Berlin. Wie viele Eier mit Fipronil darf ich essen, ohne krank zu werden? Der Eier-Skandal wirft viele Fragen auf. Wir klären die Wichtigsten.

Die Discounter Aldi Nord und Aldi Süd haben vorsichtshalber deutschlandweit alle Eier aus dem Verkauf genommen – andere Supermärkte verzichten aus Lieferungen aus den Niederlanden. Doch ist die in Eiern festgestellte Belastung mit dem Insektizid Fipronil wirklich so gefährlich? Schließlich verkaufen Rewe, Edeka und Lidl weiterhin Eier aus Deutschland. Wir klären die wichtigsten Fragen zum Eier-Skandal:

Was ist Fipronil?

Fipronil ist ein Kontaktgift, das vor allem gegen Läuse, Zecken, Milben und ähnliche Parasiten eingesetzt wird. Sowohl als Pflanzenschutzmittel wie auch zum Schutz von Hunden wird es eingesetzt.

In die Eier ist es wohl verbotener Weise über einen Umweg gelangt. Nach jetzigem Stand hat ein belgischer Hersteller dem Anti-Läusemittel für Geflügeltiere, Dega-16, Fipronil beigemischt. Hauptsächlich über niederländische Betriebe gelangte das Fipronil in die Eier, die auch in Deutschland verkauft wurden.

Ist das Mittel für Menschen gefährlich?

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat bisher ein Gesundheitsrisiko für Erwachsene weitestgehend ausgeschlossen. Wie genau Fipronil auf den Menschen wirkt, ist noch nicht bekannt. Deshalb haben die Forscher bislang von Tests mit Ratten auf den menschlichen Körper geschlossen.

Wie viele belastete Eier darf man essen, bis es gesundheitsschädlich wird?

Das BfR rechnet vor, dass ein Erwachsener mit 65 Kilogramm Körpergewicht am Tag sieben Eier mit den bisher höchsten Belastungswerten essen könnte, ohne dass es schädlich ist. Bei Ratten hatte Fipronil in hohen Dosierungen das Nervensystem und die Leber angegriffen.

Kinder dürften laut BfR aufgrund des geringeren Gewichts weniger Eier essen. Bei einem Körpergewicht von 16,15 Kilogramm wären 1,7 Eier unbedenklich.

Generell empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) nicht mehr als drei Eier pro Woche zu essen – dabei zählen auch Eier in Nudeln, Backwaren und anderen Speisen.

