Berlin. China ist beim künstlichen Regenmachen Vorreiter und beugt damit Dürreperioden vor. Nun sollen nicht mehr Flugobjekte Wolken „impfen“.

Versuche, sich in das Wetter einzumischen, sind so alt, dass sie bereits im alten Ägypten als Ritual nachgewiesen werden können. In verschiedensten Kulturen waren Regentänze verbreitet, für unser Verständnis am typischsten unter amerikanischen Ureinwohnern. Viele von ihnen führen sie noch heute durch, um böse Geister zu vertreiben und eben gerade in trockenen Sommern Niederschlag auszulösen.

Hinter dem, was für Nicht-Ureinwohner wie reiner Aberglaube wirken mag, steckt jedoch etwas, das auch heute noch unter Forschern auf der ganzen Welt verbreitet ist: der Wille, das Wetter zu manipulieren. Gerade in Zeiten des Klimawandels, der unter anderem für Dürreperioden in Teilen der Erde verantwortlich gemacht wird, ist die Suche nach Lösungen für klimatische Probleme ungebrochen. Und neue Technologien können dabei helfen, diese Lösungen zu finden.

„Wolkenimpfungen“ möglich machen

Ganz vorne mit dabei ist nun China. Das staatliche Unternehmen Aerospace Science and Technology Corporation baut derzeit eine Anlage zur Regenerzeugung, die dreimal so groß wie die Fläche Spaniens werden soll. Das berichtet unter anderem das Magazin „Interesting Engineering“. Sie soll die von Trockenzeiten und daraus resultierenden Ernteausfällen betroffene Bevölkerung mit frischem Wasser versorgen.

Die Regenmenge könnte so auf bis zu zehn Billionen Kubikmeter im Jahr ansteigen. Das klingt viel, entspricht aber Berichten zufolge nur sieben Prozent von Chinas gesamtem Wasserkonsum. Die Anlage ist trotzdem ein enormer technologischer Fortschritt, der im Hochland von Tibet, dem höchsten Plateau und eine der trockensten Ebenen der Welt, sogenannte „Wolkenimpfungen“ möglich machen soll.

Eine Wolke einmal mit dem für diese Technik gängigen Silberjodid zu beschießen, soll durch die neuartigen Kammern in der Anlage nur 8000 US-Dollar kosten. Bisher kostet es Hunderttausende von Dollar, um kleine Gebiete künstlich zu beregnen. Außerdem ist die Anlage stationär, weshalb die Wolken nicht mehr wie bisher mit Flugzeugen oder anderen Flugobjekten beschossen werden müssen.

China und der Krieg um den Regen

China sorgt bereits seit den 1990er Jahren mit seinen Regenmacher-Technologien für Aufsehen. Das große Land mit 1,38 Milliarden Einwohnern wird immer wieder von Dürrekatastrophen heimgesucht. Die natürlichen Wasserreserven sind mit 2.200 Kubikmetern pro Person – nur ein Viertel des weltweiten Durchschnitts – eng bemessen. Seit vielen Jahren nehmen die Chinesen deshalb auch chemisch auf das Wetter Einfluss, zum Beispiel mit Raketen.

Eine Regenmacher-Technik, die staatlich mit Millionensummen gefördert wird, besteht darin, aus Flugzeugen, Raketen oder Ballons heraus Wolken mit Trockeneis oder Silberjodid zu beschießen. Die enthaltenen Salze können einen Wolkenbruch einleiten, der Regen soll dadurch genau dort niedergehen, wo er gerade gebraucht wird. Das führte bereits zu einem regelrechten Krieg um jede einzelne Wolke, wie damals auch „heise“ berichtete. Gesetzliche Regelungen für die Verwendung der Ressourcen gibt es nämlich nicht und am Ende hat derjenige Wolkenjäger das Nachsehen, der die Wolke verpasst hat.

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Deutschland schießt den Hagel weg

Die Methode ist wissenschaftlich umstritten; ein Nachweis dafür, wieviel Regen durch die „Wolkenimpfung“ im Vergleich tatsächlich erzeugt wird, steht noch aus. Die Richtung des Windes, die Beschaffenheit der Wolke, atmosphärische Veränderungen, vieles kann schließlich verantwortlich dafür sein, dass es regnet. In einer Wolke, die im Schnitt 500 Tausend Tonnen flüssiges Wasser enthält, braucht es wohl schon einiges mehr, um sie künstlich aus der Ruhe zu bringen.

Dennoch wenden neben China auch etwa Indien und Russland die Wetter-on-Demand-Technik an. Dabei geht es teils auch um den gegenteiligen Fall, Regen zu vermeiden und künstlich Sonnenschein zu erzeugen, zum Beispiel an Tagen von Großereignissen. Mit der Technologie können Wolken gezwungen werden, früher abzuregnen und so wird ein bevorstehendes Unwetter verhindert. Bei der Eröffnung der Olympischen Sommerspiele 2008 soll deshalb die Sonne geschienen haben, obwohl schwere Unwetter angesagt worden waren.

Und auch im Süden Deutschlands wird sie zur Abwehr von Hagel in Weinanbaugebieten eingesetzt. Hierzulande dient sie vielmehr der Unwettervermeidung. „In Deutschland setzen wir diese Methode sehr vereinzelt dort ein, wo Unwetter häufiger vorkommen, um Schäden durch Hagel und schwere Regenfälle zu vermeiden“, sagte Stephan Haufe vom Bundesumweltministerium der ARD im vergangenen Jahr.

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    UN-Konvention verbietet Wettermanipulation

    Damit die Umwelt durch Regenmacher-Technik, die in der Militärforschung in den 50er-Jahren entwickelt worden ist, nicht geschädigt wird, hat die UN-Konvention mit der „Enmod Warfare“ reagiert. Sie verbietet genau das und im Speziellen den Einsatz von Wettermanipulation zu militärischen Zwecken oder zur Kriegsführung. Die Konvention wurde 1977 in Genf von 77 Staaten unterzeichnet und gilt bis heute. Deutschland, Russland und die USA waren unter den ersten Unterzeichnern, China kam erst 2005 dazu.

    Kann also der Mensch das Wetter manipulieren? Praktisch ja, das zeigen die Anwendungsbeispiele. Nachhaltig allerdings noch nicht. Dafür ist das Thema noch nicht ausreichend erforscht und die Mittel sind noch zu gering.

    Dieser Text ist zuerst auf futurezone.de erschienen – Das neue Tech-News-Portal der Funke Mediengruppe.