Das Angebot ist groß - der Weg zum passenden Sprachinstitut und Kurs führt über eingehende Beratung und einen Einstufungstest.

Hamburg. Was heißt bloß "Vorurteil" auf Englisch, frage ich mich. Da sich das Wallstreet Institute (WSI) als English Environment versteht, ist Deutsch verpönt. So versuche ich, den gesuchten Begriff auf Englisch zu umschreiben. Nicht lange, und das Wort "preconception" ist gefunden - was mir allerdings nicht leicht über die Lippen geht.

Dabei liegt mir doch daran, die Mär vom Hamburger Schmuddelwetter zu widerlegen, und so versichere ich unserer Lehrerin Robin aus Vancouver: "We do have sunny days in Hamburg!" "I haven't seen much of it - yet", kontert sie und hat damit locker zum eigentlichen Thema zurückgeführt: Present-Perfect-Sätze mit "yet" zu bilden. Die üben wir vier Kursteilnehmer zunächst im klassischen Frage-Antwort-Spiel, doch je nach Inhalt kommt es immer wieder zu kleinen sprachlichen Exkursen.

"Genau so soll es sein", sagt Steve Fairbank, Leiter der Hamburger WSI-Niederlassungen in Eppendorf und am Valentinskamp. "Das aktive Sprechen und Hören soll sich anhand der Themen ganz natürlich entwickeln." Beim Sprachenlernen im WSI sind dabei verschiedene Akzente zu hören, denn das knapp 30-köpfige Team setzt sich aus englischen, amerikanischen und kanadischen Muttersprachlern zusammen. "Schließlich begegnen Sie im Alltag auch nicht immer nur reinem Oxford English", sagt Fairbank, der seinerseits Australier ist.

Auch die Zusammensetzung der verschiedenen Kurse wechselt ständig, "denn unsere Kunden bestimmen ihr Lerntempo selbst", erklärt Fairbank. Aus einem Einführungsgespräch und dem dreiteiligen Einstufungstest ergibt sich das Startniveau. Die Einordnung erfolgt in 20 Stufen und reicht von Survival (1) bis Mastery (20). Beim Lernen werden die Teilnehmer von ihrem Berater unterstützt. Sitzt die jeweilige Übung, wird eine Encounter-(Begegnungs)-Stunde gebucht, um das Gelernte zu vertiefen. Fairbank: "Dazu bieten wir begleitende Communication classes an, in denen individuell gewünschte Themen behandelt oder aktuelle Artikel aus der ,Financial Times' besprochen werden. Oder man trifft sich bei unseren Club Activities, beim Coffee Morning oder Wine Tasting."

Das WSI hat sich auf Englisch spezialisiert und gehört zur Mediengruppe Pearson. Als Vertreter ihrer jeweiligen Landessprache und -kultur präsentieren sich hingegen Einrichtungen wie das Institut Français, das Istituto Italiano di Cultura oder das Instituto Cervantes. "Wir verstehen uns als spanisches Pendant zum Goethe Institut", sagt Helena Cortés Gabaudan, Direktorin des Instituto Cervantes. "Neben zweisprachigen Kulturangeboten bieten wir Sprachkurse aller Art." Das Angebot reicht von Schnellkursen über Konversations- oder Aussprachekurse bis zu speziellen Angeboten für Kinder oder Juristen. Und mit der virtuellen Plattform AVE (Aula Virtual de Español) bleiben die Teilnehmer auch über die Kurszeiten hinaus am Ball.

Eine Fülle verschiedener Sprachen bieten klassische Sprachschulen wie Berlitz, Inlingua oder Colón. Mit 18 Sprachen in verschiedenen Kursvarianten wirbt Colón. "Je nach Ihren individuellen Bedürfnissen wählen Sie zwischen Intensiv-, Abend-, Minikurs oder Einzelunterricht", sagt Geschäftsführer Otmar Tibes. Einem Kunden mittleren Alters, der berufsbedingt sein Schulenglisch möglichst schnell auffrischen und verbessern möchte, rät Tibes zu einer Kombination von Abendkurs und Einzelunterricht. "Während im Abendkurs einmal in der Woche fünf Monate lang der praktische Sprachgebrauch grundsätzlich behandelt wird, könnte der Einzelunterricht Fachvokabular ergänzen." Zu einem Business-Englisch-Kurs rät Tibes, um englischsprachige E-Mails und Telefonieren zu trainieren oder den richtigen Ton bei Small Talk und Geschäftsessen zu treffen.

In einem sind sich die Experten einig: Gleichgültig welches Angebot zur Entscheidung steht, den Anfang sollte immer ein Einstufungstest zur Niveaubestimmung machen. "Wir bieten persönliche oder telefonische Beratung an", sagt Margret Lohmann, Mitgeschäftsführerin der Hamburger Volkshochschule (VHS). "Auch ein Online-Selbsttest ist möglich. Denn die richtige Einstufung ist Voraussetzung für den Lernerfolg und für Spaß im Sprachkurs." Spaß versprechen vor allem die VHS-"Sprachen-Specials", die den Spracherwerb mit Kochen, Kunst oder Klettern verbinden. "Es geht darum, die Sprache mit allen Sinnen zu erleben, jenseits des klassischen Unterrichts, etwa durch ein Angebot wie Dänisch bei Hagenbeck", erklärt Lohmann. Mit Blick auf Affen und Elefanten lasse sich einfach leichter in einer ungeübten Sprache sprechen. Das bringt Erfolgserlebnisse, und diese wirken motivierend.

Motivation spiele eine besondere Rolle, wenn es um Fernlernen geht, sagt Bettina Srocke von ILS, Institut für Lernsysteme. "Fernlernende teilen sich ihr Pensum selbst ein, das heißt sie brauchen vor allem Motivation, Disziplin und Selbstorganisation. Andererseits liegt gerade hier der Vorteil von Fernlehre: Unsere Kunden lernen, wann und wo es ihnen passt." Aber passt Fernlehre zum Sprachenlernen? Ist nicht gerade der Lehrer entscheidend, der die Aussprache korrigiert? "Auf den müssen Sie gar nicht verzichten", sagt Srocke. Zwar werde vor allem mittels CDs und speziell konzipierter Unterrichtsmaterialien gelernt, jedoch sei per Telefon oder Skype ein Fernlehrer erreichbar. "Oder Sie schicken Textproben als MP3 ein. Wir setzen auf vielfältigen Medieneinsatz."