Berlin. Nach dem Winter profitiert unser größtes Organ von reichhaltiger Pflege. UV-Schutz im Gesicht wird wichtig. Was Dermatologen empfehlen.

Der Frühling ist da. Wir verbringen wieder mehr Zeit an der frischen Luft und verstecken unsere Haut nicht mehr hinter dicken Pullis und langen Schals – Zeit, einen Blick auf unsere Pflegeroutine zu werfen. „Im Winter belasten Kälte und trockene Heizungsluft die Haut. Sie profitiert dann von einer reichhaltigeren Pflege“, sagt Professorin Christiane Bayerl von der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG). „Jetzt im Frühling ist es an der Zeit, auf Produkte mit weniger Lipiden und mehr Feuchtigkeit umzusteigen, um eine gesunde Hautfunktion zu unterstützen.“

Das mit 1,8 Quadratmetern größte Organ unseres Körpers hat nämlich eine Vielzahl von Aufgaben zu erfüllen: Die Haut produziert Vitamin D, hilft bei der Regulierung der Körpertemperatur, schützt vor Flüssigkeitsverlust und erlaubt es uns, zarteste Berührungen wahrzunehmen, aber auch Schmerzen zu empfinden.

„Doch primär hat die Haut die Aufgabe, den Körper vor Umwelteinflüssen zu schützen“, so Bayerl. Hitze oder Kälte, Staub oder Schmutz, Austrocknung oder Feuchtigkeit, UV-Strahlung oder Schadstoffe, Viren oder Bakterien – eine gesunde Haut hält alles fern.

Hautpflege im Frühling: Reinigung besonders am Abend wichtig

Diese Barrierefunktion der Haut ist für die Gesundheit extrem wichtig, stellt für die Hautpflege aber ein Problem dar. „Selbst die besten Produkte gelangen nur in die obersten Hautschichten“, erklärt die Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie an den Helios-Kliniken in Wiesbaden. Die meisten Hautpflegeprodukte wirken nur in der 0,01 bis 0,03 Millimeter dicken äußersten Hornschicht der Haut.

Um trotz dieser eher ungünstigen Ausgangssituation das Beste aus der Hautpflege herauszuholen, empfiehlt Expertin Bayerl, die Haut erst einmal gründlich, aber sanft zu reinigen, um sie auf die folgende Pflege vorzubereiten. Empfehlenswert sei hierfür ein Seifenersatzstück oder eine Waschemulsion mit leicht saurem pH-Wert – da dies dem physiologischen pH-Wert der Haut von 4,7 bis 5,7 nahekomme.

Die Reinigung ist besonders am Abend sehr wichtig. Sie entfernt Schweiß, Talg und Rückstände von Make-up oder Sonnenschutzprodukten, aber auch Schadstoffpartikel aus der Luft. „Luftschadstoffe lagern sich auch auf der Haut ab und begünstigen die Hautalterung“, sagt Bayerl. Zur Vorsicht rät die Expertin bei groben Peelings, etwa mit zerkleinerten Mandelkernen. „Sie können die Hautoberfläche verletzen und die Schadstoffpartikel tiefer in die Haut einarbeiten.“

Warum Anti-Aging-Produkte nachts wirksam sind

In der Nacht ist der Stoffwechsel der Haut auf Regeneration eingestellt: Sie ist gut durchblutet, und die Zellen teilen sich schneller als tagsüber. Wirkstoffe können deshalb besonders gut aufgenommen werden. „Wenn man einen Anti-Aging-Effekt haben möchte, ist jetzt der richtige Zeitpunkt“, so Bayerl. Wissenschaftliche Beweise für einen Effekt auf die Hautalterung gebe es bisher für den Vitamin-A-Abkömmling Retinol und das gegen Freie Radikale wirkende Vitamin C (Ascorbinsäure).

Mehr als eine gute Reinigung und eine Nachtcreme, die an den Hautzustand angepasst ist, sei am Abend nicht notwendig, so Bayerl. Von Pflegeroutinen, die aus zahlreichen Schritten und Produkten bestehen, hält die Dermatologin wenig. „Man kann nicht davon ausgehen, dass all diese Produkte untereinander verträglich und auf kosmetische Akzeptanz überprüft sind“, erklärt sie.

