Berlin. Zwei Tablets, Smartwatches, Kopfhörer und mehr: Mit einer Produktoffensive wirbt Konzern Huawei auch für seine Plattform Harmony OS.

Zwei Tablets, zwei Smartwatches, Schnurlos-Kopfhörer und Profi-Monitore: Huawei hat am Mittwoch im Rahmen einer weltweiten Online-Präsentation eine Reihe neuer Produkte auch für den deutschen Markt vorgestellt.

Neben den überwiegend technisch überarbeiteten Modellen bekannter Geräte rückte der chinesische Hersteller den aktuellen Stand seines eigenen Betriebssystems in den Fokus: Harmony OS. Es soll fortan auf sämtlichen Huawei-Geräten laufen und Apple und Google Paroli bieten.

Matepad 11 und Matepad Pro 12.6: Tablets mit Stift und Tastatur-Cover

Mit dem Matepad 11 sowie dem etwas größeren und leistungsstärkeren Matepad Pro 12.6 kündigte Huawei zwei neue Tablet-PCs an.

Beide verfügen über einen Bildschirm mit aktuell gängiger 120-Hertz-Bildwiederholrate für möglichst flüssige Bildwechsel und ruckelfreie Spiele. Dazu kommen dem ersten Eindruck nach recht dünne, abgerundete Displayränder. Das Basismodell hat einen IPS-Bildschirm mit einer Auflösung von 2560 x 1600 Pixel. Das größere Pro-Modell soll dank seines OLED-Displays stärkere Kontraste und kräftigere Farben darstellen können. Zudem soll ein Blaulichtfilter die Augen schonen, ohne Farben sichtbar zu verfälschen.

Das Matepad 11 ist dem Preis entsprechend in der Mittelklasse einzuordnen: Zum Vorjahres-Prozessor Qualcomm Snapdragon 865 kommen 6 Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher. Der Akku mit 7.250 Milliamperestunden (mAh) soll zwölf Stunden Videos am Stück abspielen können.

Die Ausstattung des Pro ist in der Oberklasse anzusiedeln. Der Prozessor Kirin 9000E ist, wie bei neuen Tablets der Konkurrenz, im neuen 5-Nanometer-Verfahren gefertigt. Der Akku mit 10.050 mAh soll bis zu 14 Stunden Videos in Full-HD ohne Pause abspielen können. Das Ladetempo ist beim Pro ebenfalls höher.

Beide Tablets sollen sich auch als produktive Geräte für Arbeit oder Schule eignen. Als Zubehör gibt es den Eingabestift M-Pencil und eine Tastatur, an der das Tablet magnetisch hält und das auch als Schutzhülle dient. Beim Tablet samt dem Zubehör sind die Ähnlichkeiten zu den iPad-Pro-Modellen von Apple nicht zu übersehen. Beide Matepads sind ab dem 13. Juli ab 399 Euro (Matepad 11) sowie ab 799 Euro erhältlich. Beides Zubehör ist bei einem Kauf bis Mitte August im Tabletpreis enthalten.

Dünne Displayränder, magnetisches Tastatur-Cover, weißer Eingabestift: Das neue Huawei MatePad Pro 12.6 erinnert an Apples iPad Pro samt Magic Keyboard, trotz der abgerundeten Tablet-Kanten und dem fehlenden Maus-Trackpad.
Dünne Displayränder, magnetisches Tastatur-Cover, weißer Eingabestift: Das neue Huawei MatePad Pro 12.6 erinnert an Apples iPad Pro samt Magic Keyboard, trotz der abgerundeten Tablet-Kanten und dem fehlenden Maus-Trackpad. © PR | Huawei

Huawei Watch 3 und 3 Pro: Smartwatches mit Dreh-Krone und Harmony OS

Neben Tablets stellte der Konzern neue Smartwatch-Modelle vor: Die Huawei Watch 3 (ab 369 Euro) und die besser ausgestattete Pro-Variante (ab 499 Euro). Beide kommen jeweils in mehreren Material-Varianten, einem 1,43 Zoll großen OLED-Touchscreen, einer Keramik-Rückseite und einem Gehäuse aus Edelstahl (Watch 3) beziehungsweise aus Titanium (Pro). Letzteres hat ein Bildschirm aus Saphirglas.

Zu Bedienung gibt es neben den Wischgesten auf dem Display am Rand eine digitale Krone. Damit soll man durch die Menüs von Harmony OS scrollen und zoomen können. Die Uhren sollen laut Hersteller jeweils über mehr als 100 Sport-Modi verfügen und bis zu drei Wochen (Pro) beziehungsweise zwei Wochen Akkulaufzeit bei geringer Nutzung bieten.

