Berlin. Google enthüllt zum Start seiner Entwicklerkonferenz spannende Mobilgeräte – und will mit dem Pixel Fold Samsung vom Thron stoßen.

Ein handliches Smartphone für die breite Masse, ein dünnes Klapp-Handy für gut Betuchte und ein Tablet mit Ladestation als Smarthome-Zentrale: Google hat am Mittwochabend deutscher Zeit seine jährliche Entwicklerkonferenz eröffnet – und dabei wie erwartet neben vielen Software- und KI-Neuerungen auch ein ziemliches Produktfeuerwerk abgebrannt. Die Pixel-Familie, Googles Geräte-Sparte, bekommt in den nächsten Wochen und Monaten allerhand Zuwachs.

Mit dem erschwinglichen Google Pixel 7a könnte eine mögliche Preis-Leistungs-Überraschung mit guter Kamera die Smartphone-Mittelklasse aufmischen. Ins Rennen schickt der Konzern mit dem Google Pixel Fold zudem ab Sommer sein erstes faltbares Smartphone. Das geplante Foldable startet zwar mit einem üppigen Preis, soll aber dem bisherigen Platzhirsch Samsung bei den Falthandys Paroli bieten. Und mit dem Google Pixel Tablet kehrt der Hersteller nach mehreren Jahren zurück ins Tablet-Geschäft. Der Flachrechner wird allerdings nur in Kombination mit einer Ladestation angeboten, die auch als Lautsprecher fungiert und das Tablet zu einer Art Smart Display macht.

Außerdem gewährten Google-Chef Sundar Pichai und sein Team im Shoreline Amphitheatre im kalifornischen Mountain View (Silicon Valley) schon einen ersten Ausblick, wie das kommende Android 14 ab Herbst auf Google-Geräten aussehen wird.

Google Pixel 7a: Kompaktes Budget-Smartphone im Pixel-Look

Mit dem Pixel 7a hat Google wie erwartet den Nachfolger des Pixel 6a vorgestellt. Dieses war erst Ende Juli vergangenen Jahres auf den Markt gekommen. Der Neuling soll wie der Vorgänger Käuferinnen und Käufer ansprechen, die ein besonders handliches Smartphone mit Mittelklasse-Ausstattung zum erschwinglichen Preis suchen. Das 7a rundet die aktuelle Pixel-Reihe ab, die im Herbst mit dem Google Pixel 7 und 7 Pro zwei überzeugende Modelle hervorgebracht hatte.

Mit 509 Euro kostet das Pixel 7a zum Start 50 Euro mehr als der Vorgänger. Im Vergleich dazu hat Google dem 7a allerdings einige Verbesserungen spendiert:

  • Die Bildwiederholrate steigt von 60 auf jetzt 90 Bilder pro Sekunde (Hertz), was das Scrollen, Wischen und Spielen auf dem Bildschirm etwas flüssiger erscheinen lassen dürfte.
  • Zudem lässt sich das 7a nun auf Wunsch auch mittels Gesichtserkennung entsperren.
  • Neu ist auch die Möglichkeit, das Handy drahtlos zu laden.
  • Die Hauptkamera kann jetzt 4K-Videos mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde aufnehmen. Im Nachtmodus soll der Auslöser doppelt so schnell wie zuvor reagieren.

Insgesamt dürfte die Leistung deutlich steigen. Denn das 7a erhält mit dem Tensor G2 nun den gleichen Prozessorchip wie die beiden aktuellen Topmodelle Pixel 7 und 7 Pro. Damit verbunden sind auch Verbesserungen im Bereich künstliche Intelligenz (KI), etwa bei der Spracherkennung, Übersetzung, Diktierfunktion oder der Bildbearbeitung.

Das Google Pixel 7a mit dem Pixel-typischen Kamerastreifen sieht dem Pixel 7 zum Verwechseln ähnlich. Die hellblaue Farbvariante ist neu.
Das Google Pixel 7a mit dem Pixel-typischen Kamerastreifen sieht dem Pixel 7 zum Verwechseln ähnlich. Die hellblaue Farbvariante ist neu. © PR | Google

Mit 6,1 Zoll Größe (15,5 Zentimeter Diagonale) liegt das 7a kompakter in der Hand als die beiden Pixel-Geschwister. Die Auflösung des OLED-Bildschirms liegt bei Full-HD-Plus (1080 × 2400, 429 ppi). Der Bildschirm ist flach wie beim Pixel 7. Auffällig sind die breiteren Bildschirmränder. Die Kameraausstattung verspricht im Zusammenspiel mit Googles gewohnt starker KI gute bis sehr gute Aufnahmen: Neben der 64-Megapixel-Hauptkamera (Blende: ƒ/1,9) mit Zweifach-Zoom gibt es eine Ultraweitwinkel-Kamera mit 13 Megapixel (MP), die Frontkamera schießt Selfie-Aufnahmen mit 13 MP (jeweils Blende: ƒ/2,2).

