Berlin. Zecken können mit ihrem Stich Krankheiten übertragen. Immer mehr Arten breiten sich in Deutschland aus. Wie Sie sich jetzt schützen.

Der Frühling kommt. Die Zahl der Sonnenstunden steigt, ebenso die Temperaturen. Endlich können die Menschen wieder ins Freie. Doch im grünen Dickicht der Parks und Wälder können gefährliche Tierchen lauern: Zecken.

Die kleinen Blutsauger können durch ihren Stich Krankheiten übertragen – die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder Borreliose. Nachdem im Jahr 2020 so viele FSME-Infektionen wie noch nie gemeldet worden waren, sank die Zahl der Fälle laut Robert-Koch-Institut (RKI) 2021 wieder deutlich – von 712 auf 417. „Das ist aber immer noch ein vergleichsweise hoher Wert“, betont Gerhard Dobler, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors für FSME am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München.

Wann ist mit Zecken zu rechnen?

Vor allem das Frühjahr, der Frühsommer und der Herbst gelten als Hochsaison. Gewöhnlich halten Zecken von November bis Ende Februar Winterruhe. Allerdings beobachten Experten seit geraumer Zeit, dass sie wegen des Klimawandels und milder Winter ihre Aktivitäten ausweiten. Denn grundsätzlich lieben die Blutsauger ein feuchtwarmes Milieu.

„Die Tierchen sind bereits jetzt schon wieder sehr aktiv“, warnt die Parasitologin Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim. Typische Lebensräume seien unter anderem lichte Wälder und Waldränder sowie Flächen mit hohem Gras oder Büschen.

Welche Zecken gibt es in Deutschland

Die in Deutschland häufigste Zeckenart ist der Gemeine Holzbock. Er ist ab Temperaturen von etwa acht Grad Celsius aktiv und wartet auf Grashalmen und in Gebüschen darauf, sich an vorbeistreifende Menschen und Tiere zu klammern. Doch die Zahl der Zeckenarten, die sich in Deutschland ausbreiten, steigt.

Parasitologin Mackenstedt hat zuletzt 8000 eingesendete Zeckenfunde untersucht. Ergebnis: Die sogenannte Auwaldzecke, die ebenfalls FSME übertragen kann, macht sich bundesweit breit. Sie sucht schon bei Temperaturen um die vier Grad aktiv nach Wirten, die sie stechen könnte.

Auch Tropenzecken der Gattung Hyalomma tauchen immer wieder auf – sie werden durch Zugvögel eingetragen. Mit zunehmend trockenen, warmen Sommern kann diese Zecke nach Angaben der Forscher zu einem Stammgast hierzulande werden und Krankheitserreger wie das Zeckenfleckfieber übertragen.

Wo werden FSME-Viren übertragen?

Nach wie vor besteht vor allem in Süddeutschland die erhöhte Gefahr, sich durch einen Zeckenstich mit FSME-Viren zu infizieren. Zudem in Teilen von Rheinland-Pfalz, in Hessen, Thüringen, Sachsen, dem Saarland und einem Kreis in Sachsen-Anhalt.

In diesem Jahr werden erstmals auch drei Kreise in Brandenburg und der Stadtkreis Solingen in Nordrhein-Westfalen zu einem Risikogebiet erklärt. Daneben kommen zwei Risikogebiete in Sachsen hinzu: der Kreis Görlitz und die Stadt Chemnitz. Insgesamt gibt es nun 175 Risikogebiete (siehe Karte). Vereinzelt kommen FSME-Infektionen aber auch außerhalb dieser Gebiete vor.

Unsere Deutschland-Karte zeigt die Risikogebiete mit der höchsten Zeckengefahr:

Gemeldete Erkrankungen in den letzten 5 Jahren pro 100.000 Einwohnern laut RKI ZRB_FSME_2sp210mm
Gemeldete Erkrankungen in den letzten 5 Jahren pro 100.000 Einwohnern laut RKI ZRB_FSME_2sp210mm © funkegrafik nrw | Marc Büttner

Und wie gefährlich ist FSME?

FSME-Viren werden sofort beim Zeckenstich übertragen. Um unbemerkt saugen zu können, injiziert die Zecke schmerzstillende Stoffe mit ihrem Speichel, wodurch dann auch die Viren im Blut der Opfer landen. 2021 regis­trierte das RKI bundesweit 417 Erkrankungsfälle. Die Zahl schwankt von Jahr zu Jahr.

