Die Inflation frisst derzeit und vermutlich auch im kommenden Jahr die Zinsen bei Spareinlagen auf. Finanzexperten raten zu Aktien und Anleihen.

Für Anleger wird 2014 ein herausforderndes Jahr: Die Zinsen auf Tages- und Festgeldkonten sind zuletzt nochmals gesunken. Banken und Sparkassen gewähren Kunden auf ihre Einlagen derzeit Zinsen von zum Teil weniger als einem Prozent pro Jahr, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins in der Eurozone auf 0,25 Prozent gesenkt hat. „Solvente Banken mit ausreichenden Sicherheiten können sich bei der Notenbank derzeit Geld für ein Viertelprozent leihen und zahlen deshalb auf Spareinlagen nur noch sehr geringe Zinsen“, sagt Jutta von Bargen, Leiterin Vermögensmanagement bei der Hamburger Volksbank.

Anleger erleiden dadurch effektiv Verluste, wenn sie ihr Geld auf Sparbücher, Tages- oder Festgoldkonten einzahlen. „Die Inflationsrate liegt derzeit bei 1,3 Prozent und übersteigt damit die Zinsen auf Spareinlagen“, sagt Jutta von Bargen. „Durch die Teuerung werden die Rücklagen langsam aber stetig aufgefressen.“ So bringen beispielsweise 10.000 Euro in Spareinlagen einen Zinsertrag von weniger als 100 Euro, hingegen verliere das Geld allein durch die Teuerung 130 Euro an Wert, rechnet die Expertin vor.

In den vergangenen Jahren hatten viele Anleger wegen der 2008 ausgebrochen Finanzkrise und der anschließenden Eurokrise allerdings davor zurückgeschreckt, in Aktien oder Anleihen von Staaten und Unternehmen zu investieren. Dadurch haben sie jedoch tatsächlich viel Geld verloren. Denn die Börsenkurse von Aktien und Bundesanleihen sind seit 2009 wieder deutlich gestiegen.

„2014 ist es deshalb höchste Zeit, Kapital zur Bildung ausreichender Rücklagen für die Altersvorsorge und zum Vermögensaufbau so anzulegen, dass Renditen oberhalb der Inflationsrate erzielt werden“, sagt die Vermögensexpertin von Bargen. Dies gelte nicht nur für Anleger mit höheren Einkommen. „Auch Kleinsparer, die nur geringe Beträge im Monat investieren können, sollten Aktien und Anleihen im Portfolio haben, um ein finanzielles Polster zu bilden“, sagt von Bargen.

Allerdings sollte die Kapitalanlage nicht unüberlegt erfolgen. „Anleger sollten nicht alles in einen Korb legen, sondern das Geld breit streuen“, sagt die Expertin. Diese Empfehlung gibt auch Jochen Intelmann, Chefvolkswirt der Hamburger Sparkasse. Er rät, analog zur fußballerischen Taktik von Erfolgstrainer Otto Rehhagel, zu einer „kontrollierten Offensive“ bei der Vermögensanlage. „Eine breite Streuung des Geldes ist die oberste Maxime“, sagt Intelmann. Er rät Anlegern mit mittlerer Risikobereitschaft 42,5 Prozent ihres Kapitals in Aktien, 42,5 Prozent in Bundes- und Unternehmensanleihen zu investieren und den Rest in kurzfristig verfügbares Tagesgeld anzulegen. Etwaige Rückschläge an der Börse könnten so zum Kauf weiterer Aktien genutzt werden.

Denn obwohl die Börsenkurse 2013 deutlich gestiegen sind, gibt es noch Risiken an den Kapitalmärkten. Die Staatsschulden zahlreicher Länder sind weiterhin hoch, die Wirtschaft in der Eurozone und in den USA fasst nur langsam Tritt. „Kursrückgänge an den Börsen sind deshalb nicht auszuschließen“, sagt Intelmann. Der deutsche Aktienleitindex Dax, in dem die 30 größten Aktiengesellschaften des Landes zusammengefasst sind, erreichte zwar Anfang Dezember sein bisheriges Rekordhoch mit 9424 Zählern. „Die Leitzinssenkung der EZB hat dem Aktienhandel weiteren Schwung verliehen“, sagt Thomas Ledermann, Geschäftsführer der Börse Hamburg.

Dennoch könnten die Kurse in diesem Jahr vorübergehend ein Stück weit fallen, sagt Haspa-Chefanalyst Bernd Schimmer. „Eine temporäre Korrektur bis in den Bereich von 8500 Punkten wäre nicht ungewöhnlich.“

HSH-Nordbank-Analyst Stefan Gäde hält es sogar für möglich, dass der Dax vorübergehend bis auf 8000 Zähler fällt. „Die Aktienkurse sind 2013 stärker gestiegen als die Gewinne der Unternehmen, sodass ein Rückschlag an der Börse wahrscheinlich ist.“ Auch im Frühjahr des vergangenen Jahres waren die Aktienkurse zunächst gesunken, bevor sie dann wieder kräftig Fahrt aufnahmen.

In diesem Jahr würden etwaige Kursrückgänge an den Börsen anschließend ebenfalls wieder durch steigende Kurse mehr als wettgemacht, sind die beiden Finanzexperten Gäde und Schimmer überzeugt. Die Wirtschaft in Deutschland und der Eurozone sowie in den USA werde sich im Laufe des Jahres weiter erholen und den Unternehmen Gewinnzuwächse bescheren. Dieser Umstand werde die Aktienkurse steigen lassen.

„Zum Jahresende wird der Dax voraussichtlich bei 9500 Punkten stehen“, sagt Gäde. Haspa-Chefanalyst Schimmer sieht den Index im Dezember sogar bei 9800 Zählern. Zu den aktuellen Kaufempfehlungen der Haspa zählen derzeit unter anderem die Aktien der Allianz, von BASF, BMW, der Deutschen Börse, der Telekom und SAP.

In einzelne Aktientitel sollte jedoch nur investieren, wer ausreichend Zeit hat, die Gewinnentwicklung der Unternehmen und das Geschehen an den Börsen genau zu studieren, sagt Volksbank-Expertin Jutta von Bargen. „Alle anderen Anleger fahren besser mit Fonds, die das Geld ihrer Kunden breit über verschiedene Werte streuen.“ Dadurch würden die Risiken minimiert und die Renditechancen erhöht. „Fällt die Notierung einer oder mehrerer Aktien im Fonds, kann dieser Verlust durch steigende Kurse der übrigen Werte übertroffen werden“, erläutert Finanzexpertin von Bargen. In Anleihen können die meisten Anleger ohnehin nur über Fonds investieren. „Dies liegt an der großen Stückelung der Scheine“, sagt die Vermögensexpertin. Deutsche Bundesanleihen und Anleihen großer Konzerne werden in der Regel nur im Nennbetrag von 50.000 Euro aufgelegt. „Nur sehr vermögende Anleger können daher gezielt in einzelne Anleihen investieren“, erläutert von Bargen.