Hautschutz: Vorsicht bei Alkohol zur Reinigung

Insbesondere rät die Dermatologin von stark alkoholhaltigen Gesichtswässern ab, selbst bei Akne. „Der Alkohol führt zu einem falschen Erfolgserlebnis – das Wattepad ist dann so schön grau, und die Haut fühlt sich ganz sauber an. Aber alkoholhaltige Gesichtswässer zerstören den Säureschutzmantel der Haut und die Oberflächenbesiedlung mit guten Keimen.“

Der Säureschutzmantel ist ein durch die Schweiß- und Talgdrüsen gebildeter Hydrolipidfilm auf der Haut. Zusammen mit den gutartigen Bakterien und Pilzen, der sogenannten Hautflora, schützt er die Haut vor dem Austrocknen, schädlichen Stoffen und krankheitserregenden Keimen. „Das Ziel einer guten Hautpflege ist deshalb immer, den Säureschutzmantel und die Hautflora zu erhalten“, sagt Bayerl.

Da die Reinigung der Haut den Säureschutzmantel stört, sollte man nur dann zu Reinigungsprodukten greifen, wenn es notwendig ist – üblicherweise abends. Am Morgen ist keine aufwendige Reinigung der Haut notwendig, ein Schwall Wasser reicht oft aus. Anschließend folgt eine Tagescreme, die ebenso wie die Nachtcreme an den Hautzustand angepasst sein sollte.

Schutzmantel und Hautflora erhalten – das sollte Dermatologen zufolge das Ziel einer guten Hautpflege sein.
Schutzmantel und Hautflora erhalten – das sollte Dermatologen zufolge das Ziel einer guten Hautpflege sein. © iStock | istock

Die Strahlen schaffen es auch durch die Wolkendecke

Für normale und fettige Haut eigenen sich Öl-in-Wasser-Emulsionen, die sich leicht verteilen lassen, schnell einziehen und keinen Fettfilm auf der Haut hinterlassen. Wasser-in-Öl-Emulsionen werden vor allem bei trockener Haut empfohlen. Sie ziehen langsamer ein und hinterlassen einen Fettfilm, der den Feuchtigkeitsverlust reduziert.

Feuchtigkeitsspendende Substanzen, nach denen man auf der Cremeverpackung Ausschau halten sollte, sind laut Bayerl zum Beispiel Urea (Harnstoff) oder Glyzerin. Auch interessant:Stiftung Warentest: Günstige Naturkosmetik-Produkte sind gut

„Morgens muss zudem ein Sonnenschutzpräparat aufgetragen werden“, betont die Dermatologin. Das gilt auch bei bedecktem Himmel. Denn bis zu 90 Prozent der für die Haut gefährlichen UV-Strahlen schaffen es auch durch eine Wolkendecke. Mit einem großzügig aufgetragenen Sonnenschutz ist man dann aber auch schon startklar für den Tag. Denn: „Alles andere braucht man nicht für eine gesunde Haut“, sagt Bayerl.

Nicht nur bei Sonne im Frühling: Der richtige UV-Schutz

Die UV-Strahlung der Sonne begünstigt die Entstehung von Hautkrebs und trägt zur Hautalterung bei. Die konsequente Verwendung von Sonnenschutzprodukten mit UVA- und UVB-Schutz kann dies verhindern, aber nur bei korrekter Anwendung.

Der auf der Packung angegebene Lichtschutzfaktor wird nur erreicht, wenn man pro Quadratzentimeter Haut zwei Milligramm des Produkts aufträgt. Für das Gesicht wäre das etwa ein Teelöffel, eine Menge, die von den wenigsten Anwendern erreicht wird. Üblicherweise wird nur etwa die Hälfte aufgetragen.

Das bedeutet aber nicht, dass aus einem Präparat mit Lichtschutzfaktor 50 ein Schutz von 25 wird, denn der Sonnenschutz fällt mit der aufgetragenen Menge exponentiell. Halbiert man die aufgetragene Menge, bleibt einem noch die Wurzel aus dem auf der Packung angegebenen Lichtschutzfaktor.

Bei einem Produkt mit Lichtschutzfaktor 50 wäre dies noch ein Faktor 7. Dies multipliziert mit der vom Hauttyp abhängigen Eigenschutzzeit der Haut von 10 bis 90 Minuten ergibt die Zeit, die man vor UV-Strahlen geschützt ist.