Abgerundet wird die Ausstattung durch 8 Gigabyte (GB) RAM Arbeitsspeicher und 128 GB internem Speicher, der nicht erweiterbar ist. Der Akku hat eine Kapazität von 4300 Milliamperestunden (mAh) und soll bei normaler Nutzung einen Tag lang durchhalten. Das Deckglas besteht aus kratzbeständigem Corning Gorilla Glass 3, die Rückseite aus Kunststoff. Das Gerät ist nach IP67 gegen Staub und Wasser geschützt.

Google bietet das Pixel 7a in vier Farben: Charcoal (Grau), Snow (Weiß), dem neuen Sea (Hellblau) sowie exklusiv im Google Store auch in Coral (Rot). Wie alle vorgestellten Mobilgeräte kommt es mit Googles Betriebssystem Android 13. Der Kauf soll ab sofort möglich sein.

Die Ausstattung des handlichen Pixel 7a klingt vielversprechend. Zeigen muss sich, ob das Käufern die 509 Euro Wert ist, oder ob viele gleich zum minimal größeren Pixel 7 (6,3 Zoll) greifen. Das ist noch etwas besser ausgestattet und mittlerweile auch schon für um die 550 Euro zu haben.

Google Pixel Fold: Dünnes Falt-Smartphone zum hohen Preis

Mit Spannung erwartet wurde die Vorstellung des Pixel Fold – Googles überhaupt erstem Falt-Smartphone. Das Angebot an Handys mit biegsamem Bildschirm ist in Deutschland noch recht überschaubar und wird klar von Samsungs Modellen Z Flip und Z Fold dominiert. Huawei verliert in Deutschland an Bedeutung, Honor hat kürzlich mit dem Magic Vs ein Modell angekündigt.

Googles Fold folgt dabei dem Prinzip des Samsung Z Fold: Zugeklappt ist es ein kompaktes Handy mit 5,8 Zoll (14,7 Zentimeter) Bildschirm. Aufgeklappt bietet ein 7,6 Zoll (19,2 Zentimeter) großer Bildschirm wie auf einem Tablet reichlich Platz zum Surfen, Videoschauen und Multitasking im Querformat.

Preislich greift Google wie Samsung beim Z Fold ebenfalls ins oberste Regal: 1899 Euro kostet die Standardversion mit 256 GB Speicher, auch eine mit 512 GB wird es geben. Dafür verspricht Google das „dünnste Foldable auf dem Markt“. Ausgeklappt misst das Fold tatsächlich nur 6 Millimeter, zusammengeklappt das Doppelte. Außerdem ist die Rede vom bisher langlebigsten Scharnier auf dem Markt – die Achillesferse der meisten Falthandys durch hunderte Klappvorgänge und die Gefahr von Staub. Geschützt ist das Fold durch Gorilla Glass Victus und wasserbeständig nach IPX8 – jedoch nicht wasserdicht.

Googles erstes Falt-Smartphone, das Google Pixel Fold, soll Samsungs Z-Fold-Reihe Konkurrenz machen.
Googles erstes Falt-Smartphone, das Google Pixel Fold, soll Samsungs Z-Fold-Reihe Konkurrenz machen. © Google | Google

Beide Bildschirme punkten mit einer flüssigen 120 Hertz Bildwiederholrate. Aufgeklappt fallen auf ersten Bildern und Videos des Google-Events die vergleichsweise breiten Bildschirmränder auf. Auch die typische Falz in der Displaymitte ist zu sehen. Ob das in der Praxis zeitgemäß aussieht, muss sich zeigen. Den tablet-artigen Bildschirm will der Hersteller dagegen mit all seinen Vorteilen nutzen: Über 50 google-eigene Apps seien eigens für das große Format optimiert worden, heißt es.

Dazu wollen eine ganze Reihe namhafter Partner ihre Apps ebenfalls angepasst in Szene setzen, darunter Tiktok, WhatsApp, Spotify, Evernote und Disney+. Wie Samsung bietet das Google Fold einen „Tabletop“-Modus, heißt: Das Smartphone lässt sich um 90 Grad aufgeklappt stabil hinstellen, wobei oberer und unterer Bildschirm unterschiedlich genutzt werden können. Praktisch sein kann diese Stativ-Funktion auch, um mit der Hauptkamera auf der Rückseite sehr hochauflösende Selfie-Fotos und -videos aufzunehmen.

Überhaupt spricht Google vom angeblich besten Kamerasystem in einem faltbaren Smartphone – auch das muss sich erst zeigen. Mit dem hervorragenden Kamerasystem der Pixel-Reihe stehen die Vorzeichen aber allemal gut. Wie im Pixel 7 Pro verfügt die 48-MP-Hauptkamera über einen 5-fach optischen Zoom. Darüber hinaus sollen auch Aufnahmen mit 20-fachem Zoom noch gut gelingen.

