Hamburg. Unter dem Motto „Wegen Sanierung geöffnet“ können am 12. und 13. November bundesweit Häuser besichtigt werden – auch rund um Hamburg.

Familie Oldendorf in Wilhelmsburg ist schon geübt darin, anderen Zutritt zu ihrer umfassend sanierten Doppelhaushälfte im Katenweg 41 zu gestatten. Schließlich hat das Paar mit zwei Kindern das 1954 gebaute Siedlungshaus mit modernem Anbau vor gut fünf Jahren als sogenannte „Testfamilie“ bezogen.

Das Haus gehört mittlerweile ihnen. Nicht nur, weil der Familie der Süden Hamburgs mit dem Elbdeich und dem vielen Grün in der Nähe ans Herz gewachsen ist – ebenso wie die Nachbarschaft in der Siedlergemeinschaft Finkenriek. Sondern auch, weil das Leben in diesem von Dachfensterhersteller Velux umfassend modernisierten und gestalteten Haus, Spaß macht – und zudem wenig kostet.

Klimaschonend durch nachwachsende Rohstoffe

Das gut 132 Quadratmeter große Haus deckt nämlich seinen gesamten Energiebedarf selbst ab – mittels Solarthermiekollektoren und einer Photovoltaikanlage auf dem Dach. „Es produziert sogar mehr Energie, als wir verbrauchen“, freut sich Hausherr Christian Oldendorf. Damit ermöglicht das einstige Siedlungshaus mit dem großen Nutzgarten (mehr als 1000 Quadratmeter) eine neue, ganz andere und moderne Form der Selbstversorgung. Dies zudem noch klimaschonend, denn auch bei der Material- und Konstruktionswahl wurde bei diesem Modellhome 2020 auf den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen geachtet.

Das alles hatte seinen Preis: Die Kosten für die Premium-Modernisierung werden auf etwa 460.000 Euro veranschlagt, die für die „Basis-Modernisierung“ ohne den Erweiterungsbau mit etwa 140.000 Euro. Oldendorfs verraten nicht, wie viel sie für die Immobilie bezahlen mussten. Für sie stand aber schnell fest: Ihre damals eher dunkle, kleine Wohnung in Ottensen würden sie gegen nichts in der Welt mehr gegen dieses helle Haus eintauschen. „Es lebt sich in dieser Immobilie einfach besser: Wir fühlen uns wohler, wacher und gesünder“, erzählt das Paar.

Aktion als Teil der Kampagne Hauswende

Besucher können sich von alldem am 13. November selbst einen Eindruck verschaffen: Dann öffnet die vierköpfige Familie von 12 bis 16 Uhr Interessierten ihr Eigenheim und wird, unterstützt von einem Fachplaner von Velux, durch die Doppelhaushälfte führen. Es ist eines von fünf Häusern, das im Zuge des bundesweiten Aktionstages am kommenden Wochenende in und um Hamburg besichtigt werden kann.

Die ZEBAU, Zentrum für Energie, Bauen, Architektur und Umwelt GmbH – sie führt den Aktionstag zusammen mit der Deutschen Energieagentur (Dena) durch –, hofft, dass die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch mit Hauseigentümern von möglichst vielen Menschen genutzt wird. Schließlich ist die Aktion als Teil der bundesweiten Kampagne „Die Hauswende“ angedacht.

Tipps von Hausbesitzern

Teilnehmer werden zwar auch von den Hürden und Tücken erfahren, die auf diesem Weg lauern. Zugleich soll aber auch die Rede von den vielen Vorzügen sein. So wird ein Hausbesitzer in Sasel davon zu berichten wissen, dass sich der Jahresendenergiebedarf seiner Immobilie von 282 kWh auf 50 kWh nach der Sanierung verringert hat. Und dass sich der Heizwärmebedarf um 76 Prozent reduziert hat.