Mit beiden können Besitzer dank eSim bei Bedarf auch ohne Smartphone unterwegs telefonieren und surfen. Die Sensoren der Uhren können unter anderem Herzfrequenz, Blutsauerstoffsättigung (SpO2), Stresslevel und Körpertemperatur messen. Auch interessant:So schlägt sich die erste Oneplus-Smartwatch im Test

Die Huawei Watch 3 Pro soll mit hochwertigen Materialien, einer drehbaren Krone für die Bedienung und einem 1000 Nits hellen Display punkten. Zudem kann sie die Körpertemperatur messen.
Die Huawei Watch 3 Pro soll mit hochwertigen Materialien, einer drehbaren Krone für die Bedienung und einem 1000 Nits hellen Display punkten. Zudem kann sie die Körpertemperatur messen. © PR | Huawei

Überarbeitet hat der Konzern auch seine drahtlosen Kopfhörer. Die Huawei Freebuds 4 in Weiß und Silber richten sich an Nutzer, die unterwegs Musik, Hörbücher oder Podcasts mit dem Smartphone hören wollen. Sie verfügen über aktive Geräuschunterdrückung (ANC), die sich automatisch an verschiedene Tragebedingungen anpassen soll, etwa bei Wind.

Das Paar soll mit einer Akku-Ladung bis zu vier Stunden dauerhafte Wiedergabe ermöglichen, die Ladehülle weitere 18 Stunden. Die Freebuds 4 sind ab dem 6. Juli ab 149 Euro erhältlich.

Zwei externe Monitore, die sich eher an Profis richten, runden die Produktpalette ab. Mit dem MateView und MateView GT sollen Gaming-Fans, Filmfreunde, Grafiker, Hobby-Filmemacher und Menschen im Homeoffice auf ihre Kosten kommen. Herausstechendes Merkmal des MateView GT ist ein gebogenes Display und eine Soundbar, die in den Standfuß integriert ist. Sie sind mit 549 Euro und 699 Euro aber recht hochpreisig.

Neue Smartphones hat Huawei lediglich in einem kurzen Teaservideo angedeutet. Dabei handelte es sich um die Topmodelle der P50-Reihe, die im weiteren Jahresverlauf erwartet werden. Erkennbar war, dass die Smartphones, wie die Vorgänger, erneut ein seitlich gekrümmtes Display und eine Leica-Kamera bekommen. Neu ist ein zweifacher Kamerabuckel. Ein Erscheinungstermin wurde nicht genannt. Offen ist auch, oder ob die Geräte auch in Deutschland erscheinen werden.

Die drahtlosen Kopfhörer Huawei Freebuds 4 sind ein überarbeiteter Nachfolger und sollen jetzt Außengeräusche dank Active Noise Cancelling (ANC) noch besser abschirmen können.
Die drahtlosen Kopfhörer Huawei Freebuds 4 sind ein überarbeiteter Nachfolger und sollen jetzt Außengeräusche dank Active Noise Cancelling (ANC) noch besser abschirmen können. © PR | Huawei

Produktoffensive und eigene Plattform gegen den Abwärtstrend

Wie gut die neuen Geräte und vor allem die noch im Aufbau befindliche Plattform Harmony OS hierzulande bei der Technik-Kundschaft ankommen, bleibt abzuwarten. Huaweis Produktoffensive nach mehreren Monaten der Ruhe ist auch als Versuch zu werten, sich gegen einen Abwärtstrend gerade in Europa zu stemmen.

Nach einem Handels-Bann der US-Regierung darf der Hersteller auf neuen Mobilgeräten keine Google-Dienste mehr anbieten, darunter etwa Google Maps, Gmail oder den App-Marktplatz Google Play Store. Beliebte Apps lassen sich nur über Umwege in Harmony OS installieren.

Das hat die Absatzzahlen vor allem in der wichtigen Sparte Smartphones zuletzt drastisch sinken lassen. Im ersten Quartal dieses Jahres brach der Verkauf in Europa im Vergleich zum Vorjahresquartal um 77 Prozent ein. Der Marktanteil fiel von 9 Prozent auf gerade einmal 2 Prozent. Das zeigen Zahlen der Marktforschungsfirma Counterpoint.

Harmony OS soll nun bisherige Android- und Apple-Nutzer überzeugen: vom Wechsel in ein neues, Geräte-übergreifendes Ökosystem aus China.

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