Berlin. Wie erkennt man einen Narzissten? Über einen Test können Symptome und Anzeichen einer narzisstischen Persönlichkeit erkannt werden.

  • Fast jeder Mensch weist Züge einer narzisstischen Persönlichkeit auf – nimmt der Narzissmus überhand, spricht man von einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPS)
  • Fünf von neun Symptomen müssen erfüllt sein, um im Narzissmus-Test als narzisstisch zu gelten. Eine Diagnose ersetzt der Test aber nicht.
  • Erstaunlich: Narzissten mangelt es an Selbstvertrauen

Wenn Menschen sich besonders uneinfühlsam und egozentrisch verhalten und sehr schlecht auf Kritik reagieren, fällt bei ihrer Beschreibung öfter der Begriff "Narzissmus". Dabei hat fast jede Person narzisstische Züge in ihrer Persönlichkeit, etwa im Zusammenhang mit ihrer Selbstbezogenheit. Nimmt der Narzissmus allerdings krankhafte Züge an, spricht man von einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung (NPS). Anhand welcher Tests erkennt man sie?

Der Narzissmus oder die gleichnamige Persönlichkeitsstörung bekamen ihren Namen von Narziss, einer Figur aus der griechischen Mythologie. Der schöne Jüngling Narziss lehnt die Liebe seiner Verehrer und Verehrerinnen ab und verliebt sich in sein eigenes Spiegelbild im Wasser. Am Ende stirbt er an seiner unerfüllten Liebe.

Auch in der Realität bringt Narzissmus für die Betroffenen oft Schmerz mit sich: Die NPS ist eine medizinische Störung nach der ICD-Klassifikationsliste der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Dort trägt die psychopathologische Störung den Code F60.8. Darunter fallen die sogenannten "sonstigen spezifischen Persönlichkeitsstörungen". Die NPS gehört zu den Persönlichkeitsstörungen des "Cluster B".

Narzissmus-Test: Welche Symptome deuten auf eine narzisstische Persönlichkeit hin?

Die WHO gibt in ihrem ICD-Kodierungssystem keine spezifischen Symptome oder weiteren Erklärungen für die NPS an. In der US-amerikanischen Version, dem Klassifikationssystem der American Psychiatric Association (DSM-5), sind die Symptome der Störung dagegen klar definiert.

Grundsätzlich zeichnet sich die NPS durch das Gefühl der eigenen Grandiosität, dem Wunsch nach Bewunderung und dem Fehlen von Empathie aus. Die Störung zeigt sich im frühen Erwachsenenalter. Für eine psychiatrische oder psychologische Diagnose müssen die Betroffenen mindestens fünf von neun Kriterien erfüllen.

  • Von Grandiosität und Übertreibung geprägtes Selbstwertgefühl (etwa Übertreibungen bei den eigenen Leistungen und Talenten, aber auch Nachfrage nach Anerkennung ohne Aufbringen entsprechender Leistungen).
  • Fantasien von grenzenlosem Erfolg, von Macht, Brillanz, Schönheit oder einer idealen Liebe.
  • Glaube an Besonderheit oder Einzigartigkeit und daran, dass nur gleichwertig besondere Menschen oder Institutionen einen verstehen oder mit einem in Verbindung stehen sollten.
  • Einfordern von extremer Bewunderung durch die Außenwelt.
  • Anspruchsdenken, Glaube daran, dass die Außenwelt einen besonders zuvorkommend behandeln muss oder Erwartungen und Wünsche automatisch erfüllen muss.
  • Ausbeutung von Mitmenschen, Ausnutzung zum Erreichen der eigenen Ziele.
  • Fehlendes Einfühlungsvermögen, keine Bereitschaft dazu, Gefühle oder Bedürfnisse anderer zu erkennen oder positiv auf sie zu reagieren.
  • Sowohl Neid auf andere als auch Glaube daran, dass andere neidisch auf einen sind.
  • Arrogante und hochmütige Verhaltensweisen und Einstellungen.

Narzisstische Persönlichkeitsstörung: Test für sich selbst und für den Partner

Im Internet gibt es zahlreiche Tests, die einen ersten Eindruck über den vermeintlichen Narzissmus oder gar die narzisstische Störung einer Person versprechen. Oft basieren die Fragen auf den neun Kriterien für die NPS oder Abweichungen davon.

Solche Tests eignen sich allerdings nur dazu, einen Anstoß bei einem möglicherweise vorliegenden Problem zu geben. Eine echte Diagnose bieten sie nicht. Bei seriösen Tests befindet sich am Anfang oder Ende ein Disclaimer, dass der Fragebogen keine Diagnose ersetzt.

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Ob eine Person tatsächlich eine NPS hat, können Psychotherapeutinnen und Psychiater anhand ausgeprägter Fragebögen und in näherer Auseinandersetzung mit der betroffenen Person herausfinden. Indizien für eine Persönlichkeitsstörung gibt es oft dann, wenn das Verhalten nicht kontrollierbar ist oder zu Leid für die Betroffenen oder ihr Umfeld führt. Auch wenn sich ethisch problematisches Verhalten durch die Kriterien für die NPS begründen lassen, kann das ein Indiz für die Störung sein.

Auch Frauen können Narzisstinnen sein
Auch Frauen können Narzisstinnen sein © Getty Images

Narzissmus Test: Welche Formen der Störung gibt es?

Obwohl Narzissmus oft mit einem besonders hohen und ausgeprägten Selbstbewusstsein in Verbindung gebracht wird, ist eher das Gegenteil der Fall. Narzissten und Narzisstinnen haben meist ein sehr fragiles Selbstvertrauen, das sie mit ihrem Störungsverhalten überkompensieren.

Dennoch teilen Expertinnen und Experten die Störung in unterschiedliche Typen ein, die sich durch verschiedene Ausprägungen und Muster zeigen. So spricht man von drei Typen der narzisstischen Persönlichkeitsstörung:

  • dem grandios-malignen Narzissmus (aggressiv-paranoides Verhalten; Rachegelüste und Wut, wenn Wertschätzung und Bewunderung durch Außenwelt ausbleiben);
  • dem vulnerabel-fragilen Narzissmus oder "verdeckten" Narzissmus (depressive und schambehaftete Muster; sehr schwerer Umgang mit Kritik oder Ablehnung und Misserfolg);
  • dem exhibitionistischen Narzissmus (offener Umgang mit vermeintlicher Großartigkeit, oft sehr erfolgreich im Beruf; Arroganz im privaten Kontakt).

NPS testen: Was verursacht Narzissmus?

Was die NPS verursacht, lässt sich oft nicht eindeutig eingrenzen. Meist sind es mehrere Faktoren aus der Kindheit und Jugend – etwa Kindheitstraumata, Probleme in der Beziehung zu den Eltern und anderen Bezugspersonen, eine angeborene Hypersensibilität oder die natürliche Persönlichkeit und das Temperament einer Person.

Männer werden übrigens häufiger mit einer NPS diagnostiziert als Frauen. Schätzungen zufolge haben fünf Prozent aller Personen die Persönlichkeitsstörung.