Eine Infektion verläuft oft mild. In der ersten Phase gibt es häufig grippeähnliche Symptome, die noch bis zu 20 Tage nach dem Stich beginnen können: Man hat Fieber, ist abgeschlagen, Kopf und Glieder tun weh. Später kann eine Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute oder des Rückenmarks erfolgen – es gibt also ein Risiko für schwere Verläufe.

Ist die Krankheit erst mal ausgebrochen, können nur die Symptome therapiert werden. In FSME-Risikogebieten tragen laut RKI etwa fünf Prozent der Tiere die Viren in sich. Für rund ein Prozent der Patienten endet die Krankheit tödlich. In Risikogebieten liegt die Wahrscheinlichkeit einer Infektion nach einem Zeckenstich bei eins zu 50 bis eins zu 100.

Welches Risiko gibt es bei Borreliose

Zecken können auch Borreliose übertragen. Nur ein kleiner Teil der Menschen, die sich mit Borreliose infizieren, erkranken auch – laut RKI sind es bis zu 1,4 Prozent. Die von Bakterien ausgelöste Infektion macht sich meist zunächst durch eine ringförmige Rötung um den Zeckenstich bemerkbar. Fieber, Muskel- und Kopfschmerzen sowie Müdigkeit können folgen. Greifen die Bakterien das Nervensystem an, kann es zu Nervenschmerzen, Taubheitsgefühlen, Seh- und Hörstörungen kommen.

Borreliose lässt sich mit Antibiotika behandeln. Am höchsten ist die Gefahr für eine Infektion nach einem Zeckenstich laut der von neun Bundesländern gemeldeten Zahlen in Bayern. Viele Borreliose-Fälle treten auch in den südöstlichen Teilen Sachsens auf. Borreliose-Bakterien sitzen vor allem im Darm der Zecken. Wer diese rechtzeitig entfernt, kann eine Infektion oft noch verhindern.

Wie infizieren Zecken Menschen?

Zecken stechen, saugen sich hartnäckig fest und können so die Erreger an Menschen weitergeben. Bei Weitem nicht alle Zecken in Deutschland sind jedoch Krankheitsüberträger. Ein Risiko sind vor allem solche Zecken, die sich zuvor beim Blutsaugen an Wildtieren wie etwa Mäusen infiziert haben. Der Zecke selbst können die FSME-Viren nichts anhaben.

Was ist der beste Schutz?

Gegen FSME empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) für alle, die in Risikogebieten leben oder dorthin reisen eine Schutzimpfung. Für sie übernehmen die Kassen die Kosten. Für den vollen Schutz wird der Wirkstoff in der Regel drei Mal innerhalb eines Jahres gespritzt, danach wird zu einer Auffrischung alle drei Jahre geraten.

Immer wieder sehe man schwere Fälle auch bei Kindern, sagt Gerhard Dobler. In besonders betroffenen Regionen wie in Ravensburg müsse man Kampagnen durchführen, um die Impfbereitschaft zu erhöhen.

Um das Risiko eines Stiches zu senken, sollten Menschen in Wald- und Wiesengebieten am besten lange, helle Kleidung tragen. Zudem könnten Insektensprays helfen, die Blutsauger fernzuhalten. Absuchen sollte man sich nach einem Waldspaziergang in jedem Fall. Lesen Sie auch:So hilfreich sind Wander-Apps – Fünf Programme im Test

Und wie kann ich Zecken entfernen?

Wer eine Zecke pro­blemlos beseitigen will, sollte eine Zeckenpinzette, einen Zeckenhaken oder eine Zeckenkarte parat haben, erklärt die Krankenkasse AOK. „Ist kein Spezialwerkzeuge in greifbarer Nähe, tut es auch eine normale Pinzette, sofern diese nach innen gebogene Spitzen hat.“ Die Zecke sollte man so nah wie möglich an der Einstichstelle am Kopf greifen und langsam herausziehen, ohne das Hinterteil zu quetschen.

Anschließend sollte die Stichstelle desinfiziert werden. Vor dem Entfernen sollte die Zecke nicht mit Öl, Nagellack oder Klebstoff beträufelt werden. „Das stresst die Zecke – und sie gibt vermehrt potenziell infektiöses Sekret ab.“

(mit dpa)