Für ordentlich Tempo und nützliche KI-Funktionen soll auch hier der Tensor G2-Chip sorgen. Entsperrt wird das Gerät via Gesichtserkennung (nur Außenbildschirm) oder Fingerabdrucksensor auf dem seitlichen An/Aus-Schalter – ein solcher Sensor unter dem Bildschirm fehlt. Der Akku des Fold liegt mit rund 4800 mAh knapp unter dem des Pixel 7 Pro und soll bei Normalnutzung einen Tag problemlos durchhalten.

Das Fold erscheint den zwei Farbvarianten Carbon (Grau) und Porcelain (Beige). Es lässt sich ab sofort bestellen und soll ab etwa Ende Juni ausgeliefert werden.

Für Belebung auf dem noch überschaubaren Falthandy-Markt dürfte das Pixel Fold allemal sorgen. Der sehr hohe Startpreis dürfte aber zu Beginn höchstens Technik-Enthusiasten und professionelle Nutzer zum Kauf bewegen. Sobald der Preis im Laufe der Zeit sinkt, könnte das schon anders aussehen. Spannend wird zu sehen sein, wie ausgereift Googles Falt-Erstling schon daherkommt. Bei Samsungs Z-Fold-Reihe brauchte es einige Jahre Erfahrung, um Schwächen auszumerzen.

Marktforscher sagen voraus, dass Mobiltelefone zum Falten und Klappen bis auf Weiteres Nischengeräte bleiben werden. Die Anaylsefirma IDC geht für dieses Jahr von einem Wachstum auf 21,4 Millionen Falt-Smartphones aus – bei allerdings mehr als 1,2 Milliarden verkauften Smartphones insgesamt.

Google Pixel Tablet: Sofa-Rechner und Smarthome-Zentrale

Vor fast genau einem Jahr zeigte Google erste Bilder – nun wurde das Pixel Tablet auch offiziell in allen Einzelheiten vorgestellt. Ab Juni kommt das Gerät dann auch in den Handel. Mindestens 679 Euro verlangt der Hersteller für das knapp 11 Zoll große Tablet. Im Preis enthalten ist dabei schon eine Ladestation, die das Tablet magnetisch hält und mit Strom versorgt, wenn man es gerade nicht in den Händen hält. Ohne Station wird das Pixel Tablet nicht verkauft. Das Ladedock kostet einzeln 149 Euro.

Gedacht ist das Pixel Tablet als Familiengerät im vernetzten Zuhause. Nutzer können blitzschnell in ihr eigenes Nutzerprofil wechseln. Auf die Ladestation geheftet, dient das Tablet als eine Art smartes Display, bekannt von Googles Nest Hub. So kann es für die zentrale Steuerung der heimischen Smarthome-Geräte genutzt werden, Fotos und Videos zeigen, dank Google Home als Sprachassistent herhalten oder Kochrezepte vorlesen. Außerdem Musik und Podcasts abspielen – die eingebauten Lautsprecher sollen dem Tablet (vier Lautsprecher integriert) viermal mehr Bass verleihen als alleinstehend.

Das Google Pixel Tablet mit 11 Zoll Größe kommt mit zugehöriger Ladestation, auf der es magnetisch haftet.
Das Google Pixel Tablet mit 11 Zoll Größe kommt mit zugehöriger Ladestation, auf der es magnetisch haftet. © Google | Google

Abgenommen verwandelt sich das Gerät in einen handlichen, 493 Gramm schweren Sofa-Rechner. Geschützt ist der durch eine sogenannte Nano Ceramic-Hülle. Auf der Rückseite lässt sich ein metallischer Bügel ausklappen, der das Tablet hinstellt und beim Aufladen nicht stören soll. Der LCD-Bildschirm löst mit 2560 x 1600 Pixel auf. Vorn und hinten sitzt je eine 8-Megapixel-Kamera. Für Arbeitstempo soll der Tensor G2-Chip sorgen, flankiert durch 8 GB RAM Arbeitsspeicher und wahlweise 128 GB oder 256 GB Gerätespeicher.

Das Tablet mit Android 13 lässt sich ab sofort bestellen und soll ab Juni ausgeliefert werden. Drei Farbvarianten stehen zur Auswahl: Porcelain, Hazel (Grüngrau) und Rose. Wie bei den Pixel-Smartphones verspricht Google fünf Jahre Android-Sicherheits-Updates. Eine ansteckbare Tastatur als Zubehör – wie von der Konkurrenz bekannt – ist laut Hersteller zunächst nicht geplant.

Mit 679 Euro liegt das Pixel Tablet – wenn es dann Mitte Juni ausgeliefert wird – preislich genau zwischen Apples iPad Air (649 Euro) und dem Samsung Tab S8 (699 Euro). Ob der Neuling dort mithalten kann, wird sich erst im Alltagstest zeigen.