Das Thema Hybridfahrzeug wird immer wichtiger. Auf der Motorshow in Detroit präsentiert VW das erste erschwingliche Modell aus Deutschland

Beim Wort Hybrid denken die meisten Autofahrer wohl zuerst an Toyota. Das wundert wenig. Schließlich bieten die Japaner seit nun fast 15 Jahren ihr Erfolgsmodell Prius an. Die Limousine fährt schon in ihrer dritten Generation und wurde weltweit über zwei Millionen Mal verkauft. In seinem Heimatland führt der Prius die Zulassungsstatistik für Neuwagen an, stark vertreten ist er aber auch in Kalifornien. Wer in Los Angeles oder Santa Barbara gedankenlos die Straße überquert, hat gute Chancen, von diesem Ökoauto erfasst zu werden. Der kombinierte Antrieb aus Verbrennungs- und Elektromotor beschäftigt mittlerweile die meisten Autohersteller, wie ein Rundgang auf der Detroit Motorshow zeigt.

In Deutschland spielen Hybridmodelle bislang nur eine untergeordnete Rolle. Der Marktanteil liegt bei homöopathischen 0,4 Prozent. Das hat seinen Grund vor allem darin, dass deutsche Hersteller bis jetzt nur Hybridmodelle anbieten, die für Otto Normalverbraucher preislich in unerreichbaren Sphären liegen. Das günstigste Modell ist der Audi Q5 für knapp 54 000 Euro. Die Preisspitze markieren der Porsche Panamera und der BMW Siebener mit deutlich über 100 000 Euro. Es bedarf schon einer besonderen Form von ökologischem Bewusstsein, hier als Autokäufer schwach zu werden.

Den Trend ändern könnte - wieder einmal - Volkswagen. Mit dem Jetta bringen die Wolfsburger Anfang des nächsten Jahres das erste deutsche Hybrid-Modell auf den Markt, das auch für den Durchschnittsverdiener erschwinglich ist. Exakte Preise nennt VW noch nicht. Doch dürfte der Jetta Hybrid nur wenig über einem Toyota Prius liegen und somit bei rund 27 000 Euro starten. Ein paar Monate früher ist Amerika dran. Hier beginnt der Verkauf bereits im November.

Den Jetta Hybrid bezeichnet VW als eines der "effizientesten Automobile der Welt". In Kombination arbeiten unter der Haube ein 1.4-TSI-Vierzylinder mit 150 PS und ein Elektromotor mit 27 PS. Verbrauch: 5,2 Liter/100 km. Die größte Verbrauchsersparnis fährt der Jetta - wie übrigens alle Hybride - im Stadtverkehr heraus, wo häufig beschleunigt und gebremst werden muss. "Gegenüber einem vergleichbaren konventionellen Antrieb kann dies bis zu 30 Prozent sein", sagt VW-Entwicklungschef Ulrich Hackenberg. Per Knopfdruck stromert der Jetta auch bis zu zwei Kilometer und mit bis zu 70 km/h rein elektrisch durch die Landschaft. Weltweit einmalig bei einem Hybridantrieb ist die Kombination mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, das laut VW "Fahrspaß und Nachhaltigkeit zusammenführen soll".

Hybridmodul, Lithium-Ionen-Akkus (hinter der Rücksitzbank) und Steuerungselektronik bringen gerade einmal 100 Kilogramm auf die Waage. Äußerlich ist der Jetta Hybrid außer an den Typenschildern und seinen speziellen Leichtmetallrädern vor allem an einigen aerodynamischen Eingriffen zu erkennen. Am meisten ins Auge stechen dabei der neue Grill, dessen obere Hälfte eine Hochglanzblende bedeckt, und das erstmals auf blauen Grund geklebte Marken-Emblem. Damit will VW auch optisch unterstreichen, wie ernst man die "Think-Blue"-Strategie nimmt. Zukünftig sollen alle Hybrid-Modelle mit dem neuen Logo kenntlich gemacht werden. Als nächstes ist der Golf dran.

Mercedes setzt beim Messeauftritt in Detroit auf seinen modularen Hybridbaukasten. Der E 400 Hybrid soll mit seinem 3,5-Liter-Benziner und 20 kW starken Elektromodul nur 6,7 Liter verbrauchen. Als wichtigste Märkte für die Limousine sieht Mercedes die USA, Japan und China. Auf Europas Straßen dagegen schickt Mercedes seinen ersten Diesel-Hybrid. Im E 300 BlueTec Hybrid, der ebenfalls in Detroit Debüt feiert, wurde der bekannte 204-PS-Vierzylinder mit einem Elektromotor gekoppelt. Verbrauch: 4,2 Liter. Mercedes spricht vom sparsamsten Oberklassemodell der Welt. Und auch BMW folgt dem Trend zur elektrischen Unterstützung des Verbrennungsmotors. Die Bayern schicken gleich zwei Hybridmodelle auf die Messe, den Active Hybrid 3 und Active Hybrid 5.

Dass sich Sportlichkeit und Spritsparen nicht ausschließen müssen, beweist Toyotas Edeltochter Lexus mit dem Modell LF-LC. Das futuristische Coupé mit Glasdach und über 400 PS starkem Hybridantrieb ist zwar offiziell noch ein Concept Car, doch gilt die Serienversion als ausgemacht. Der LF-LC steckt voller cooler Details. So lassen sich die Fensterheber wie beim iPhone über eine Glasfläche via Touchscreen betätigen. Ähnliches ist auch auf dem Stand des japanischen Konkurrenten Honda zu bestaunen. Hier steht die Neuauflage des 2005 eingestellten Sportwagens NSX, der in den USA künftig unter der Marke Acura vertrieben wird. Knackige Proportionen, tolles Design und unter der Haube ein moderner Hybridantrieb, so etwas kommt gut an beim US-Publikum. Der Euphorie aber folgte leichte Ernüchterung: Honda sieht den Serienstart nicht vor 2015.