Luftverpackung: Große Tüte, wenig Inhalt

„Jede Menge Luft nach oben“: Unter diesem Motto deckten die Verbraucherzentrale Hamburg und das Eichamt Fellbach Ende 2016 auf, wie Lebensmittel- und Kosmetikindustrie die Verbraucher täuschen. Bei Kosmetika fielen den Verbraucherschützern vor allem doppelte Böden und dicke Wandungen auf.
„Jede Menge Luft nach oben“: Unter diesem Motto deckten die Verbraucherzentrale Hamburg und das Eichamt Fellbach Ende 2016 auf, wie Lebensmittel- und Kosmetikindustrie die Verbraucher täuschen. Bei Kosmetika fielen den Verbraucherschützern vor allem doppelte Böden und dicke Wandungen auf. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Mit Hilfe von Röntgenbildern zeigen die Verbraucherschützer, das Lebensmittelpackungen durchschnittlich 40 Prozent Luft enthalten. Die Packung „Risotto Porcino di stagione“ von Scotti ist fast zur Hälfte (49 Prozent) mit Luft gefüllt.
Mit Hilfe von Röntgenbildern zeigen die Verbraucherschützer, das Lebensmittelpackungen durchschnittlich 40 Prozent Luft enthalten. Die Packung „Risotto Porcino di stagione“ von Scotti ist fast zur Hälfte (49 Prozent) mit Luft gefüllt. © Verbraucherzentrale Hamburg | Montage: fmg
Zusammen mit dem Risotto landet die Verpackung von „Kellogg’s Frosties“ auf dem Spitzenplatz der geprüften Mogelpackungen.
Zusammen mit dem Risotto landet die Verpackung von „Kellogg’s Frosties“ auf dem Spitzenplatz der geprüften Mogelpackungen. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
49 Prozent Luftanteil stellt das Eichamt bei den Frühstücksflocken fest.
49 Prozent Luftanteil stellt das Eichamt bei den Frühstücksflocken fest. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Nur knapp dahinter landet mit 45 Prozent Luftanteil das „Knusper Früchte-Müsli“ von Netto.
Nur knapp dahinter landet mit 45 Prozent Luftanteil das „Knusper Früchte-Müsli“ von Netto. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Die „Skittles“ fallen doppelt negativ auf.
Die „Skittles“ fallen doppelt negativ auf. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Die Packung enthält nicht nur ziemlich viel Luft, sondern auch unnötig viel Plastik, weil die Bonbons noch einmal zusätzlich in kleinen Tütchen verpackt sind.
Die Packung enthält nicht nur ziemlich viel Luft, sondern auch unnötig viel Plastik, weil die Bonbons noch einmal zusätzlich in kleinen Tütchen verpackt sind. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Der Protein-Drink „Pink Flash“ von Veganz enthält immerhin 29 Prozent Luft.
Der Protein-Drink „Pink Flash“ von Veganz enthält immerhin 29 Prozent Luft. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Die Röntgenaufnahme des Veganz-Protein-Drinks zeigt: Es ist noch Luft nach oben.
Die Röntgenaufnahme des Veganz-Protein-Drinks zeigt: Es ist noch Luft nach oben. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
140 Gramm Salzlakritz sind verhältnismäßig wenig.
140 Gramm Salzlakritz sind verhältnismäßig wenig. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Wie wenig tatsächlich in der Verpackung der „Salz Pastillen“ von Heksehyl enthalten ist, zeigt die Röntgenaufnahme.
Wie wenig tatsächlich in der Verpackung der „Salz Pastillen“ von Heksehyl enthalten ist, zeigt die Röntgenaufnahme. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Auch die Packung Cantuccini „I Morbidi“ von Ghiott könnte besser gefüllt sein.
Auch die Packung Cantuccini „I Morbidi“ von Ghiott könnte besser gefüllt sein. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
39 Prozent Luftanteil stellten die Verbraucherschützer bei der Kontrolle des italienischen Gebäcks fest.
39 Prozent Luftanteil stellten die Verbraucherschützer bei der Kontrolle des italienischen Gebäcks fest. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Auch die Verpackung „Hütten Schmaus“ von Knorr haben das Eichamt Fellbach und die Verbraucherzentrale Hamburg unter die Lupe genommen.
Auch die Verpackung „Hütten Schmaus“ von Knorr haben das Eichamt Fellbach und die Verbraucherzentrale Hamburg unter die Lupe genommen. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
44 Prozent Luftanteil wurde beim „Hütten Schmaus“ bei der Untersuchung festgestellt.
44 Prozent Luftanteil wurde beim „Hütten Schmaus“ bei der Untersuchung festgestellt. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Was bei normalen Mehl-Verpackungen keinerlei Probleme bereitet, scheint beim Falafel-Mehl der Bio-Zentrale nicht möglich.
Was bei normalen Mehl-Verpackungen keinerlei Probleme bereitet, scheint beim Falafel-Mehl der Bio-Zentrale nicht möglich. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Statt die Tüte vollständig zu füllen, gesellt sich zum Falafel-Mehl 42 Prozent Luft.
Statt die Tüte vollständig zu füllen, gesellt sich zum Falafel-Mehl 42 Prozent Luft. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Den Spitzenplatz der Mogelpackungen nimmt bei den Kosmetika die „Augenpflege Nacht“ von Biocura ein.
Den Spitzenplatz der Mogelpackungen nimmt bei den Kosmetika die „Augenpflege Nacht“ von Biocura ein. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
Nach Berechnungen der Verbraucherzentrale Hamburg liegt der Luftanteil bei 68 Prozent.
Nach Berechnungen der Verbraucherzentrale Hamburg liegt der Luftanteil bei 68 Prozent. © Verbraucherzentrale Hamburg | Verbraucherzentrale Hamburg
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Sind bereits verunreinigte Eierspeisen wie Nudeln aufgetaucht?

