Deutsches Federvieh ist trotz höherer Preise extrem gefragt. Wer an Weihnachten leckeren Gänsebraten genießen will, muss sich sputen.

München. Gut eine Woche vor dem Fest werden die Gänse knapp. Egal, ob es eine frische Gans vom deutschen Bauern und Züchter sein soll oder die tiefgefrorene Variante etwa aus Polen oder Ungarn – bei allen Angeboten gebe es in diesem Jahr Engpässe, sagt Lorenz Eskildsen, Vorsitzender des Bundesverbands bäuerlicher Gänsehaltung (BBG), im dapd-Gespräch.

Europaweite Probleme bei der Aufzucht hätten den unerfreulichen „Braten-Alarm“ ausgelöst. Dazu komme, dass die Weihnachtsgans trotz Euro-Krise in diesem Jahr besonders gefragt sei, vor allem aus deutscher Haltung, sagt der Fachmann. Und das, obwohl die Spezialität um circa zehn Prozent teurer geworden ist.

Wer mit Bestellung und Einkauf bis kurz vor dem Fest warten wollte, dürfte in die Röhre gucken. „Wir mussten Neukunden schon absagen“, berichtet Constantin von Luttitz, Geschäftsführer des bayerischen Gutshofs Niederaltburg, der Münchner Metzgereien und Großgastronomen wie Feinkost Käfer oder Sternekoch Heinz Winkler beliefert. „Da wollte gerade jemand 55 Gänse ordern, aber wir haben nur noch 20, 30 zu vergeben.“ Gans knapp – so sieht es auch bei seinem norddeutschen Kollegen Eskildsen aus.

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Ein Hauptgrund für die Lieferschwierigkeiten ist das Wetter. Weil es im April in ganz Europa sehr warm war, kamen die Gänse auf eine extrem schwache Legeleistung. Sprich: Sie vermehrten sich nur träge. Und in Deutschland mussten zehntausende Tiere im Sommer notgeschlachtet werden, weil sie mit der Influenza infiziert waren, berichtet Eskildsen. „Das hat das allgemeine Angebot noch weiter nach unten gedrückt.“

Und ausgerechnet diese Weihnacht will halb Deutschland explizit „glückliche Gänse“ vom Bauern aus der Region auf den Tisch bringen. „Die Leute wollen inzwischen wissen, wo ihr Braten herkommt“, sagt Eskildsen. Deutsche Gänse werden im Gegensatz zu Federvieh aus dem Ausland mindestens 22 Wochen alt. Sie dürfen weder im Turbotempo gemästet, also gestopft werden, noch bei lebendigem Leib gerupft werden, wie anderswo erlaubt. Für das frische Qualitätsgeflügel geben die deutschen Verbraucher auch gern etwas mehr aus. Ein Kilogramm Gans kostet diesmal zwischen 8 und 14,20 Euro, erklärt der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft.

Wer auf die Kühltruhe im Supermarkt ausweichen will, muss sich ebenfalls beeilen. Auch dort sind die Bestände alles andere als üppig, sagt Eskildsen. Gefrorene Gänse sind meist Importware aus Polen oder Ungarn, die oftmals schon nach 16 Wochen Lebenszeit geschlachtet werden. Wer noch eine Frost-Alternative ergattert, solle sich das Etikett genau anschauen, rät Luttitz. Die Gans müsse noch mindestens ein Jahr lang haltbar sein. Ist das nicht der Fall, kann das Tier womöglich schon zwei Jahre alt sein. In solch einer langen Kühlzeit seit der Schlachtung verliere das Fleisch deutlich an Geschmack.

Und noch ein paar Tipps haben die Experten parat: Die perfekte Weihnachtsgans wiegt um die fünf Kilogramm. Hat sie mehr, ist sie meist zu fett. Bringt sie weniger auf die Waage, ist nach dem Braten kaum mehr was dran. Außerdem sollten die Innereien mitgeliefert werden. Das gibt eine tolle Soße.