Berlin. Bald gilt das Deutschlandticket bundesweit für den ÖPNV. Doch Polizeigewerkschaft und Verbraucherschützer sprechen jetzt Warnungen aus.

Am 1. Mai startet das Deutschlandticket für 49 Euro im Monat. Jetzt warnen Verbraucherschützer vor einer Einschränkung von Fahrgastrechten. Marion Jungbluth, Leiterin Team Mobilität und Reisen bei der Verbraucherzentrale Bundesverband, sagte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: "Nutzer des Deutschlandtickets drohen ÖPNV-Kunden zweiter Klasse zu werden. Fahrgastrechte dürfen nicht eingeschränkt werden."

Um was geht es konkret? Es gibt eine sogenannte "IC oder ICE-Option", um ans Ziel zu kommen. Das heißt: Fahrgäste mit einem Ticket für den Nahverkehr können einen Zug des Fernverkehrs nutzen – falls der Nahverkehrszug erst mit mindestens 20 Minuten Verspätung am Zielort ankommen sollte. Die erforderliche Fahrkarte für den Fernverkehr muss zunächst bezahlt werden, kann dann aber zurückerstattet werden. Eine Ausnahme könnte dabei das Deutschlandticket bilden, weil die neue Fahrkarte als "erheblich ermäßigtes Beförderungsentgelt" eingestuft werden soll.

Sorgt das Deutschlandticket für überfüllte Fernzüge?

Die Befürchtung der Eisenbahnunternehmen laut Jungbluth, sollte die Regelung auch fürs Deutschlandticket gelten: überfüllte Züge im Fernverkehr. Eine Einschränkung von Fahrgastrechten zerstöre allerdings Vertrauen in den Schienenverkehr. Jungbluth hat folgende Sorge: "Viele Verbraucherinnen und Verbraucher wissen das bisher gar nicht und könnten in die Falle tappen."

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Jungbluth erklärte weiter, schon die Zusammenführung von einem Deutschland- und einem Fernzugticket werde dazu führen, dass die Fahrgastrechte nicht für die gesamte Verbindung gelten. "Die Deutsche Bahn sollte die Integration des Deutschlandtickets ermöglichen, damit Reisende während der kompletten Fahrt geschützt sind. Das würde die Kundenzufriedenheit erhöhen und Bahnfahren attraktiver machen."

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Deutschlandticket: Polizeigewerkschaft erwartet mehr Kriminalität

Ganz andere Sorgen hat die Gewerkschaft der Polizei (GdP). Alexander Poitz, stellvertretender GdP-Bundesvorsitzender, befürchtet mit Einführung des Deutschlandticket eine Zunahme von Kriminalität in Bussen und Bahnen. Er sagte der "Rheinischen Post": "Wo mehr Menschen sind, findet auch mehr Kriminalität statt." Dies werde voraussichtlich vor allem zu Eigentumsdelikten wie Diebstahl führen. Aber auch Sachbeschädigungen und Körperverletzungsdelikte könnten vermehrt auftreten.

Poitz fordert, dass die Zusammenarbeit der Sicherheitsdienste der Verkehrsbetriebe mit der Polizei "auf personell stärkere Füße gestellt" werde. Die Deutsche Bahn und die Verkehrsbetriebe im öffentlichen Personennahverkehr sparen seiner Meinung nach schon seit vielen Jahren Personal ein. "Das macht sich bei der Sicherheitslage und auch beim Sicherheitsgefühl bemerkbar."

Poitz warnte weiter, es könne nicht sein, "dass die Fahrgäste in Bussen und Bahnen in konfliktträchtigen Situationen sich selbst überlassen sind". Notwendig seien zum Start des Deutschlandtickets "begleitende präventive Maßnahmen, etwa breite weitere Anti-Gewalt-Kampagnen".(dpa/AFP/dw)