Noch nicht. Allerdings: Auch beim Kochen oder Backen wird Fipronil nicht abgebaut oder neutralisiert. Das bedeutet, dass die Belastung auch in anderen Lebensmitteln mit Eiern als Zutat zu finden sein könnten. „Wir können nicht ausschließen, dass vergiftete Eier auch in Kuchen oder Nudeln gelandet sind“, sagte der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Das Land untersuche verdächtige Produkte.

Der Verbraucher kann kaum überprüfen, woher die Eier in anderen Lebensmitteln stammen. Verbraucherschützer und auch Meyer fordern deshalb eine Kennzeichnungspflicht.

Was ist mit Hühnerfleisch?

Da das Mittel Fipronil wohl nur bei Legehennen zum Einsatz kam, dürfte belastetes Fleisch nicht in den Verkauf gelangt sein. Die Legehennen werden in der Regel nicht zur Fleischproduktion gezüchtet. Betroffene Hühner werden in den Niederlanden dennoch zu Zehntausenden vorsichtshalber getötet und das Fleisch vernichtet.

Wie erkenne ich potenziell belastete Eier?

In der EU ist jedes Ei mit einem Code gekennzeichnet. Der Code setzt sich aus Ziffern und Buchstaben, die unter anderem für das Land, den Betrieb und das Haltungssystem stehen, zusammen.

Die entsprechenden Chargen der mit Fipronil belasteten Eier tragen dem Agrarministerium in Niedersachsen zufolge die Stempelaufdrucke 1-NL 4128604 oder 1-NL 4286001 sowie die Mindesthaltbarkeitsdaten (MHD) 14.08.2017 und 16.08.2017.

In Nordrhein-Westfalen sind die Chargen 1-NL 4128604 oder 1-NL 4286001 betroffen. Die Legedaten liegen zwischen dem 9. bis 21. Juli. Es sind auch Belastungen bei Eiern mit den Stempelaufdrucken 0-NL 4392501 und 0-NL 4385501 bekannt.

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit veröffentlicht neue Meldungen zu dem Thema stets auf www.lebensmittelwarnung.de.

Was mache ich mit den belasteten Eiern?

Da die deutschen Behörden und auch die EU-Kommission kein akutes Gesundheitsrisiko sehen, kann jeder Verbraucher entscheiden, ob er die Eier entsorgt oder trotzdem in geringem Maße konsumiert. Wer die Eier entsorgen will, sollte sie in den Restmüll werfen. Die Rewe-Gruppe mit den Rewe-Märkten und dem Discounter Penny sowie Aldi Nord und Aldi Süd bieten jedoch eine Rücknahme an. Kunden erhalten den Verkaufspreis zurück, wenn sie die Eier in den Märkten abgeben. Auch der Discounter Lidl hat den Verkauf von belasteten Eiern gestoppt.

Während die Maßnahme bei der Rewe-Gruppe für Eier aus den Niederlanden gilt, nimmt Aldi „sämtliche Eier jeglicher Haltungsformen und Herkunft“ zurück, wie Aldi Süd gegenüber unserer Redaktion mitteilt.

In welchen Bundesländern sind von dem Skandal betroffene Eier verkauft worden?

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) erklärte am Donnerstag in Berlin, dass belastete Eier in insgesamt zwölf Bundesländer gelangt sein könnten. Die meisten Eier dürften in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen verkauft worden sein, was sich aus der Nähe zu den Niederlanden ergibt. Durch die Verkaufsstopps der Supermärkte sind allerdings alle Bundesländer von dem Eier-Skandal betroffen.

Wie viele Eier in Deutschland sind generell mit Fipronil belastet?

Der niedersächsische Agrarministers Christian Meyer (Grüne) sprach am Freitagmorgen im ZDF von zehn Millionen belasteten Eier aus den Niederlanden, die bislang in Deutschland verkauft wurden. (mit dpa-Material)