In knapp zwei Jahren bietet Opel den Ampera an. Die Lithium-Ionen-Batterie ermöglicht eine Reichweite von 60 Kilometern.

Rüsselsheim. Gherardo Corsini ist nervös: "Der Countdown läuft", sagt der Opel-Ingenieur und blickt auf den wild verklebten Prototypen, der einsam auf dem Testgelände in Dudenhofen steht. Noch erinnert das millionenschwere Einzelstück an den Chevrolet Cruze, von dem sich Corsini und seine Kollegen die Karosse geborgt haben. Doch in nicht einmal mehr zwei Jahren soll daraus der Opel Ampera werden. Den Zwilling des Chevrolet Volt sehen sie das Stufenheckmodell mit vier Sitzen und immerhin 300 Litern Kofferraum als eines der ersten Elektroautos, das tatsächlich alltagstauglich ist.

Dafür sorgt neben den brauchbaren Fahrleistungen vor allem die Reichweite: Zwar haben auch die Lithium-Ionen-Akkus des Ampera nur Saft für etwa 60 Kilometer, die ohnehin 80 Prozent der Deutschen für ihren täglichen Bedarf ausreichen würden. Doch wo andere Stromer an die Steckdose müssen, startet unter der Haube des Ampera bei leeren Akkus automatisch ein kleiner Benziner, der mit Hilfe eines Generators genügend Strom zum Weiterfahren erzeugt. Statt 50 haben die Ampera-Fahrer deshalb 500 Kilometer Aktionsradius und müssen sich nie um den rechtzeitigen Zugang zu einer Steckdose sorgen.

War das bislang allerdings nur graue Theorie, will Opel jetzt beweisen, dass die Technik auch in der Praxis funktioniert und die Entwicklungen nach Plan laufen. Kaum war der erste Prototyp im Land, hat Corsini deshalb den Platz hinter dem Lenkrad geräumt und die ersten Tester ans Steuer gelassen. Das steckt zwar noch in einem handgeschnitzten Cockpit, und der Akkublock läuft nur spärlich verkleidet mitten durch den Wagen. Doch fährt sich der Ampera bereits wie ein ganz normales Auto - nur schneller, sauberer und vor allem leiser. Obwohl die Antriebstechnik gut 300 Kilo mehr auf die Waage bringt und der Prototyp deshalb schwerer sein dürfte als jeder Opel Insignia, bringt der 150-PS-Elektromotor den Vorboten des Ampera auf der von meterhohen Zäunen eingeschlossenen Kreisbahn zügig in Schwung: Als fahre man einen Sportler und keinen Saubermann, braucht der abgasfreie und nahezu geräuschlose Stromer nicht einmal zehn Sekunden bis Tempo 100, ist bis zu 161 km/h schnell. Der Grund dafür ist die Charakteristik des Elektromotors. Das maximale Drehmoment von 370 Newtonmetern des Ampera steht bereits zur ersten Radumdrehung zur Verfügung, entsprechend flott geht es beim Ampelspurt zur Sache.

Mit diesem Antrieb kann man nicht nur sein Gewissen entlasten, man spart auch reichlich Geld, rechnet Opel vor: Für das Laden des Akkus kalkuliert man mit zwei Euro, und pro Kilometer im Elektroantrieb fallen Energiekosten von zwei Cent an. Ein Kilometer im vergleichbaren Benziner würde nach diesen Berechnungen zwölf Cent kosten. Damit diese Rechnung aufgeht, müssen die Entwickler allerdings beim Fahrzeugpreis Maß halten. Für solche Fragen sei es noch ein bisschen früh, weicht Opel-Chef Hans Demant dieser Diskussion noch aus. Allerdings dürfe das Auto nicht viel mehr als ein voll ausgestatteter Opel Zafira mit Diesel und Automatik kosten, wenn es ein Erfolg werden solle, steckt er zumindest einen groben Rahmen ab.

Gespeist wird der Motor aus einer 180 Kilo schweren Lithium-Ionen-Batterie. Wer viel bremst, kann die Reichweite sogar erhöhen: Dann arbeitet der Motor als Generator und lädt seine eigenen Akkus. Wie lange der Strom reicht, kann man bei den ersten Testfahrten noch nicht ausprobieren. Viel mehr als ein, zwei Runden sind noch nicht gestattet.

Schon in diesem Herbst sollen die ersten Prototypen mit der finalen Karosserie und der kompletten Technik über den Atlantik kommen - übrigens auch für den Fall, dass Opel aus dem General-Motors-Konzern herausgelöst wird. Und wenn im nächsten Jahr die Produktion des Volt anläuft, dann rollt Ende 2011 der erste Ampera vom Band. Mit großen Worten für dieses Ereignis ist man bei Opel schnell bei der Hand: "Dann beginnt", so sind die Hessen überzeugt, "ein neues Automobilzeitalter."

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