dann wächst der Kofferraum von 232 auf bis zu 1750 Liter.

Möglich macht das ein neuer Akku: Wo beim Prius noch Nickel-Metallhydrid-Zellen hinter dem Rücksitz stecken, fährt der Prius+ mit einem deutlich kleineren Lithium-Ionen-Block, der vorn in die Mittelkonsole zwischen den Sitzen passt. Dazu bleibt es beim 1,8-Liter-Benziner und dem angeflanschten E-Motor, die auf eine Systemleistung von 136 PS kommen und auf dem Prüfstand mit 4,1 Litern zufrieden sind. Das ist zwar reine Theorie, doch in der Praxis sind mit etwas Beherrschung immerhin Verbrauchswerte von unter sechs Litern möglich.

Sparen macht mit dem Prius+ durchaus Spaß. Beim Fahren allerdings gibt es den nur eingeschränkt. In der Stadt ist man dank des starken Anfahrdrehmoments immer vorn dabei. Und weil der Wagen im besten Fall knapp drei Kilometer rein elektrisch fährt, ist es oft gespenstisch still an Bord. Doch jenseits des Ortschilds braucht man einen langen Atem und einen schweren Gasfuß. Bis Tempo 100 vergehen 11,3 Sekunden und Schluss ist schon bei 165 km/h. Und das Radio sollte man auch etwas lauter drehen: Weil die stufenlose Automatik bei höherem Tempo auch die Drehzahlen nach oben jubelt, macht der Motor nämlich ordentlich Lärm.

Der Prius+ ist nach dem Yaris für Toyota bereits die zweite Hybrid-Neuheit des Jahres. Und dabei wird es nicht bleiben. Noch in diesem Jahr kommt der Prius mit Plug-in-Technik in den Handel, der Akku ist dann also auch an der Steckdose aufladbar. Und in den nächsten drei Jahren sollen neun weitere Teilzeitstromer folgen.