Vor der Eröffnung der IAA in Frankfurt spricht Gert Hildebrand, Chefdesigner der BMW-Tochter Mini, über neue Modelle und Spaßautos.

Hamburg. Auf der Internationalen Automobili-Ausstellung in Frankfurt/Main wird Mini zwei Konzeptfahrzeuge zeigen, die in Serie gehen werden. Die Formen von Roadster und Coupé hat Gert Hildebrand entworfen. Er ist seit 2001 Chefdesigner bei Mini.

abendblatt.de: Herr Hildebrand, Mini könnte bald sechs Modelle im Angebot haben. Die Studien eines Coupés und Roadsters, die Sie auf der IAA zeigen, sollen ja verwirklicht werden. Mit welchem Ziel spreizen Sie die Marke weiter?

Gert Hildebrand: Unser Vorstand Norbert Reithofer hat bestätigt, dass beide IAA-Weltpremieren in unserem Werk in Oxford gebaut werden. Unsere Kunden sind sehr an Neuigkeiten interessiert, außerdem benötigt eine Marke mit einer so breiten Zielgruppe verschiedene Produktangebote. Die beiden IAA-Konzepte bieten eine gute Alternative zu dem viersitzigen Crossover, der 2010 auf die Straße kommt. Sie zeigen eine extrem emotionale Seite der Marke Mini. Das besonders sportliche und leichtfüßige Handling ist den beiden Modellen förmlich ins Gesicht geschrieben.

Mit Spaßautos liegen Sie jetzt gerade nicht unbedingt im Trend.

Hildebrand: Mini bietet Autos immer aus beiden Fahrzeugwelten an, aber der Spaß steht im Vordergrund. Die rationale Seite finden unsere Kunden etwa durch den großen Kofferraum im Clubman und die dritte Tür, die Clubdoor. Der Crossover bietet vier Türen, vier Sitze, Vierradantrieb, und das bei einer Länge von rund vier Metern. Die Konzeptautos verbinden diese Eigenschaften, sie haben neben dem eingebauten Fahrspaß auch einen gut nutzbaren Stauraum. Coupé und Roadster sind die logische Weiterentwicklung des Mini.

Was Sie als großen Stauraum beschreiben, nennen andere winzig.

Hildebrand: 250 Liter, das ist genau der Platz, den ein Mini mit umgelegten Rücksitzen bietet. Bei einem Coupé mit 3,70 Meter Länge ist das ein ausgezeichneter Wert.

Beide Autos sind als Fahrzeuge erkennbar, die zur Marke Mini gehören, aber der Kunde denkt beim Mini immer zuerst als den klassischen Zweitürer. Verwässern Sie mit den neuen Modellen nicht die Marke?

Hildebrand: Nein, Gewohntes zu tun, ist nicht der richtige Ansatz. Das Unerwartete und Überraschende war schon immer die Stärke von Mini.

Wird es komplizierter, schöne Autos zu bauen unter dem Diktat der Wirtschaftlichkeit?

Hildebrand: Solange ein Auto so gebaut wird, dass es der Funktion folgt, wird es immer gut aussehen. Mini hat dank seiner Formensprache ein sehr gutes Potenzial. Da lassen sich noch viele Ideen umsetzen.

Ist der klassische viersitzige Mini auch der schönste?

Hildebrand: Wenn man Kinder hat, liebt man sie alle. Aber das jüngste hat einen besonderen Stellenwert, und das ist das IAA-Coupé-Concept.

Hersteller und damit auch ihre Designer blicken weit in die Zukunft. Wodurch wird der Mini der nächsten Generation Kunden anlocken?

Hildebrand: Wir sehen das Design bei Mini immer als Evolution und nicht als Revolution. Aber sicher werden auch gesetzliche Vorgaben wie der Fußgängerschutz und die Crashtestanforderungen einen Einfluss auf das Design haben. Unverwechselbare Details wie den Hexagon-Grill sowie die runden Scheinwerfer im Frontbereich werden wir neu interpretieren. Aber die klassischen Proportionen, die kurzen Überhänge, gibt es auch in der dritten Mini-Generation.

Mini wurde in der Vergangenheit wegen Qualitätsmängeln und billigen Kunststoffs kritisiert. Sind Designer bei diesen Fragen machtlos?

Hildebrand: Nein, auf keinen Fall, auch wenn wir Restriktionen ausgesetzt sind. Durch intelligente Lösungen ist es möglich, eine hochwertige Anmutung zu schaffen.

Haben Sie zur Einführung der jüngsten Modelle für eine höhere Wertigkeit gekämpft?

Hildebrand: Als Designer setzt man sich immer für die bestmögliche Lösung ein, und die Qualität, die wir in dieser Klasse liefern, ist absolut konkurrenzlos. Nicht umsonst ist das Mini Cabrio Wertemeister 2009 geworden vor dem Mini Cooper. Das heißt, beide Modelle bieten nach drei Jahren noch den höchsten Restwert aller Automobile in Deutschland.

Welche Rolle spielt Wertanmutung bei einem Kleinwagen?

Hildebrand: Unsere Kunden erwarten ein pfiffiges Interieur, das eine hohe Wertanmutung bietet. Mini steht für das Premium-Angebot in dieser Klasse.

Wie kann sich Mini bei der ständig größer werdenden Konkurrenz der Kleinwagen, zum Beispiel durch den Fiat 500 und den Toyota iQ, künftig noch abheben?

Hildebrand: Wir werden uns auch in Zukunft von anderen Marken abheben, sei es durch das einzigartige Design oder durch die nachhaltigen Technologien des Mini.

Gibt es weitere Karosserievarianten, die vorstellbar sind?

Hildebrand: Einen ersten Schritt haben wir durch den Crossover getan. Unsere Concept Vehicles, Coupé und Roadster, gehen in Serie. Sie werden beide in unserem Stammwerk in Oxford gebaut. Das zeigt doch, dass wir uns ständig weiterentwickeln.

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