Einige populäre Automodelle werden 30 Jahre alt und können jetzt den Oldtimer-Status bekommen. Einige Richtlinien gibt es aber.

Gut erhaltene und mindestens 30 Jahre alte Autos dürfen hierzulande mit einem H-Kennzeichen fahren. Und die Zahl der Pkw-Zulassungen mit einem solchen Kennzeichen nimmt stark zu. Verzeichnete das Kraftfahrtbundesamt in Flensburg zum 1. Januar 2010 noch einen Bestand von 188 360 Oldtimern mit dem H (für historisch) im Nummernschild, so waren es ein Jahr später bereits 208 313 Autos. Die Zahlen werden auch in diesem Jahr steigen, denn nun dürfen sich gut erhaltene Mobile des Jahrgangs 1982 auf ein weiteres Autoleben mit dem H-Kennzeichen steuerbegünstigt (knapp 192 Euro pro Jahr) und mit preiswertem Versicherungstarif freuen. Aufgrund einer generellen Ausnahmegenehmigung können sie außerdem die Umweltzonen auch ohne Plakette befahren.

Für die Begutachtung von Oldtimern gilt seit Kurzem eine geänderte Richtlinie. Die frühere Bewertungsskala mit Zustandsnoten für Fahrzeuge ist weggefallen. Auch künftig ist aber ein amtliches Gutachten erforderlich, um das H-Kennzeichen zu bekommen, erläutert Klassiker-Experte Thomas Caasmann. Das Gutachten stellen Sachverständige von Prüforganisationen wie GTÜ, TÜV, Dekra oder KÜS für erhaltenswerte Fahrzeuge aus. Voraussetzung für eine positive Fahrzeugbegutachtung ist, dass ein Oldtimer zwar Gebrauchsspuren hat, jedoch nicht "verbraucht" sein darf. Die Hauptuntersuchung muss unter Berücksichtigung des damaligen Standes der Technik "ohne erkennbare Mängel" bestanden werden. Es dürfen keine wesentlichen Fahrzeugteile fehlen, außerdem darf es keine Unfallrestschäden geben. Weiteres wichtiges Kriterium: Der Oldie darf nicht durch modernes Tuning verbastelt sein.

Dezente Umbauten sind nach der angepassten Richtlinie zulässig, solange dafür zeitgenössische Teile verwendet werden und das Originalfahrzeug gut wiederzuerkennen ist. Bisher mussten Oldtimer-Besitzer für ein H-Kennzeichen nachweisen, dass Änderungen im ersten Jahrzehnt nach Erstzulassung oder Produktionsdatum des Fahrzeugs vorgenommen wurden.

In diesem Jahr tauchen bekannte Pkw-Modelle neu in der Gruppe der behördlich anerkannten Oldies auf. Der Mercedes 190 etwa, den die Schwaben erstmals 1982 präsentierten. Damit wagte man den Einstieg in eine neue, kleinere Klasse unterhalb des Mercedes 200, der früheren E-Klasse. Das Design der 4,40 Meter langen Limousine stammte vom legendären Chef-Designer Bruno Sacco, der mit dem "Baby-Benz" die Designsprache der Marke radikal veränderte. Bis 1993 wurden 1 879 629 Exemplare des 190 gebaut. Da 53 Prozent der Gesamtproduktion einen deutschen Käufer fanden, ist nun ein starker Zuwachs der 190er-Familie im H-Reich zu erwarten.

Porsche stellte das Modell 944 zwar bereits Ende 1981 vor, in Kundenhand kam der große Bruder des 924 jedoch ab 1982. Mit dem 944 landeten die Stuttgarter auf Anhieb einen Treffer, der allein im ersten Jahr rund 30 000 Bestellungen auslöste. Die breit ausgestellten Radkästen kaschierten geschickt, dass der Rest der Karosserie aus Kostengründen ein 924 blieb. Der Motor für den 944 war jedoch ein Triebwerk, bei dem Porsche drinsteckte und draufstand. Der Vierzylinder leistete 163 PS und galt als sparsam. Der 944 brachte es auf zehn Jahre Produktionszeitraum, ab 1989 gab es auch eine Cabrioversion. Mit Turbomotor war das Coupé maximal 250 PS stark.

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Ein Kapitel in der Autogeschichte schrieb auch der Ford Sierra. Die auf dem Pariser Salon im September 1982 vorgestellte Limousine stellte für die Marke einen revolutionären Schritt dar. Die 4,40 Meter lange Mittelklasse setzte auf ein Schrägheck, eine aerodynamisch optimierte Karosserie mit einem vor 30 Jahren bemerkenswerten c{-W}-Wert von 0,34. Als Nachfolger des extrem konservativen Taunus sorgte der Sierra für eine regelrechte Kulturrevolution, die anfangs manchen potenziellen Kunden mit der futuristischen Karosserieform abschreckte. Bis 1993 liefen rund 2,7 Millionen Sierra-Modelle vom Band.

Auch bei Opel war 1982 etwas Kleines unterwegs. Die Rüsselsheimer brachten mit dem Corsa endlich die adäquate Antwort auf den erfolgreichen VW Polo. Der 3,6 Meter kurze Winzling entstand im spanischen Werk Saragossa, nach der Maueröffnung wurde er auch in Eisenach gefertigt. Die Motoren der ersten Generation spannten das Leistungsangebot von 45 bis 70 PS. Im gleichen Jahr stellte Opel die zweite Generation des Senators und des technisch verwandten Coupés Monza vor.

Doch nicht nur die 82er-Großserienautos qualifizieren sich für das H-Kennzeichen. Auch zahlreiche Exoten werden künftig Würze in den erlauchten Kreis tragen. Etwa der Lamborghini Jalpa. Der Mittelmotorsportler mit 3,5-Liter-V8 war quasi der "kleine Lambo", konzipiert als Gegenstück zum Ferrari 328 und zum Porsche 911. Der damals günstige Wechselkurs des amerikanischen Dollars spülte außerdem eine erkleckliche Anzahl von Chevrolet Camaros über den Atlantik in die Alte Welt. Die 1982 vorgestellte dritte Generation des Coupés überzeugte mit klaren Formen, kompakteren Ausmaßen und V8-Motoren mit fünf Liter Hubraum und 145 PS. Damit sah der Camaro zwar schneller aus als er tatsächlich fuhr, aber fürs Cruisen reichte das allemal.

In den Genuss des H-Kennzeichens kommen nun auch Fahrzeuge aus Japan. Die zwischen 1982 und 1985 gebaute Generation des Toyota Celica Supra fand aber nur in homöopathischen Dosen auf dem deutschen Markt statt. Eine Bereicherung der Szene war auch der erste Mitsubishi Pajero. Als Drei- und Fünftürer machten die Japaner erstmals einen Offroader dem breiten Publikum zugänglich. Bis dahin bestritten der Land Rover und das G-Modell von Mercedes die Geländewagen-Szene.