Bei fast unveränderten Maßen bietet der Bestseller künftig mehr Platz und Kofferraum. Auch Hybrid- und Elektroversion demnächst im Programm.

Am 27. September werden sie ihn in Paris feiern. Dann nämlich beginnt in der französischen Hauptstadt der diesjährige Autosalon - und der ewige Bestseller VW Golf wird wieder einmal im Mittelpunkt stehen. Denn dort erlebt die mittlerweile siebte Generation ihre Weltpremiere. Schon wenige Wochen später rollt der Wolfsburger Kompakte, der sich allein hierzulande rund eine viertel Million Mal pro Jahr verkauft, zu den Händlern. Gute Nachricht: Voraussichtlich bleibt es beim Einstandspreis von knapp 17 000 Euro.

Fast schon eine Sensation im Fahrzeugbau: Der Neue fällt bis zu 80 Kilogramm leichter aus als das Vorgängermodell, verriet VW-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg kürzlich in einem Gespräch mit Journalisten. "Damit ist der nächste Golf gerade so schwer wie die vierte Generation", stellte der Chefentwickler fest. Der zwischen 1997 und 2006 gebaute Golf IV wies beim Basismodell ein Leergewicht von 1050 Kilogramm auf. Seitdem hat jede Generation Golf nicht nur in Länge und Breite, sondern auch beim Gewicht zugelegt. Und das machte sich spätestens beim Tanken bemerkbar, auch wenn sich die Ingenieure bemühten, den Motoren zurückhaltende Trinksitten zu verpassen.

+++Der Golf GTI lässt die Hüllen fallen+++

Der Golf-Jahrgang 2012 fällt länger und komfortabler aus, außerdem bietet er innen mehr Platz. "Der Golf wird im Vergleich zum Vorgänger einen längeren Radstand aufweisen und deshalb im Innenraum noch einmal wachsen. In der Gesamtlänge wird er nur wenig größer ausfallen als heute, bekommt aber andere Proportionen", so Hackenberg. Davon profitieren insbesondere die Passagiere auf den Rücksitzen mit mehr Beinfreiheit. Und auch das Gepäckabteil erreicht mit knapp 400 Litern einen neuen Höchstwert. Der Entwicklungschef über das Konzept: "Die Vorderachse wurde nach vorn gerückt, wovon die Form insgesamt profitiert. Außerdem haben wir den vorderen Überhang kräftig verkürzt. Der neue Golf wird also breiter und auch etwas flacher."

Mit dem Golf VII sowie dem neuen Audi A3, der in Kürze auf den Markt kommt, wird unter dem Begriff "Modularer Querbaukasten" ein neues Konstruktions- und Produktionssystem eingeführt, das die Kosten senken und die Autos verbessern soll. Die Grundidee dabei: Man schafft innerhalb des VW-Konzerns eine gemeinsame Plattform, auf der quer über viele Marken mehr als 40 verschiedene Autos entstehen - vom Audi A3 bis zum Passat. Spurbreite und der Abstand zwischen den Achsen sind im modularen Querbaukasten variabel. Auch die Karosserie-Überhänge sind individuell gestaltbar - also das, was vor der Vorderachse und hinter der Hinterachse kommt. Festgelegt ist nur der Abstand zwischen Pedalerie und Vorderachse.

Mit dem bei der Produktion eingesparten Geld will VW die Autos künftig besser ausstatten. Für den Golf sind allein 20 Assistenzsysteme geplant, die bislang höheren Fahrzeugklassen vorbehalten waren. Darunter befinden sich allerdings auch Techniken, die die Konkurrenz schon länger anbietet, etwa die Verkehrszeichenerkennung per Kamera (Opel Astra) oder der Spurhalte-Assistent (Ford Focus). Neu ist dagegen die serienmäßige Multikollisionsbremse. Da knapp 25 Prozent aller Unfälle mit Toten und Verletzten aus mehreren Kollisionen bestehen, haben die Ingenieure eine Elektronik entwickelt, die den ersten Zusammenprall, etwa mit der Leitplanke, erkennt und das Auto danach selbsttätig herunterbremst bis auf 10 km/h. So können Folgekollisionen verhindert oder wenigstens in ihrer Wirkung gemildert werden.

Intensiv haben sich die Wolfsburger naturgemäß der Golf-Antriebspalette gewidmet. Auch künftig bleibt es bei Einstiegsmotoren mit 85 PS (Benzin) und 90 PS (Diesel), der nächste GTI wird mindestens 220 PS unter der Haube haben. Die direkteinspritzenden Benziner und Turbodiesel glänzen mit niedrigeren Verbräuchen als bisher. Für mehrere Hundert Euro Aufpreis ist auch eine besonders sparsame BlueMotion-Variante im Angebot, die den Golf endgültig zum Drei-Liter-Auto werden lässt. Außerdem sind Erdgas- und Ethanolantriebe geplant. Eine Hybridversion kündigt Hackenberg für 2014 an. Sie ermöglicht auf kürzeren Strecken rein elektrisches Fahren. Wem das nicht reicht: Ein Elektro-Golf mit 150 Kilometer Reichweite ist ebenfalls kurz vor der Serienreife. Der schont zwar die Umwelt, aber nicht das Portemonnaie des Käufers: Zwischen 30 000 und 40 000 Euro muss dem Kunden das gute Öko-Gewissen schon wert sein.