In einem anderen Fall – ebenfalls in Sasel – hat sich ein Eigentümer dazu entschieden, ein Wärmespeichersystem für die thermische Solaranlage auf dem Dach seiner Immobilie (Baujahr 1904) zu entwickeln. Mit dem Speicher ist es möglich, größere Kollektorflächen optimal zu nutzen. Und in Bönningstedt wurde die Heizungsanlage von Öl auf Erdwärme umgestellt.

Oftmals wird die Wirtschaftlichkeit angezweifelt

ZEBAU-Geschäftsführer Peter-M. Friemert ist zuversichtlich, dass dies viele gute Gründe sind, um den Aktionstag wahrzunehmen. Zumal eine Befragung von Eigentümern im Rahmen der Hamburger Energietage 2014 gezeigt hat, dass diese in den kommenden fünf Jahren rund eine Milliarde Euro in ihre selbst genutzte Immobilie investieren wollen. „Diese Haltung bestätigt sich auch in Studien der Dena und in den Bauherrenberatungen, die wir geben“, sagt der Diplom-Ingenieur.

Danach sind Hauseigentümer dazu bereit, durchschnittlich 15.000 bis 20.000 Euro Eigenkapital in die eigene Gebäudemodernisierung zu investieren. „Allerdings liegen die Hemmnisse häufig darin, dass die Wirtschaftlichkeit von Modernisierungsmaßnahmen angezweifelt wird oder falsche Vorstellungen bestehen“, sagt Friemert.

Infoveranstaltung am 30. November

Viele Eigentümer befürchteten, gedämmte Häuser würden schimmeln oder Lüftungsanlagen funktionierten schlecht. Hier helfe nur eine unabhängige und persönliche Beratung. Darüber hinaus plant die ZEBAU am 30. November eine kostenlose Informationsveranstaltung unter dem Motto „Energetische Sanierung von A bis Z – Beratung und Förderung energetischer Maßnahmen“ im Haus des Sports (Schäferkampsallee 1).

Dort wird Friemert persönlich eine Art „Leitfaden“ für Hauseigentümer vorstellen; ein Vertreter der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle wird zudem zum Thema Modernisierung und Einbruchschutz berichten. Denn auch dies ist neben der Energieeffizienz ein zunehmend wichtiger Grund, die eigene Immobilie zukunftssicher zu gestalten.

Zeitgemäßer Zustand der Immobilie zahlt sich aus

Friemert ist auch hier zuversichtlich, dass viele Eigentümer dieses kostenlose Angebot annehmen werden: „Für viele ist es attraktiv geworden, das eigene Haus zu modernisieren. Die niedrigen Zinsen und die Preisentwicklung bei Wohnimmobilien motivieren dazu, gespartes Geld in das eigene Haus zu investieren.“ Außerdem werde ein zeitgemäßer Zustand der Immobilie – „und dazu gehört neben dem Wohnklima und der Sicherheit auch die Sparsamkeit des Energieeinsatzes“ – bei einem Verkauf belohnt.

Sanierungen würden sich vor allem in Zeiten hoher Energiepreise – „und wer will schon voraussagen, ob wir diese historisch niedrigen Ölpreise noch lange behalten werden?“, so der Experte – doppelt auszahlen: beim Betrieb und beim Verkauf.

Auto-Ladestation im Carport

Oldendorfs können das bestätigen. Sie haben erfahren, wie eine ineffiziente Heizung alle Berechnungen im Modellhome 2020 zunichte gemacht hat. „Bei uns musste das ursprüngliche Wärmepumpensystem wegen des zu hohen Stromverbrauchs ausgetauscht werden“, erzählt der Hausherr. Die neue Wärmepumpe unterschreite jetzt aber sogar die ursprünglich kalkulierten Verbrauchswerte und ermögliche den „leichten Stromüberschuss“.

Der wird übrigens auch für das „Auftanken“ des Autos im Carport genutzt. Dort wird ein Plug-in-Hybrid-Modell von Hersteller Mitsubishi regelmäßig an die Ladestation angedockt.

Mehr unter www.zebau.de/veranstaltungen/wegen-sanierung-geoeffnet/; Anmeldungen sind auch für den 30. November erwünscht